Empfang
Weilheim bereitet „Hermann I.“ einen großen Bahnhof

Zu seinem 80. Geburtstag hat die Stadt Weilheim dem ehemaligen Bürgermeister und Ehrenbürger
Hermann Bauer in der Limburghalle einen Empfang bereitet. 

Hermann Bauer (2.v.r.) ist mit seiner Frau Christa seit 53 Jahren verheiratet: Links gratuliert ihm sein Nachfolger Johannes Züfle, rechts Köngens Ex-Bürgermeister und Kreistagsabgeordneter Hans Weil, der auch zu den Laudatoren gehörte.  Foto: Carsten Riedl

Alt-Schultes Hans Weil kann sich mit 32 Jahren als Bürgermeister von Köngen auch sehen lassen. Aber der Respekt vor Hermann Bauer war seit jeher groß. „Ich hätte mich 1982 nie getraut, in Weilheim zu kandidieren. Hermann Bauer war ja auf Lebzeiten gewählt“, sagt er in seiner launigen Laudation zum 80. Geburtstag des langjährigen Schultes. Besagter Jubilär trägt auch noch den Namen eines Mitglieds des Zähringer-Geschlechts.

Die Aufnahme Weilheims in den Bund der Zähringerstädte 1990 ist eins von vielen Verdiensten des begeisterten Hobbyhistorikers.
 

Er hat sich um keine Festbank gedrückt.

Johannes Züfle, Weilheims Bürgermeister über seinen volksnahen Amtsvorgänger


Die Zahlen des Kommunalpolitikers „vom alten Schlag“ beeindrucken ebenfalls: 37 Jahre war er Bürgermeister von Weilheim, 41 Jahre war er Kreisrat, zehn Jahre Regionalrat. All das hat Hermann Bauer in seinen 80 Lebensjahren untergebracht, ebenso wie die Ehrenbürgerschaft. Kein Wunder also, dass sich eine „illustre Festgesellschaft“ eingefunden hat, wie es Bauers Nachfolger Johannes Züfle in seiner Rede in der Limburghalle formuliert. Feiern tut Hermann Bauer gut und gerne – und schafft dafür Anlässe: In seiner Amtszeit hat er das Städtlefest, das Hepsisauer Dorffest und den Zehnweintrunk ins Leben gerufen – diese Institutionen hätte es ohne ihn nicht gegeben.

Doch Hermann Bauer ist weit mehr als feierfreudiger Schultes, er konnte sowohl im übertragenen Sinne als auch buchstäblich dicke Bretter bohren. Als er mit 26 Jahren als jüngster Bürgermeister weit und breit kurz nach der Kommunalreform antrat, konnte er den Gemeinderat – fast ausschließlich männlich mit einem Durchschnittsalter von 56 – schnell für sich gewinnen. Die Begeisterung für Stadtentwicklung hat der Sohn eines Bauunternehmers in den „Rahmenplan Stadtmitte 1978“ einbringen und damit die meisten überzeugen können. „Bauwerke wie der neue Friedhof oder das neue Rathaus werden über weitere Generationen prägend sein“, sagt er stolz.

Auch an seinem Haushalt hätte Wolfgang Schäubles
„schwäbische Hausfrau“ Freude gehabt: Während die Steuerkraft in Bauers Amtszeit auf das Sechsfache stieg, blieb die Verschuldung der Stadt unverändert bei zwei Millionen. „Das sind rund 200 Euro je Einwohner.“ Johannes Züfle lobt rückblickend in Anspielung auf die Bundesregierung: „Deine Finanzen stimmten auch ohne Sondervermögen.“ Im selben Zeitraum, der Amtszeit Hermann Bauers, stieg beim Bund die Schuldenlast auf das 30-Fache. „Das sind 12.000 Euro pro Einwohner“, sagt der Jubilar, der sich immer noch bester Gesundheit erfreut.

Einen großen Bahnhof gab es für Weilheims Ex-Schultes Hermann Bauer zu seinem 80. Geburstag. Foto: Carsten Riedl

Es besteht wohl kein Zweifel: Die Ära Hermann Bauers war eine Zeit der soliden Haushalte, und an die erinnert er auch als Chronist der Stadtgeschichte – gemeinsam mit dem ebenfalls anwesenden Kreishistoriker Manfred Waßner. Ebenso hat er sich auch als Kicker und Sänger engagiert: Beim Männergesangsverein Hepsisau ist er seit 48 Jahren Mitglied. So ist es naheliegend, dass die Männer unter sympathischer Leitung von Teresia Schaff ihm zu Ehren singen: Von „Was bist Du schön, mein Schwabenland“ bis zum „Brunnen vor dem Tore“.

Den Weilheimer Hausberg in „Hermannsberg“ umzutaufen, werde kaum möglich sein, weiß Laudator Hans Weil. Aber einen anderen Vorschlag hat er: den Weilheimer „Bertoldswein“ in „Hermannswein“ umzubenennen. Das ginge sogar historisch in Ordnung, Hermann I. war schließlich der Bruder von Bertold II. Und es brächte einen weiteren Vorteil mit sich: Die offizielle Umbenennung gäbe Anlass für eine weitere Feier im Städtle.