Weilheim und Umgebung
Welt retten als Traumjob

Berufsorientierung „Coaching4Future“ hat Station bei den neunten Klassen der Weilheimer Realschule gemacht. Das Programm will Schüler für technisch-naturwissenschaftliche Berufe begeistern. Von Bianca Lütz-Holoch

Mal eben schnell die Welt retten - das können auch die besten Wissenschaftler nicht. Aber wer einen technischen Beruf erlernt oder etwas Mathematisch-Naturwissenschaftliches studiert, kann zumindest dazu beitragen. Das haben Jasmin Friedrich und Michael Müller den Neuntklässlern der Weilheimer Realschule klargemacht. Die Molekularbiologin und der Geograf arbeiten für das Berufsbildungsprogramm „Coaching4Future“, das Schülern die sogenannten MINT-Berufe - also Berufe aus dem Bereich Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik - schmackhaft machen soll.

Im Gepäck hatten die beiden Coaches interaktive Videoclips, Infos zu verschiedenen Berufsbildern, Technik zum Anfassen und Beispiele für innovative Erfindungen. Wie etwa Fleisch aus dem Labor. „Um es herzustellen, entnimmt man einem Tier Stammzellen“, erläuterte Michael Müller. In einer Nährlösung vermehren sich die Zellen und bilden Muskelstränge. Bisher ist auf diese Art vor allem farbloses, hackähnliches Fleisch entstanden. Allerdings hat die Forschung Fortschritte gemacht. „Man kann jetzt auch festes Fleisch produzieren, das schmecken soll wie ein Steak“, sagte Jasmin Friedrich. Der Nutzen: weniger Umweltbelastung, weniger Massentierhaltung und weniger Antibiotika-Einsatz.

Ein bisschen zur Weltrettung können auch Nebelfängernetze, Wachswatte, Algenfilter und Mooswände beitragen. Nebelfängernetze aus Polyester werden in küstennahen Wüsten eingesetzt, um dem Wassermangel zu begegnen: An ihnen kondensiert Wasser, das in großen Behältern gesammelt wird. Die Wachswatte - die zufällig durch einen Maschinenfehler entdeckt wurde - kann in hohem Grad Öl binden und etwa bei Tankerunglücken helfen, die Meere zu reinigen.

Mooswände dagegen finden sich ganz in der Nähe, in Stuttgart zum Beispiel. „Moos nimmt sehr gut CO2 und Feinstaub auf“, so Michael Müller - gut für die baden-württembergische Landeshauptstadt, die mit schlechter Luftqualität zu kämpfen hat. Ebenfalls aus diesem Grund eingesetzt werden in Stuttgart auch Algenfilter.

Es gibt noch viele weitere Bereiche, in denen technisch-naturwissenschaftliche Berufe gefragt sind - vom Wohnen angefangen über Mobilität und „Menschen helfen“ bis hin zum Thema Lifestyle. Letzteres suchten sich die Weilheimer Neuntklässler neben „Welt retten“ als zweiten Schwerpunkt aus. Ein großes Thema dabei: Augmented Reality, also die um virtuelle Elemente erweiterte Realität. Ein Beispiel war eine Skibrille, die nicht nur Temperatur und Geschwindigkeit im wahrsten Sinne des Wortes vor Augen führt, sondern auch Slalomhindernisse simulieren und so für mehr Spaß auf der Piste sorgen soll.

Augmented Reality kann übrigens auch beim Lernen helfen, wie Jasmin Friedrich und Michael Müller demonstrierten: Sie hatten ein T-Shirt mit skelettartigem QR-Code-Aufdruck dabei, scannten es mit dem Handy ab und ließen sich via Smartphone-App innere Organe und das Knochensys­tem anzeigen.

Zu jedem Kapitel stellten die Coaches auch Berufe vor - vom Fachinformatiker über den umweltschutztechnischen Assis­tenten bis hin zum Chemikanten und zur Fachkraft für Lebensmitteltechnik. Am Ende durften die Schüler dann auch noch selbst Hand anlegen. Sie testeten eine VR-Brille, prüften, wie sich eine textile Aorta-Prothese anfühlt und steuerten ein Laptop ausschließlich über Gesten.