Es ist beschlossene Sache: Weilheim will insgesamt drei Jurtenkindergärten bauen. Nach dem Hepsisauer Ortschaftsrat hat nun auch der Gemeinderat seine Zustimmung zu den Plänen der Stadtverwaltung gegeben. In Hepsisau soll die besondere Form eines Naturkindergartens ab 2024 den bisherigen Kindergarten ersetzen. In Weilheim wird möglicherweise schon im kommenden Jahr ein zweigruppiger Jurtenkindergarten an den Start gehen und dazu beitragen, dem Mangel an Kita-Plätzen entgegenzuwirken. Angedacht ist, eine Jurte in der Gänsweide aufzustellen und die andere auf dem Egelsberg.
„Mit den Jurtenkindergärten verbinden wir zwei Welten“, erläuterte Weilheims Bürgermeister Johannes Züfle – den klassischen Kindergarten im Steingebäude und den Waldkindergarten mit Bauwagen. Anders als bei anderen Wald- und Naturkindis haben Kinder und Erzieher ein festes Dach überm Kopf. Es gibt einen rund 50 Quadratmeter großen Gruppenraum mit Holzboden, isolierte Wände und Panoramafenster. Im Extramodulen sind Trockentoiletten und Garderoben untergebracht. Eine Besonderheit der Jurtenkindergärten: Sie machen schon die Jüngsten mit Nachhaltigkeit und den Kreisläufen der Natur vertraut. Ein Beispiel: Sowohl Wasser als auch Holz zum Heizen müssen die Kinder mit den Erzieherinnen und Erziehern holen. Auch das Schmutzwasser wird selbst entsorgt.
Von den Jurtenkindergärten erhofft sich die Stadt gleich mehrere Vorteile. In Hepsisau hatte aufgrund der geringen Kinderzahlen zur Diskussion gestanden, ob sich der Erhalt der Kindergartens auf Dauer lohnt. Die Jurte soll nun einerseits einen vollwertigen Kindergarten im Ort bieten und andererseits durch das außergewöhnliche Konzept auch Familien aus der Kernstadt anlocken. Großer Beliebtheit erfreuen sich Naturkindergarten derzeit auch bei vielen Familien. Die Nachfrage nach Plätzen ist in der Region groß.
Darüber hinaus hofft die Stadt, mit den Jurtenkindergärten in Zeiten des Fachkräftemangels besonders attraktive Arbeitsplätze für Erzieherinnen und Erzieher zu schaffen. Das scheint zu gelingen: „Es sind tatsächlich schon jetzt konkrete Anfragen bei uns eingegangen“, teilte der Bürgermeister mit. Nicht zuletzt lassen sich die Jurten schnell und einfach aufbauen.
Alleinstellungsmerkmal in Gefahr?
Die Begeisterung für das Konzept der Jurtenkindergärten war bei den meisten Weilheimer Stadträten groß. Lob gab es auch dafür, dass die Verwaltung so schnell eine Lösung für die drohenden Engpässe bei den Kitaplätzen vorgelegt hat. Allerdings gab es auch Kritik. „Vom Konzept des Jurtenkindergartens bin ich zwar überzeugt“, sagte UWV-Stadtrat Hartmut Hummel. Weil es nun aber auch in Weilheim zwei Jurten geben soll, sieht er das Alleinstellungsmerkmal für Hepsisau gefährdet. „Nachher sind es doch wieder zu wenige Kinder, und dann diskutieren wir wieder, ob es sich überhaupt lohnt, die Hepsisauer Jurte weiterzubetreiben“, äußerte er seine Befürchtungen. Dass es in Hepsisau auch in Zukunft einen Kindergarten gibt, hält dessen ehemaliger Ortsvorsteher aber für essenziell. Falle er weg, dann drohe der Teilort zum „Altenheim Weilheims“ zu werden.
„Wir brauchen zügig neue Kindergartenplätze“, betonte Dr. Hansjörg Egerer (FWV) und bat , das Konzept schnell voranzutreiben. Der gleichen Meinung war Gerda Schrägle (SBV). „Es ist wichtig, dass die Eltern Planungssicherheit haben“, sagte sie: „Die Jurtenlösung ist sehr schnell umsetzbar, flexibel und relativ kostengünstig.“