Weilheim und Umgebung
Weilheimer Bücherei: Schmökern und Coden in der Lounge-Ecke

Investitionen Die Weilheimer Stadtbücherei hat ihren Kinder- und Jugendbereich mit neuen Sitzmöbeln ausgestattet und ihr digitales Angebot weiter ausgebaut. Einzug gehalten haben auch einige Roboter. Von Bianca Lütz-Holoch

Der neue Assistent für die Klassenführungen in der Weilheimer Stadtbücherei ist klein, blau und kugelig. Wenn er ein paar Worte zur Begrüßung sagt, lächelt, einzelne Kinder ansteuert oder durchs die Gänge des Kapuzinerhauses
 

„Wir sind ein Haus, das alle medialen Formen anbietet.
Ellen Keller-Bitzer über Tablets, Robotic-Tools und digitale Möglichkeiten in der Weilheimer Stadtbücherei

rollt, tauen auch zurückhaltende Schülerinnen und Schüler auf. „Er ist ein richtiger Eisbrecher“, sagt Ellen Keller-Bitzer, Leiterin der Weilheimer Stadtbücherei. „Dash“ – so der Name des Roboters – gehört zu den neuen Errungenschaften der Stadtbücherei. Zwei Förderprogramme haben es der Einrichtung ermöglicht, ihr digitales Angebot weiter auszubauen und den Kinder- und Jugendbereich umzugestalten. „Insgesamt sind fast 30 000 Euro aus Bundesmitteln in die Weilheimer Bücherei geflossen“, sagt Ellen Keller-Bitzer.

„Die Bibliothek ist auch ein Aufenthaltsort“, erläutert die Büchereileiterin. „Unser Ziel war es, mehr Aufenthaltsqualität zu schaffen.“ Das ist offensichtlich gelungen, unter anderem mit neuen Möbeln für den Kinder- und Jugendbereich: Im Obergeschoss laden in den Leseräumen jetzt gemütliche Sofas, farbenfrohe Stoff-Sitzmöbel und Hocker mit Loungecharakter zum Entspannen ein. „Die Schulklassen sind begeistert“, sagt Kathrin Theilig, zuständig für den Kinder- und Jugendbereich. „Die Schüler lieben es, dort zu schmökern“, freut sie sich und berichtet vom Lob junger Besucher für die Lounge-Ecke: „Die Sessel sind so cool!“ Auch in der Bilderbuchecke lässt es sich wieder gemütlich sitzen: Das beliebte Podest hat einen frischen Teppich erhalten.

Ein weiteres Highlight in der Bücherei ist das neue „Edutainment-Panel“, ein Wandbildschirm, der Lernspiele für Kinder von drei bis zwölf Jahren bietet, zum Beispiel Memory, ein Malprogramm oder Geschicklichkeitsspiele. „Alle haben das Prädikat ,pädagogisch wertvoll‘, machen aber trotzdem Spaß“, sagt Ellen Keller-Bitzer – und zwar nicht nur den Kindern, wie die Mitarbeiterinnen der Bibliothek festgestellt haben. Eltern klinken sich gerne mal in die Spiele ein oder genießen es, dass ihr Kind für ein paar Minuten beschäftigt ist und sie ungestört in den Regalen stöbern können.

Brückenschlag zwischen analoger und digitaler Welt

Mit solchen neuen Angeboten möchte die Bücherei eine Brücke zwischen der analogen und der digitalen Welt schlagen. „Wir sind ein Haus, das alle medialen Formen anbietet“, sagt Ellen Keller-Bitzer. Nach wie vor erfreuen sich Bücher, Spiele und das japanische Bilderbuchtheater Kamishibai großer Beliebtheit. „Aber wir wollen auch dem multimedialen Anspruch gerecht werden. Das entspricht einfach der Lebenswirklichkeit.“

Analoges mit Digitalem kombiniert auch ein Spiegel-Set fürs Tablet, das die Bibliothekarinnen an interessierte Kinder herausgeben können: Eine App stellt Aufgaben, die Kinder legen auf dem Tisch mit echten Spielsteinen Formen, Zahlen oder Wörter und erhalten in Echtzeit digitale Rückmeldung.

Speziell bei Klassenführungen oder Themen-Veranstaltungen kommt das Robotics-Sortiment zum Einsatz. Neben Eisbrecher „Dash“ gibt es auch einen Käfer, der sich auf einem Plan so bewegt wie vorab eingestellt, oder einen Mini-Roboter, der nach Farben fährt. „So können die Kinder erste Erfahrungen mit Programmieren und Coding sammeln“, erläutert die Bibliotheksleiterin.

Dabei hilft auch der Tablet-Satz in halber Klassenstärke, den die Bibliothek samt Ladestation eigens für Schülerführungen angeschafft hat. Verschiedene Apps ermöglichen auch Lernspiele oder Rallyes.

„In der Bibliotheksarbeit hat sich in den vergangenen zehn bis 20 Jahren enorm viel getan“, sagt Ellen Keller-Bitzer. Nach wie vor aber bestehe bei den jungen Besuchern das Grundbedürfnis nach einem geschützten, attraktiven Raum, in dem sie Geschichten erleben können. Die Voraussetzungen dafür könnten wohl kaum besser sein als in dem historischen und doch modern gestalteten Kapuzinerhaus, das Ellen Keller-Bitzer als „schönsten Arbeitsplatz der Welt“ bezeichnet.

Rückgabeautomat ist im Dauereinsatz

Von den Fördermitteln profitieren längst nicht nur die jüngsten Besucher, sondern alle Nutzer. So hat die Bücherei einen zusätzlichen Kundenlaptop angeschafft. Auch die kontaktlose Rückgabe für Medien wurde noch einmal erleichtert. Zum einen ist der Rückgabe-Automat vor der Bücherei mittlerweile rund um die Uhr im Einsatz. „Er ist jeden Morgen voll“, geht Ellen Keller-Bitzer auf die Beliebtheit des Geräts ein. Zum anderen besteht jetzt auch eine Selbstrückgabemöglichkeit im Inneren der Bibliothek: Wer sich nicht an der Theke anstellen möchte, nutzt das Rückgaberegal.

Ebenfalls neu ist die Möglichkeit zu E-Payment. Das heißt, ihre Gebühren können die Kunden jetzt digital bezahlen. „Das ist auch bei älteren Generationen mittlerweile sehr beliebt“, hat Kathrin Theilig festgestellt.

 

Zwei Mal beworben, zwei Mal den Zuschlag erhalten

Die Weilheimer Bücherei hat sich für zwei Förderprogramme beworben und konnte beides Mal mit ihren Konzepten überzeugen.

„Vor Ort für alle“ ist ein Soforthilfeprogramm, mit dem der Deutsche Bibliotheksverband und der Bund zeitgemäße Konzepte von Büchereien im ländlichen Raum fördern. Die Weilheimer Bücherei hat daraus 10 700 Euro für die Umgestaltung des Kinder- und Jugendbereichs, das Edutainment-Panel und das Rückgaberegal erhalten.

„WissensWandel“ lautet der Titel eines Förderprogramms der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien. Es hat zum Ziel, die digitalen Services und digitale Wissensvermittlung zu stärken. Die Weilheimer Bücherei hat daraus rund 18000 Euro erhalten und konnte damit E-Payment sowie RFID-lesbare Büchereiausweise einführen und Tablets sowie Robotic-Tools anschaffen.bil