Kommission untersucht Vorwürfe gegen Hermann Ehrensperger
Weilheimer Pfarrer wird beurlaubt

Weilheims katholischem Pfarrer Ehrensperger wird die Vernachlässigung dienstlicher Pflichten und fragwürdiges persönliches Verhalten vorgeworfen. Zur Klärung der Anschuldigungen hat der Bischof nun eine Kommission eingesetzt und den Pfarrer beurlaubt.

Weilheim. Es war keine gewöhnliche Sitzung, die der katholische Kirchengemeinderat Weilheim am vergangenen Donnerstag abgehalten hat. Auch Dekan Paul Magino, dem Leiter des katholischen Dekanats Esslingen-Nürtingen, wird sie noch lange im Gedächtnis bleiben. Er war zusammen mit einem Coach gekommen, um den Streit, der nach den Kirchengemeinderatswahlen im März in dem Gremium ausgebrochen war, zu schlichten. Und nicht nur das: Seine Aufgabe war es auch, dem Kirchengemeinderat zu verkünden, was der Bischof in der Sache Hermann Ehrensperger entschieden hat: Der Pfarrer wird beurlaubt, bis die Vorwürfe gegen ihn geklärt sind.

Immer wieder war in der vergangenen Zeit von verschiedenen Seiten Kritik an Weilheims katholischem Pfarrer laut geworden. Dabei ging es unter anderem um die Vernachlässigung seiner pastoralen Pflichten, aber auch um fragwürdiges persönliches Verhalten. „Es wird eine Kommission eingesetzt, die die Anschuldigungen untersucht“, informiert Dekan Paul Magino. Er selbst ist ebenso Mitglied des Gremiums wie ein Vertreter der Hauptabteilung pastorales Personal, ein Vertreter des Kirchengerichts und ein Sprecher des Priesterrats, also der priesterlichen Mitarbeitervertretung. „Ich gehe davon aus, dass die Untersuchungen mindestens vier bis sechs Wochen dauern“, sagt Magino. Es würden unterschiedliche Personen angehört, unter anderem auch die Mitglieder des 
Kirchengemeinderats.

Während dieser Zeit ist Weilheims Pfarrer Hermann Ehrensperger beurlaubt. „Das heißt, er muss sich außerhalb der Gemeinde aufhalten, darf keinen Kontakt mit den am Geschehen Beteiligten haben und keine priesterlichen Arbeiten verrichten“, so Magino. Auch das Pfarrhaus muss Ehrensperger während der laufenden Untersuchungen verlassen. Er könne aber woanders unterkommen.

„Als ich all das mitgeteilt habe, war die Betroffenheit im Kirchengemeinderat groß“, berichtet Paul Magino – die Überraschung dagegen habe sich eher in Grenzen gehalten. Überrascht ist allerdings Paul Magino selbst gewesen, als er am Donnerstagabend zur Sitzung in Weilheim eintraf. Die war nämlich vom Zweiten Kirchengemeinderatsvorsitzenden Ernst Hartmann ohne Wissen des Dekans zu einer öffentlichen Sitzung erklärt worden. Zwischen 60 und 70 Zuhörer, so schätzt Magino, nahmen teil. Für die entsprechende Bestuhlung war schon im Vorfeld gesorgt worden. „Das war also alles vorbereitet“, folgert Magino. Denkwürdig wird für ihn auch der Moment bleiben, als er in öffentlicher Runde verkündete, dass Pfarrer Ehrensperger beurlaubt wird. „Da haben die 60 Zuhörer dem Kirchengemeinderat und mir allesamt den Rücken zugedreht.“

Im Laufe des Abends wurden dann auch einige der Zuhörer zu Wort gebeten. Von einem Sprecher seien er selbst und zwei Mitglieder des Kirchengemeinderats hart angegriffen worden, berichtet Magino. „Aber es gab auch im Ton angemessene, wohlwollende Beiträge für Herrn Ehrens­perger“, anerkennt er.

Als positives Ergebnis des Abends verzeichnet Paul Magino auch, dass der Kirchengemeinderat einen weiteren Termin mit dem Coach vereinbart habe. „Dabei wollen sie an die Fragen der Zusammenarbeit herangehen.“

Während der Beurlaubung Hermann Ehrenspergers ist übrigens der Kirchheimer Pfarrer Franz Keil der Administrator, also der rechtlich zuständige Pfarrer. „Er kann aber natürlich nicht alle Dienste übernehmen“, so Magino. Deshalb werde er selbst an diesem Wochenende die Gottesdienste und Taufen im Weilheimer Raum übernehmen. „Dabei gebe ich dann der Gemeinde auch eine Erklärung ab“, so Magino.

Pfarrer Hermann Ehrensperger selbst war gestern nicht für eine Stellungnahme zu erreichen.