Die spektakulären Tierfotos an den Wänden im ersten Stock sieht der Besucher schon beim Betreten des Hauses in Weilheim. Das Besondere: Die Bilder der Affen und Nilpferde sind selbst gemacht, denn ihre Arbeit für den Verein „Adept“ hat Gabriele und Christian Rolfs mehrfach nach Uganda geführt. Vor allem Gabriele Rolfs ist in den vergangenen acht Jahren regelmäßig in dem ostafrikanischen Land gewesen. Allerdings war das nur ein kleiner Teil der Arbeit, sozusagen das Sahnehäubchen. „Sie fahren nicht die ganze Zeit mit dem Jeep durch die Wildnis“, sagt Christian Rolfs lachend, „Entwicklungsarbeit ist viel Arbeit am Schreibtisch, mit Excel-Tabellen und Steuererklärungen.“
Der Verein ist keine Idee von Deutschen, die unbedingt etwas in Afrika machen wollen.
Gabriele Rolfs sind die Bedürfnisse der Menschen vor Ort wichtig
Gabriele Rolfs hatte dafür mit Förderantragen zu kämpfen: „So ein Antrag kann 15 Seiten haben“, sagt sie. Das hat sie mit Iris Neuss im Team bewältigt, die für Patenschaften zuständig ist. „Alles ehrenamtlich, keine Reise wird bezahlt, jede Spende geht direkt dorthin“, betont sie. Für die Nachweise ans Finanzamt war Ehemann Christian zuständig.
Der Verein hat Ehepaar Rolfs viel bedeutet, dennoch wollen sie nun eine neue Etappe beginnen. Ihre langjährige Heimat Weilheim werden die beiden nach bald 28 Jahren verlassen. „Als Familie haben wir hier die bislang längste Zeit verbracht“, sagt die 63-Jährige. Allgäu, Portugal gehörten ebenfalls zu ihren Stationen. Nun zieht es das Ehepaar nach Bremen, der Heimatstadt des 64 Jahre alten Christian Rolfs. „Es gab den Wunsch, zu bleiben“, sagt Gabriele Rolfs. Doch die drei Kinder zieht es langfristig Richtung Norden. Daher heißt es für die Rolfs ab Ende Juni: Weser statt Limburg: „Das ist ein Riesenschritt“, sagt Gabriele Rolfs – weg von Weilheim, dem schönen Garten, dem Blick auf die Limburg und natürlich den vielen Freunden und Bekannten.
Afrika als Herzensangelegenheit
Weilheim war vor allem auch durch die Arbeit für Adept geprägt, wobei die Liebe zu Afrika Gabriele Rolfs gewissermaßen in die Wiege gelegt worden ist. Geboren in Tansania als jüngstes von vier Kindern eines Missionars und einer Ärztin lernte sie zwar nicht Suaheli, aber die Kultur intuitiv kennen. „Das Leben hat sich später auch in Deutschland immer um Afrika gedreht“, sagt die ehemalige Lehramtsstudentin, die nicht nur für den Teckboten gearbeitet hat, sondern auch die Musikschule Lenningen geleitet hat. Das Suaheli-Wort Bakuli – Schale – hat es in den familieninternen Sprachgebrauch der Familie Rolfs geschafft. Als es die Möglichkeit gab, Schulpartnerschaften für den Verein „Eine Welt“ in Tansania und Uganda zu betreuen, griff sie zu, obwohl das viel Stress für die dreifache Mutter bedeutete. „Ich bin sieben Jahre zwischen Weilheim und Frankfurt gependelt“, sagt sie – auch wenn es „nur“ zwei Tage pro Woche waren.
Auf Dauer wurde es der dreifachen Mutter aber zu stressig. Die Gründung des Vereins Adept gab ihr dann die Möglichkeit, wieder von Weilheim aus zu arbeiten. Vor allem das ostafrikanische Uganda und seine Bewohner haben es ihr angetan. „Als ich dort das erste Mal war, hab ich mich gefühlt wie ein Fisch im Wasser.“ Nicht nur das: Die oft zähe Arbeit mit Behörden wurde durch besondere Glücksmomente kompensiert. Etwa beim Besuch der St.-Bruno-Schule im Sommer 2022. „Durch die Arbeit von Adept in Kooperation mit der AEB-Stiftung war aus der tristen, heruntergekommenen Stadtrandschule in ein paar Jahren ein bewundertes Bildungsinstitut mit IT-Fachräumen und hellen Klassenräumen geworden“, erinnert sie sich. Das schönste sei gewesen, dass die Veränderung nicht nur die Gebäude betroffen habe, sondern die gesamte Atmosphäre an der Schule. „Während sie bei früheren Besuchen beschämt auf den Boden geblickt hatten, sahen uns die Schüler und Schülerinnen auf einmal selbstbewusst und zuversichtlich an. Lehrkräfte präsentierten mit Stolz ihre neuen Unterrichtsmöglichkeiten. Die früher eher phlegmatische Schulleiterin wirkte wie ausgewechselt und voller Energie“, erzählt Gabriele Rolfs. Das sichtbarste Zeichen aber war: An dieser Schule wurde seit vielen Jahren zum ersten Mal wieder getanzt – spontan, selbstbewusst und ausgelassen. „Unsere Arbeit hatte den Menschen Zuversicht und Mut gegeben – und uns mit Glück erfüllt“, erzählt sie.
Wenn sie in Weilheim auf dem Markt von Spendern oder Spenderinnen angesprochen wurde, wie es in Uganda läuft, hat sie das besonders gefreut. „Man setzt sich auch hier damit auseinander.“ Was Adept eben ausmache, sei: „Der Verein ist keine Idee von Deutschen, die unbedingt etwas in Afrika machen wollen.“ Vielmehr seien Einheimische auf sie zugekommen, wie Denis Kalyango, Schulinspektor im Projektgebiet. Er wurde zur Schlüsselfigur innerhalb des Bildungswerks der Diözese Masaka. „Darüber haben wir 750 Bildungseinrichtungen erreicht“, sagt Gabriele Rolfs. Als kleiner Verein aus Deutschland haben sie gemeinsam mit der Diözese dafür gesorgt, dass es für alle 750 Schulen eine Kinderschutzrichtlinie gab.

„Nicht die Hand aufhalten“
Diese Richtlinien seien auch Voraussetzungen dafür, dass es vom Bundesministerium eine Unterstützung gibt. Was ihr auch immer wichtig bei ihrer Arbeit war: „Wir wollen Projekte, die nicht die Hand aufhalten, sondern aus eigener Kraft funktionieren.“ Daher fällt es dem Ehepaar auch leichter, sich nach und nach zurückzuziehen, denn die Projekte hängen nicht von ihnen ab.
Auch berufsbildende Maßnahmen an den Schulen haben sie auf den Weg gebracht. Mithilfe von Adept wurde das in Deutschland entwickelte „Step“-Programm auch an Schulen in Uganda implementiert. Damit werden Schüler zu Unternehmern und in Praxiskursen auf die Zeit nach Schule oder Studium vorbereitet: Kredite aufnehmen und bedienen, ein Branding für eine Marke entwickeln, im Team arbeiten und vieles mehr.
Auch wenn die Rolfs sich 2028 zurückziehen, werden viele Partnerschaftsprogramme und Schulprojekte weiterlaufen, auch mit anderen Stiftungen. „Das ist nachhaltig und das war uns wichtig“, sagt Christian Rolfs.