Wer im vergangenen Jahr ebenfalls in den schmalen Gassen, am Marktplatz, vor dem Bürgerhaus und der Schlossscheuer unterwegs war, hatte mit Sicherheit am Samstagvormittag ein Déjà-vu. Sonne, Platzregen und fiese Windböen im stetigen Wechsel, das Wetter war mindestens so facettenreich wie das Angebot der über fünfzig Aussteller. Und diese hatten im Außenbereich alle Hände voll zu tun, ihre Waren und nicht zuletzt ihre in Schwingung kommenden Pavillons festzuhalten und zu sichern. Krach, Bumm, Klirr – manche der Hobbykünstler hatten gut hörbar Pech.
Kreative Karten
„I glaub, dem Aussteller mit den Spiegeln send oinige he ganga“, meint eine Besucherin zu ihrem Begleiter, während beide im Bürgerhaus an der Kuchentheke stehen. Und dass diese gut gefüllt ist, dafür sorgten die fleißigen Bäckerinnen des Weilheimer Waldkindergartens. Seit fünf, sechs Jahren kommt Gerda Müller-Häcker aus Seewald zu dem „netten kleinen Markt“ nach Weilheim. Direkt vor Ort streicht sie ihren zuvor „im Wasser eingeweichten und im Thermomix zerschlagenen Papierbrei aus Büttenpapier, Kleister und Porzellanmehl“ über unterschiedliche Springerle-Formen. „Danach zwei Tage trocknen lassen und schon hat man kreative Modelle für Karten oder als Christbaumschmuck“, verrät die Hobbykünstlerin aus dem Schwarzwald.

















Wenige Meter entfernt bietet Pierrot Krzywinski filigranen Schmuck aus Murano-Glas und Kunstfotografie im Pastell-Look an. Für beides benötige man eine „ruhige Hand und gute Augen“, verrät der Stuttgarter, der mit 80 Jahren noch immer gerne designt und seine Ware schon lange nicht mehr im Freien anbietet. „Vom Zeltaufbau habe ich die Nase voll und wie man sieht, das Wetter wird immer schwieriger.“
„Ausgefuchste Produkte“
Buchstäblich „ausgefuchste Produkte“ bietet das Fuchsmädchen Cornelia Ullmann aus Ochsenwang an. „Das sind superschöne Sachen“, lobt Katja aus Holzmaden, die ihrer elfjährigen Tochter Anna mit dem Kauf einer „To-do-Liste“ eine große Freude bereitet hat. Auf „modernes Design in Farben wie rosa, lila oder blau“ setzt Luisa Fröschle von „lulewu ceramic“ aus Lichtenwald in ihren handgeformten Unikaten aus Keramik. „Hi! Wir sind Annika und Simone und wir dippen Kerzen in den coolsten und knalligsten Farben“, präsentieren sich die Weilheimerinnen von „two hot to candle“. Ungeachtet des stürmischen Wetters – oder gerade drum – bilden sich kleine Warteschlangen vor dem „Kino Kunst Kultur-Verein“, der neben Waffeln auch Rote vom Grill oder Curry-Wurst von der Metzgerei Wahl anbietet.
Händler mit Nachfrage zufrieden
Nach Luisa Jones Illustrationen aus der Teckstadt, Tina Boslers Filzfloristik und nicht zuletzt den fruchtigen Geldbeuteln, die Helen Bozinakis aus Tetrapacks kreiert, zieht es die Freundinnen Jessica und Nele zum „boutiquele“ von Yvonne Reitz. Sowohl die Inhaberin, als auch ihre Aushilfe Manuela Rieger, die im Outlet berät, zeigen sich über die Nachfrage am Einkaufssonntag sehr zufrieden. Genauso sieht es Bernd Holl vom gleichnamigen Sportgeschäft. „Wir haben regen Zulauf“, so der Geschäftsführer, der feststellt, dass das Wandern bei Jüngeren immer mehr in Mode komme. „Insofern ändert sich auch die Optik und das Design, Bekleidung und Schuhe werden leichter und vielseitiger“, weiß der Fachmann. Es regnet, mal wieder. Auch am Sonntag kennt Petrus keine Gnade. „Wir leiden mit den Ausstellern im Außenbereich mit, das ist so schade, aber gut für die Läden“, sagen Hannelore und Gernot Auermann, die anstatt den Crêpes-Stand nun die Geschäfte „Zweitliebe“ und „Woll-Gefühl“ vorziehen. Interessierte Sonntagsbummler werden auch im Tobelwasen gesichtet, unter anderem bei der Sandra Burkhardt GmbH, wo die Familie vor Ort neue Wandtechnik für den Badbereich sowie organische Wandbeläge aus Alm-Heu mit Kornblumen, Margariten oder einer Bergwiese anbietet. Eine tolle Sache, die DLRG-Jugend Weilheim hat sich bei den Jüngsten fürs Kinderschminken gemeldet, die viereinhalbjährige Jael hat sich für einen Regenbogenfisch entschieden.