Die Zeiten für Städte und Kommunen sind wirtschaftliche anspruchsvoll, dennoch wäre es Weilheims Gemeinderat fast gelungen den Haushaltsplan für 2024 ohne größere Debatten auf den Weg zu bringen. Schließlich ging es in der Sitzung nur noch darum, über die Eingaben der Wählervereinigungen und des Ortschaftsrates zu entscheiden.
Nur ein DIN A4 großer Zettel mit einer grafischen Darstellung, den Ilse Fischer und ihre Mitstreiter der Bürgerdemokratischen Fraktion kurz vor der Sitzung verteilt hatten, sorgte für Gesprächsstoff. Auf ihm war eine neue Version für den geplanten Naturkindergarten an der Kirchheimer Straße in Weilheim zu sehen. Zum Hintergrund: Vor fast zwei Jahren hatte das Gremium eine Natur-Kita mit zwei Gruppen nach dem „Living-Circle“-Konzept geplant, die jedoch recht kostspielig war. Im Zuge der Planungen für die Natur-KiTa in Hepsisau hat die Verwaltung dann eine kostengünstigere Lösung gefunden, die im Grunde eine doppelte Ausführung der Hepsisauer Version ist.
Nun sah die BDF aber nochmal Einsparpotenzial, in dem man die Form von rund in Vieleck ändert. Diese Alternative soll 1,28 Millionen kosten, was gegenüber den geplanten Kosten der aktuellen Version in Höhe von 1,6 Millionen mehr als 300 000 Euro Ersparnis bringen würde.
Dennoch stieß die Idee bei der Verwaltung auf wenig Begeisterung. „Sie haben den Vorschlag 38 Minuten vor der Sitzung abgegeben. Es gibt aber bereits einen Termin am 9. Juni“, verwies Bürgermeister Johannes Züfle auf den exakt terminierten Baustart. Außerdem habe man einen Generalunternehmer beauftragt, der alle Kosten aufgeführt hat. Aus der Kostenaufstellung der BDF gehe nicht hervor, was alles darin enthalten sei und was nicht. Bei einem neuen Entwurf sei auch eine komplett neue Planung notwendig.
Die neue Kita soll am 1. Januar in Betrieb gehen, daher drängt die Zeit. Im Gemeinderat überwog ebenfalls die Skepsis. „Wir sparen alle gern, aber wir haben auch eine Entscheidung getroffen, unter Zeitdruck. Jetzt aufgrund eines Zettels zu sagen, das ist 320 000 Euro billiger...“, wandte Gerda Schrägle von der Sozialen Bürgervereinigung (SBV) ein. „Wir wollen einfach eine Alternative prüfen lassen. Den Antrag hatten wir dazu schon im Januar gestellt, aber die Unterlagen sind erst jetzt gekommen“, hielt Ilse Fischer dagegen. Am Ende gelang es ihrer Fraktion aber nicht, eine Mehrheit für den Antrag zu bekommen, den Baukörper nochmal prüfen zu lassen. Der Kindergarten wird nun gebaut wie geplant.
Relativ schnell konnte Bürgermeister Johannes Züfle das Thema eines eigenen Gymnasiums in Weilheim abhandeln, das die Freie Wählervereinigung in der vergangenen Sitzung eingebracht hatte. Anlass für den Antrag war die von der Stadt Kirchheim geforderten erhebliche Kostenbeteiligung Weilheims am Erhalt der beiden Kirchheimer Gymnasien LUG und Schloss. Gegen ein eigenes Gymnasium sprechen derzeit die potenziellen Schülerzahlen: im Weilheimer Einzugsgebiet käme man auf 53 potenzielle Schülerinnen und Schüler pro Jahrgang. Um ein Gymnasium planen und bauen zu dürfen, bedarf es aber mindestens 60 pro Jahrgang, erklärte Bürgermeister Johannes Züfle. „Eine Schulentwicklungsplanung hätte keinen Aussicht auf Erfolg“, meinte er. So ganz wollte es die antragstellende Freie Wählervereinigung dann doch nicht abhaken. „Wir sollten es trotzdem auf dem Schirm behalten, weil ein Gymnasium auch die Attraktivität Weilheims steigern würden“, betonte Hansjörg Egerer von der FWV.
Abgelehnt wurde auch ein Antrag der UWV, die Stelle eines oder einer Seniorenbeauftragten statt mit 30 Prozent mit 50 Prozent Umfang auszustatten. Das Argument der Ratsmitglieder Gunter Schilpp und Ulrich Mors, dass die Stelle sonst schwer zu besetzen sei, weil sie nicht attraktiv genug sei, zog nicht. Das Rund lehnte den Antrag mit 8:10 ab.
Bei einem ordentlichen Ergebnis von -3,8 Millionen Euro wurde der Haushalt 2024 nach rund einstündiger Besprechung der Anträge einstimmig verabschiedet.