Aktionstag
Weilheimer Schülerinnen und Schüler sprühen Frieden an die Wand

Beim Friedenstag am Bildungszentrum Wühle mit Workshops zu Themen wie Demokratie, Zivilcourage und Zusammenhalt setzen Schülerinnen und Schüler ein kreatives Zeichen gegen Rassismus. 

Am Bildungszentrum Wühle treten Schülerinnen und Schüler am Friedenstag in Workshops kreativ gegen Rassismus in Aktion. Es wird gesprayt, geslammt oder auch mal nur still zugehört.  Foto: Jule Störk

Still ist es im Klassenzimmer, die Türen sind geschlossen, der Countdown läuft. Im Escape-Room geht es nicht um Punkte – sondern um Flucht, Meinungsfreiheit und Zivilcourage. Den Gang runter wird gesprayt, in der Mensa steht ein Ex-Neonazi, nebenan wird eine Taube aus Teig geformt. Es ist Friedenstag am Bildungszentrum Wühle.

Alle zwei Jahre findet der Friedenstag am Internationalen Tag gegen Rassismus statt. „Frieden beginnt im eigenen Haus“, erklärt die Initiatorin und Lehrerin Christine Lay. Dass das keine Floskel ist, zeigen die knapp 600 Schülerinnen und Schüler der Weilheimer Real- und Hauptschule eindrucksvoll:

 

„Frieden beginnt im eigenen Haus.

Christine Lay, Lehrerin und Initiatorin des Friedenstags am BZW


Sie beschäftigen sich auf kreative, ernste und persönliche Weise mit dem, was Frieden im Alltag bedeutet. Schon die Workshopwahl zeigt, wie groß das Interesse ist: Als die Anmeldung freigeschaltet wird, legen so viele gleichzeitig los, dass der Server kurzzeitig in die Knie geht – ein kleiner Zwischenfall, und gleichzeitig ein großes Kompliment. 

Ob beim Sprayen, Tanzen, Diskutieren oder Meditieren – der Friedenstag bringt die Schulgemeinschaft auf vielfältige Weise zusammen. In den Workshops arbeiten Schülerinnen und Schüler verschiedener Jahrgänge gemeinsam. Die Angebote sind so gestaltet, dass für alle etwas dabei ist: Wer sich ausdrücken will, kann dichten oder slammen, wer lieber zuhört, besucht Gesprächsrunden oder Vorträge. Andere greifen zur Schablone, Gitarre oder Teigschüssel. „Können wir das nicht öfter machen?“, fragt eine Sechstklässlerin, während sie mehlverschmiert eine Ladung gebackene Friedenstauben in die Gruppe trägt. Frieden ist an diesem Tag nicht abstrakt, sondern greifbar – mal leise, mal laut, mal ernst, mal spielerisch. Und gerade weil sich jeder wiederfindet, wächst das, worum es eigentlich geht: Zusammenhalt.

 

Für Schülerschaft stehen 20 Workshops zur Wahl

Rund 20 Workshops stehen am Friedenstag zur Wahl – angeboten von Lehrkräften, externen Referenten und Referentinnen und langjährigen Kooperationspartnern der Schule. Das Staatstheater Stuttgart ist mit einer Theaterwerkstatt dabei, die Tigersportakademie zeigt, wie wichtig Körperbeherrschung, Respekt und klare Regeln nicht nur im Sport, sondern auch im Miteinander sind. Eine Tanzlehrerin vom Tanzstudio Winkle bringt mit einer Gruppe Bewegungen auf die Bühne, die für Frieden und Verbundenheit stehen. In einem anderen Raum lernen die Kinder die Grundlagen gewaltfreier Kommunikation kennen – und wie Worte Brücken bauen können. 

Dass Kunst, Kultur und Bewegung die Demokratie stärken können, davon ist Christiane Lay überzeugt. Doch manche Angebote richten den Blick noch direkter auf gesellschaftliche Spannungsfelder – etwa der Vortrag von Manuel Bauer. Der Ex-Neonazi spricht offen über seine Zeit in der rechtsextremen Szene und seinen Ausstieg.

Auch Weilheims Bürgermeister Johannes Züfle ist vor Ort. Für die Peace-Reporter stellt er sich Interviewfragen und spricht mit Jugendlichen über Frieden und Demokratie. Die Gruppe dokumentiert den Tag filmisch – als Teil eines Medienprojekts.

 „Da, das ist deine!“, ruft eine Schülerin quer durchs Foyer und zeigt auf eine lila Friedenstaube am Fenster. „Liebe“ steht darauf – und der Name ihrer Freundin. Alle Schülerinnen und Schüler waren eingeladen, ihre Antwort auf eine große Frage zu geben: Was braucht es für Frieden? Ihre Gedanken notierten sie auf Papier-Tauben. Die bunten Botschaften hängen nun im Schulgebäude – als Zeichen dafür, dass Frieden dort beginnt, wo man den Mut hat, sich selbst zu zeigen.

Die AG „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ am Bildungszentrum Wühle wird von Lehrerin Christiane Lay geleitet und arbeitet projektbezogen – ohne feste Gruppen, aber mit einem engagierten Kern. Ziel ist es, Schülerinnen und Schüler für Themen wie Menschenrechte, Demokratie, Antisemitismus und Diskriminierung zu sensibilisieren – und ihnen Räume zu geben, selbst aktiv zu werden. Im Zentrum steht der Peer-to-Peer-Ansatz: Inhalte werden von Jugendlichen für Jugendliche erarbeitet und vermittelt – etwa bei der jährlich stattfindenden Anne-Frank-Ausstellung oder der Ausstellung zum Internationalen Tag der Menschenrechte.

Auch Fahrten, wie die Gedenkstättenfahrt nach Grafeneck, werden aus der AG heraus organisiert. Die AG ist Teil der Schulkultur und begleitet das ganze Jahr über Aktionen – vom Friedenstag bis zu Theaterbesuchen im Rahmen der Kooperation mit dem Staatstheater Stuttgart. Ziel ist es, demokratische Werte nicht nur zu vermitteln, sondern erlebbar zu machen. Kunst und Kultur gelten dabei als wichtige Werkzeuge – um Haltung zu zeigen, miteinander ins Gespräch zu kommen und Gemeinschaft zu stärken.