In Baden-Württemberg sind Stadtkreise und Große Kreisstädte mit mehr als 20 000 Einwohnern dazu verpflichtet, bis Ende kommenden Jahres eine kommunale Wärmeplanung auszuarbeiten. Darin sollen sie einen Fahrplan aufstellen, wie sie bis 2040 eine klimaneutrale Wärmeversorgung erreichen wollen.
Weilheim ist mit seinen gut 10 000 Einwohnern also nicht in der Pflicht. Trotzdem erstellt die Stadt freiwillig einen Plan für den Umstieg auf alternative Wärmequellen. „Wir wollen uns rechtzeitig kümmern und vorne mit dabei sein“, betonte Rainer Bauer, zweiter stellvertretender Bürgermeister, der die jüngste Gemeinderatssitzung an Stelle von Johannes Züfle leitete.
Wie der Weg dorthin aussieht, erläuterte Tobias Nusser vom Stuttgarter Büro EGS-plan, das auf Energiekonzepte und Gebäudetechnik spezialisiert ist. „Wir haben heutzutage ein System, das auf fossilen Energieträgern beruht“, sagte er und betonte: „Fossile Energieträger haben künftig keinen Platz mehr.“ Der Wärmeplan soll aufzeigen, welche Alternativen es gibt.
In einem ersten Schritt wird analysiert, wie Weilheim aktuell heizt. Sprich: Es wird die Gebäude- und Energieinfrastruktur samt Energiebedarf pro Gebäude erhoben. In einem zweiten Schritt geht es um die Potenziale. Zum einen werden dabei Einsparmöglichkeiten durch energetische Sanierung identifiziert. Zum anderen geht es darum, welche alternativen, erneuerbaren Energiequellen statt Öl und Gas eingesetzt werden können. Das sind zum Beispiel Geothermie, Grundwasserwärme, Solarthermie oder eben Abwärme aus lokalen Industriebetrieben.
So viel wie 1,4 Millionen Liter Heizöl
An dem Punkt könnten das geplante Industriegebiet Rosenloh und die Brennstoffzellenfabrik der Firma Cellcentric eine Rolle spielen. „Durch die geplante Wasserstoffinfrastruktur würde eine große Menge an Abwärme entstehen“, sagte Tobias Nusser. Den Berechnungen zufolge sind das 18 000 Megawattstunden pro Jahr. „Das entspricht 1,4 Millionen Liter Heizöl“, so Nusser. Die könnten zum Beispiel verwendet werden, um das Bildungszentrum Wühle, die Limburghalle und umliegende Wohngebiete mit Wärme zu versorgen.
Anhand der Potenziale werden schließlich ein Zielszenario für das Jahr 2040 und ein Fahrplan dorthin erstellt. Für eine Machbarkeitsstudie zur Abwärmenutzung in diesem Jahr fallen rund 36 000 Euro an. Die kommunale Wärmeplanung kostet zwischen 45 000 und 60 000 Euro, wobei das Land bis zu 80 Prozent zuschießt.