Weilheim. Am Stuttgarter Flughafen und in Wendlingen lässt sich schon heute Zukunft tanken. Die beiden bisher einzigen Wasserstofftankstellen im Landkreis Esslingen für Fahrzeuge mit Brennstoffzellenantrieb sollen bis 2026 Zuwachs erhalten. Im Weilheimer Gewerbegebiet Rosenloh nahe der Autobahn soll dann nicht nur getankt, sondern Wasserstoff auch hergestellt werden können. Stünde dort bis dahin wie geplant die Gigafactory des Brennstoffzellen-Herstellers Cellcentric, ergäben sich zusätzliche Synergieeffekte. Zunächst sollen beide Projekte jedoch für sich stehen.
Einer, der darauf setzt, dass beides in großen Schritten verwirklicht wird, ist Hans-Jörg Fischer. Der Chef des Bau- und Logistik-Unternehmens in Weilheim hat das Zukunftsmodell „Hy.-Teck“ gemeinsam mit den Flensburger Projektentwicklern von „GP Joule“ angestoßen. Die Idee: der Bau eines Elektrolyseurs, der mit Strom aus regionalen Solar-Anlagen grünen Wasserstoff für eine Tankstelle erzeugt. Die Abwärme aus der Elektrolyse könnte nebenbei das Gewerbegebiet und Teile der Stadt über ein Nahwärmenetz mit Heizenergie versorgen. Vom Verband Region Stuttgart gibt es dafür 4,6 Millionen Euro Fördergelder. Für den Weilheimer Unternehmer, dessen Lkw-Flotte aneinandergereiht knapp zwei Kilometer weit bis nach Aichelberg reichen würde, sind solche Pläne alles andere als grüne Spinnerei. „Wir hängen in unserer Branche komplett vom Diesel ab“, sagt Fischer. „Das müssen wir schleunigst ändern.“ Dass der Weg aus der fossilen Abhängigkeit ein steiniger ist, das weiß auch er. Genehmigungsverfahren dauern lange. Auch deshalb, weil beim Thema Wasserstoff das meiste Neuland ist. Brennstoffzellenfahrzeuge für den Baustelleneinsatz sind zudem bisher noch gar nicht am Markt, weil bei den wenigen Herstellern der Fernverkehr Vorfahrt hat. Sollte sich das ändern, will Fischer seinen Fuhrpark so schnell es geht umrüsten.
Für andere ist die Transformation ebenfalls schon lange Thema. Der Kirchheimer Logistik-Riese Mosolf hat vor Wochen die ersten Fahrzeuge mit vollelektrischem Antrieb in Betrieb genommen, die Kirchheimer Firma Feeß steht als Pionier beim Baustoff-Recycling ebenfalls in den Startlöchern. Will der Landkreis seine Klimaziele im Verkehrssektor erreichen, müssten bis 2030 hier 280 emissionsfreie Busse und Nutzfahrzeuge unterwegs sein. Bei einer Laufleistung von 80 000 Kilometern pro Jahr hieße das: 2800 Tonnen Wasserstoff, erzeugt aus grünem Strom. Bernd Köble