Die Chancen auf eine Schnellbusanbindung Weilheims steigen: Bei den Planungen für einen Relex-Bus zwischen Kirchheim und Göppingen hat sich der Verkehrsausschuss des Verbands Region Stuttgart nun für eine Route über Jesingen, Holzmaden und Weilheim ausgesprochen. „Das ist ein sehr positiver Beschluss für Weilheim“, freut sich Johannes Züfle, Bürgermeister der Stadt. „Der Expressbus ist eine wertvolle Ergänzung des ÖPNV.“
Zur Debatte gestanden hatten drei Routen ab Kirchheim, die alle über Aichelberg, Zell und Bad Boll führen. Die schnellste mit 37 Minuten Fahrtzeit hätte von der Teckstadt aus über die Autobahn geführt, die zweitschnellste mit 43 Minuten Fahrtzeit über Jesingen, Holzmaden und Aichelberg. Weilheim wäre bei beiden außen vor gewesen. Dass die Entscheidung nun auf die dritte und mit 46 Minuten Fahrtzeit von Kirchheim über Weilheim nach Göppingen auch zeitintensivste Variante gefallen ist, hat unterschiedliche Gründe.
Rosenloh als Argument
Eine wesentliche Rolle spielt das geplante Industriegebiet Rosenloh. „Es besteht die Perspektive, über die Erschließung des Gewerbegebiets Rosenloh mit der möglichen Ansiedlung einer Produktionsstätte für Brennstoffzellen ein bedeutsamen regionalen Gewerbeschwerpunkt anzubinden“, heißt es dazu in den Ausführungen des Verbands Region Stuttgart. Außerdem verspricht die Route über Weilheim das höchste Fahrgastpotenzial. Der Verband schätzt, dass an Schultagen 900 bis 1100 Fahrgäste den Schnellbus zwischen Kirchheim und Göppingen nutzen könnten.
Einfluss auf die Überlegungen rund um den Expressbus hat zudem die angedachte Reaktivierung der Bahnstrecke zwischen Kirchheim und Weilheim. Aktuell läuft dazu eine Machbarkeitsstudie. „Erste Ergebnisse sind für Ende des Jahres geplant“, weiß Weilheims Bürgermeister Johannes Züfle. Dann zeigt sich, ob weitergeplant wird oder nicht. Wenn nein, könnte der Schnellbus eine Alternative bieten. „Die Linienführung über Weilheim würde auch optimal den geplanten Verlauf der Eisenbahn Kirchheim – Weilheim mit Durchbindung nach Bad Boll und Göppingen umsetzen, wenn sich eine Reaktivierung nicht rechnen sollte“, lautet der Standpunkt des Verbands Region Stuttgart. Hilfreich wäre der Expressbus aber auch im anderen Fall. Zwar ist ein Parallelverkehr von Relex-Bus und Bahn den Vorgaben zufolge ausgeschlossen. Sollte es jedoch grünes Licht für die Schiene geben, kann es noch Jahrzehnte dauern, bis die ersten Züge fahren. „Eine Überbrückung durch den Expressbus wäre deshalb sinnvoll“, ist Weilheims Bürgermeister überzeugt.
Start im Jahr 2025?
Das sieht auch der Verkehrsausschuss der Region so. Er hat sich explizit dafür ausgesprochen, unabhängig von den Ergebnissen der Studie einen Vorlaufbetrieb für die neue Relex-Linie einzurichten.
Bislang ist vorgesehen, dass die Schnellbusverbindung zum 1. Dezember 2025 eingerichtet und mit der neuen Schnellbuslinie Göppingen – Lorch abgestimmt wird. „Es wäre aber schön, es würde schneller gehen“, so Züfle. Allerdings stehen noch umfassende Beratungen rund um die Fahrpläne sämtlicher Expressbuslinien an – und zu den Fahrzeugstandards: Seit vergangenem Jahr greift auch für den ÖPNV die „Clean Vehicles Directive“. Sie gibt vor, dass neue angeschaffte Busse zumindest teilweise emissionfrei oder -arm unterwegs sein müssen. Darum geht es unter anderem in der nächsten Ausschuss-Sitzung Anfang März.
Der neue Relex-Bus soll elf Mal halten
Schnellbusse dienen dazu, kreisübergreifend Mittelzentren – wie beispielsweise Weilheim –, S-Bahn-Endpunkte oder zentrale Anlaufpunkte wie den Flughafen miteinander zu verbinden. Um möglichst zügig vorwärtszukommen, soll es möglichst wenig Zwischenhalte geben. Pro Ort oder Stadtteil wird in der Regel eine Haltestelle angefahren, in Ausnahmefällen zwei. Meistens liegen die Haltestellen direkt an der Fahrtroute der Busse.
Elf Haltestellen sind – inklusive der Start- und Endpunkte an den Bahnhöfen Kirchheim und Göppingen – bei der Schnellbusverbindung über Weilheim geplant. Halten soll der Bus in Jesingen an der Wartehalle, in Holzmaden am Bahnhof, in Weilheim im Schluchtweg, in Aichelberg an der Kreuzung, in Zell in der Schillerstraße, in Bad Boll an der Evangelischen Akademie und in Sehningen, in Bezgenriet am Bezirksamt und in Jebenhausen an der Linde.
Fahren würde der Expressbus mindestens im Stundentakt zwischen 5 und 24 Uhr an Werktagen, zwischen 6 und 24 Uhr an Samstagen und zwischen 7 und 24 Uhr an Sonn- und Feiertagen. Auch ein Halbstundentakt zu stark frequentierten Zeiten, etwa von 6.30 bis 8.30 Uhr sowie von 14 bis 19 Uhr an Werktagen ist denkbar. Der neue Schnellbus würde mit der S-Bahn, der Teckbahn und dem Relex-Bus zum Flughafen abgestimmt.