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Wendlingen: Die Stadt bleibt erneut auf Bauplätzen sitzen

Bauen In Wendlingen finden sich für mehrere Grundstücke bereits zum zweiten Mal keine Käufer. Wie es mit den Ladenhütern weitergeht, ist unklar. Von Kerstin Dannath

Auch im zweiten Anlauf hat die Stadt Wendlingen nur für einen Teil ihrer zur Versteigerung stehenden Grundstücke im Neubaugebiet Steinriegel Käufer gefunden. Das Interesse an der Auktion blieb am Sonntag mau: Gerade einmal 18 Personen kamen zu der Veranstaltung, bei der sieben Bauplätze für Einfamilienhäuser unter den Hammer kamen. Wie bereits bei der ersten Versteigerung im Herbst, als vier von insgesamt 17 kommunalen Grundstücken keine neuen Eigentümer fanden, entpuppten sich auch diesmal einige der Flächen als Ladenhüter. Da mittlerweile drei Käufer, die in der ersten Runde den Zuschlag erhalten hatten, von ihrer Kaufabsicht zurückgetreten sind, waren insgesamt sieben Bauplätze vakant, deren Größe sich zwischen 460 und 527 Quadratmetern bewegt.

 

Das ist schon viel Geld. Es handelt sich schließlich um Wendlingen und nicht um Berlin.
Käufer eines Grundstücks
über das veranschlagte Mindestgebot von 800 Euro pro Quadratmeter

 

„Es hat sich bereits im Vorfeld abgezeichnet, dass das Interesse nicht so groß wie bei der ersten Versteigerung ist“, sagte Jens Fritz, der Leiter der städtischen Stabsstelle für Wirtschaftsförderung. Während sich im September rund 70 Interessenten angemeldet hatten, waren es dieses Mal nur 15.

Der Wirtschaftsförderer führte das hauptsächlich auf die steigenden Baukosten und allgemeine Unsicherheiten in Sachen Immobilienfinanzierung zurück. Um Spaßangebote von vornherein auszuschließen, mussten alle Interessenten, die sich eine Bieternummer zuteilen ließen, im Vorfeld nachweisen, dass sie sich den Grundstückskauf auch leisten können.

Wie im Herbst wurden keine Mondpreise erzielt: Durchschnittlich 822 Euro pro Quadratmeter wurden für die vier verkauften Bauplätze erzielt. Der Mindestpreis für die Gebote lag aus rechtlichen Gründen beim Bodenrichtwert von 800 Euro pro Quadratmeter.

Die vier Käufer kommen alle aus dem Landkreis, zwei sogar aus Wendlingen selbst. Einer der Bauplätze im unteren Bereich mit einer Grundstücksgröße von 460 Quadratmetern wurde zum Mindestgebot von 369 000 Euro verkauft, zwei weitere blieben ebenfalls nahe am Mindestpreis. Lediglich für eines der wieder an die Stadt zurückgegebenen Grundstücke, 487 Quadratmeter groß und attraktiv am oberen Rand des Neubaugebiets gelegen, entwickelte sich ein kleines Bietergefecht. Drei Parteien hatten Interesse und boten in 1000-Euro-Schritten – letztlich erhielt ein junges Paar aus Wendlingen für 431 000 Euro den Zuschlag, das Mindestgebot hatte bei 391 464 Euro gelegen.

Den Verlauf der ersten Versteigerung im Herbst hatten die beiden verfolgt, sie waren damals nach eigener Aussage aber noch nicht so weit, ein Grundstück zu kaufen. „Aber wir waren schon verwundert, dass der eine oder andere Bauplatz nicht wegging“, befanden die beiden mit Blick auf die attraktive Lage am Wendlinger Ortsrand.

Das Mindestgebot von 800 Euro pro Quadratmeter bewerteten allerdings weder sie noch ein anderes Wendlinger Paar, das ebenfalls eines der Grundstücke kaufte, als adäquat. „Das ist schon viel Geld – schließlich handelt es sich ja um Wendlingen und nicht um Berlin“, meinte einer der Käufer. Dass die Erschließung des Neubaugebiets bis September dieses Jahres abgeschlossen sein soll und man nicht noch über ein Jahr mit dem Baubeginn warten müsse, werteten die Käufer hingegen als positiv. So könne man die Ausgaben besser kalkulieren als noch vor einem Jahr. Was passiert nun mit den drei erneut übrig geblieben Grundstücken? Die bleiben laut Wirtschaftsförderer zunächst im Besitz der Stadt. „Wir werden intern in der Verwaltung und auch im Gemeinderat diskutieren, wie es mit diesen drei Bauplätzen weitergeht“, kündigte Fritz an. Um das Vergabeverfahren zu ändern, müsste im Gemeinderat vermutlich ein neuer Beschluss gefasst werden. Laut Bebauungsplan sind die drei Grundstücke für Einfamilienhäuser vorgesehen – auch hier wäre eine Bebauungsplanänderung fällig, bevor man davon abweichen könnte.

Dass ausgerechnet diese drei Bauplätze erneut keinen Käufer fanden, führt Fritz auch darauf zurück, dass dort direkt gegenüber jeweils dreigeschossige Mehrfamilienhäuser mit einer Höhe von bis zu 9,50 Meter gebaut werden. „Potenzielle Interessenten äußerten sich im Vorfeld dahingehend, dass es schon abschreckend sei, wenn klar ist, dass der Blick von vornherein verbaut wird“, so der Wirtschaftsförderer.

 

Was ist der Bodenrichtwert?

Definition Der Boden­richtwert ist der durchschnittliche Lagewert des Bodens für Grundstücke innerhalb eines räumlich abgegrenzten Gebietes, die sogenannte Bodenrichtwert­zone. Bodenrichtwerte werden alle zwei Jahre aktualisiert und veröffentlicht. Sie sollen zur Transparenz auf dem Immobilienmarkt beitragen. Für Wendlingen hat der Zweckverband „Gemeinsamer Gutachterausschuss im Landkreis Esslingen“ die Bodenrichtwerte zum 1. Januar 2022 ermittelt.

Kommunale Grundstücke Laut Wirtschaftsförderer Jens Fritz muss sich die Stadt Wendlingen beim Verkauf von Grundstücken als untere Grenze zwingend an den geltenden Bodenrichtwert halten. Zwar hätten immer mal wieder Interessenten nachgefragt, ob die Stadt mit dem Mindestpreis runtergehen könne, so Jens Fritz: „Doch das ist rechtlich nicht möglich.“ kd