Weilheim. Wie schafft es eine Kleinstadt, Verkehr und Mobilität in Einklang zu bringen und gleichzeitig den Co2-Ausstoss zu reduzieren? Weilheim nimmt den Klimaschutz ernst und hat in der jüngsten Sitzung des Gemeinderats die Erarbeitung eines ganzheitlichen Verkehrs- und Mobilitätskonzepts für rund 94 000 Euro in Auftrag gegeben. Wie Bürgermeister Johannes Züfle dem Ratsgremium mitteilte, wurden insgesamt sieben Büros zur Abgabe eines entsprechenden Angebotes aufgefordert. „Unter den fünf Interessenten hat das Büro Köhler und Leutwein aus Karlsruhe das günstigste Angebot abgegeben und ist in Weilheim bereits bekannt“, begründet Johannes Züfle die Auswahl der Verwaltung. Ziel des Konzepts sei es, alle Verkehrsträger zu betrachten und damit die Bevölkerung von Anfang an zu beteiligen, erklärt der Bürgermeister. So sieht das auch Stefan Wammetsberger, Geschäftsführer des Büros Köhler und Leutwein: „Wir müssen alle Verkehrsarten beleuchten, um das Optimum für die Stadt rauszuholen.“ In erster Linie gehe es dabei um den Klimaschutz und damit verbunden um die Co2-Reduktion. „Dies ist nur möglich, wenn der Anteil der täglichen Wege reguliert wird, etwa durch Homeoffice und durch nachhaltige Mobilität“, erklärte Stefan Wammetsberger. Das bringe einerseits Vorteile für die Luftqualität und die Verkehrssicherheit, andererseits könne der Verkehrslärm deutlich reduziert werden. Er warnte vor blinder Euphorie: „Eine Verkehrswende bringt Zielkonflikte mit sich und ist nicht nach ein paar Wochen umgesetzt.“ Wenn man beispielsweise Rad- und Buswege ausbaue, schränke man andere Verkehrsteilnehmer automatisch ein. „Darum ziehen wir ein gemeinsam erarbeitetes und langfristiges Konzept vor“, betonte Stefan Wammetsberger. Die Wirtschaft dürfe bei der Umsetzung der geplanten Verkehrswende nicht außen vor gelassen werden, deshalb seien auch die Erreichbarkeit der Arbeitsplätze und das Parkraummanagement zu berücksichtigen. Nicht zuletzt spielen hierbei der Lieferverkehr, der ÖPNV und der touristische Verkehr eine gewichtige Rolle. Nicht minder wichtig seien die schwächeren Verkehrsteilnehmer, wie Stefan Wammetsberger zu bedenken gab. „Unter den Radfahrern gibt es verschiedene Nutzer der Radwege“, erläuterte der Verkehrsingenieur. „Pendler und Sportradler sind anders auf ihren Drahteseln unterwegs als etwa unsichere Schulkinder." Die Fußgänger wiederum hätten andere Ansprüche, so Stefan Wammetsberger. „Sie wünschen sich Barrierefreiheit und mehr Platz auf der Straße.“ Die Reduzierung der Geschwindigkeit trage zusätzlich einen großen Teil zur Verkehrssicherheit bei. Das Mobilitätskonzept habe das langfristige Ziel, die Infrastruktur zukunftsfähig auszubauen und den Lebensraum Stadt attraktiver zu gestalten, erklärte Stefan Wammetsberger seinen Plan zur Umsetzung in Weilheim. „Wir beginnen mit Ortsbegehungen und installieren Verkehrszählungen an zehn verschiedenen Stellen, um uns ein Bild machen zu können“, beschrieb er die ersten Schritte des Büros. Vorgesehen sei vorrangig eine Bürgerbefragung, die später in einem Workshop mit Bürgerbeteiligung ihre Fortsetzung finde. Eine erste Bestandsanalyse will Stefan Wammetsberger bis zum Dezember dieses Jahres liefern. „Wir überreichen der Stadt ein Gesamtpaket mit umsetzbaren Maßnahmen für die nächsten zehn bis 20 Jahre.“ Im Juni 2023 soll das Verkehrskonzept für Weilheim stehen und bis Anfang 2024 alle Konzepte so zum Abschluss gebracht werden, damit die Stadt sie in den kommenden Jahren realisieren kann. Thomas Krytzner
Weilheim nimmt den Stadtverkehr unter die Lupe