Samstag, kurz nach elf Uhr. Die knackigen Böen machen es Mariya Weippert nicht leicht, die letzten Stücke ihrer Keramikwaren so zu präsentieren, dass nichts zu Bruch geht. „Ich habe die Tischdecken bewusst weggelassen“, erzählt die Künstlerin aus der Ukraine, die zum ersten Mal in Weilheim ausstellt. „Brennen, bemalen, glasieren und nochmals brennen, so liegt die Farbe geschützt unter der Glasur“, verrät sie ihre Arbeitsschritte. Der Vorteil, ihre außen wie innen mit Blumen und Tieren handbemalten Tassen, Teller und Schüsseln sind dadurch spülmaschinenfest. „Wir haben einige Aussteller von draußen nach innen verlagert“, verrät die städtische Veranstaltungsleiterin Stefanie Halmel, die unter den 60 mitwirkenden Kunstschaffenden nur zwei Absagen aus gesundheitlichen Gründen und angesichts der Wetterlage bekam.
Und diese zeigte sich passend zum April launisch-kreativ, Regengüsse, Wind nebst kurzen Sonnenblitzern, da war wirklich alles dabei. Gegebenheiten, von denen sich Heidi Buchele und Sonja Jauß aus Hattenhofen nicht ihre gute Laune vermiesen lassen.
Mit augenscheinlichem Vergnügen pilgern die zwei Tai-Chi-Verbundenen durch die Schlossscheuer und halten am Stand „Art of Tiffany“ aus Kornwestheim gemeinsam Ausschau nach einem besonderen Mitbringsel für einen lieben Menschen namens Herta Susanne aus den USA. „Eine Freundin, die seit fünfzig Jahren in Virginia lebt, wir besuchen uns seitdem immer gegenseitig“, klärt Heidi Buchele auf.
Vom Speditionskaufmann zum Fotografen, Christian Dangel aus Bissingen erzählt mit seinen Bildern auf Alu-Dibond oder hinter Acrylglas seine eigenen Geschichten. Schon von weitem hört man „It’s all over now Baby Blue“ von Bob Dylan, schade, dass Bernhard Amsberg „noch“ kaum Zuhörer hat. Der ehemalige Briefträger aus Kirchheim hat sich seit 40 Jahren dem Folk, Country und Softrock verschrieben und es ist wirklich hörenswert, wie er die alten Klassiker rüberbringt.
Auch wenn die Besucherzahl am Samstagsmittag noch überschaubar ist, der Landfrauen-Vorsitzenden Barbara Kleinbach ist es keinesfalls angst und bange, dass sie auf ihren selbstgemachten Kuchen und Torten sitzenbleibt. „Wir sind trotz des komischen Wetters gekommen, um die Arbeit der Künstler wertzuschätzen“, verraten Sarah und Dora aus Weilheim, die gerade einen „Upgecycelten Topflappen zum Reinschlupfen“ von Silke Heer von „Jeans Reloaded“ aus Wendlingen unter die Lupe nehmen. „Mal so, mal so“, beschreibt Nicole Struk das Interesse an ihren Etageren jenseits des Mainstreams. „Früher war es etwas mehr, man wird älter“, sagt Helmut Balz aus Heinigen und meint damit die Anzahl seiner filigranen Vogelfiguren, die er aus Astgabeln aus heimischen Hölzern individuell anfertigt. Aus natürlichen Materialien wie reine Wolle zeigt sich die fröhliche „Rosenrot-Mode“ für Mädchen und Frauen von Rebecca Zabel, die betont: „Manchmal sagt mir der Stoff, wie groß der Rock sein wird.“
Eine hübsche Idee sind die „Geschwisteranhänger“ vom „Holz und Kunststüble“ aus Jebenhausen, die Schreinerin Ramona Geist den kleinen Besuchern zum Bemalen anbietet. „Das macht jeder wie er will“, erklärt die siebenjährige Lea, die mit ihrem zwei Jahre jüngeren Bruder Paul aus Neidlingen gekommen ist. Unterschreiben kann das Herbert Häbich, der seine „Erlebbare Schmiedekunst“ bei 800 bis 900 Grad noch immer gerne macht und als schön empfindet. Ähnlich ergeht es dem Kettensägen-Ehepaar Jan-Philipp Mäder und Eva Weissinger, die bekannt als „Schwobaschnitz“ kunstvolle Objekte gestalten und aus Rücksicht wegen des Lärms am Sonntag zu Hause blieben.
Nicht ganz so radikal bearbeitet Angelo Grillo vom gleichnamigen Atelier aus Bissingen seine wunderschönen Skulpturen aus heimischen Hölzern, aus denen er ganz unterschiedliche Lichtobjekte kreiert. Unterstützend mit am Stand sind seine Tochter Natalie und ihr Mann Florian Pfitzer, der heute mal keinen Auftritt mit der Gruppe „Die Jauchzaaa“ hat. Der Großteil der Aussteller zeigt sich angesichts der Wetterlage mit der Besucherzahl recht zufrieden.