Eigener Strom, flexible Arbeitsplätze und Raumbuchung per App: Etwas mehr als 80 Millionen Euro hat die Volksbank Mittlerer Neckar für ihren neuen Verwaltungskomplex in Wendlingen in die Hand genommen – und setzt damit moderne Maßstäbe. Seit Anfang Januar füllen die ersten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter das markante dreigliedrige Bürogebäude am westlichen Stadtrand mit Leben, bis Mitte Mai sollen alle 350 Beschäftigten umgezogen sein.
Unser Ziel war nicht nur, optisch eine Landmarke zu setzen, sondern auch unter dem Nachhaltigkeitsaspekt.
Markus Schaaf, Vorstandssprecher der Volksbank Mittlerer Neckar
„Wir können uns Zeit mit dem Einzug lassen“, sagt der Vorstandssprecher Markus Schaaf. Denn die Bank steht nicht unter Druck: In dem Wendlinger Neubau werden alle internen Bereiche gebündelt; sie waren bislang auf acht verschiedene Standorte in der Region verteilt, die noch solange wie nötig in Betrieb bleiben.
Es sei ein bisschen wie bei einer Badewanne, die sich langsam fülle, ergänzt der Bereichsleiter Organisation Stefan Gerlach, bei dem die Umzugsfäden zusammenlaufen. „Wir müssen nicht zwingend aus den bisherigen Gebäuden raus. Und können uns so alle an das neue Haus und die neue Form der Zusammenarbeit gewöhnen.“ Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter seien von Anfang bis Ende an eng mit einbezogen worden, betont Markus Weber, der Bereichsleiter für Unternehmenskommunikation.
So mache etwa die Abteilung Rechnungswesen auf eigenen Wunsch das Schlusslicht beim Umzug. „Die Abteilung hat am Anfang des Jahres mit den Jahresabschlüssen viel zu tun und ist dankbar, wenn sie sich noch etwas Zeit lassen kann“, erklärt Schaaf. Rund die Hälfte aller Beschäftigten werde von Mai an in Wendlingen arbeiten. Das gelte aber nur für den internen Bereich: „Für unsere Kunden vor Ort ändert sich nichts, ihre gewohnten Ansprechpartner bleiben in unseren jeweiligen Filialen“, betont der Vorstandssprecher.
Mit ihrem Neubau will die Volksbank auch ein Statement in Sachen Nachhaltigkeit setzen. Der dreigliedrige Komplex, entworfen von dem Stuttgarter Büro Muffler Architekten, soll mindestens Null-Energie-Standard erreichen. Dazu wurden sowohl auf dem Dach als auch in die Fassade etwa 400 Photovoltaik-Module integriert, die nahezu den gesamten Strom für die Wärme- und Kälteenergieerzeugung liefern. Beheizt und gekühlt wird das Gebäude per Geothermie-Anlage in Verbindung mit einer Sole-Wasser-Wärmepumpe.
„Unser Ziel war nicht nur, optisch eine Landmarke zu setzen, sondern auch unter dem Nachhaltigkeitsaspekt“, betont Schaaf. Neben der Verwendung von recyceltem Beton und Holz aus ökologischer Waldwirtschaft gehört dazu auch ein Mobilitätskonzept für die Mitarbeiter. Denn mit ausschlaggebend für den Standort war die verkehrsgünstige Lage neben dem Wendlinger Bahnhof. Das Interesse an einem von der Bank unterstützten Deutschlandticket sei hoch, sagt der Vorstandssprecher. Er ist überzeugt: „Wir sind hier auf dem richtigen Weg.“
Auch im Innenraum geht die Volksbank neue Wege – feste Einzelbüros gibt es nicht mehr, erklärt Schaaf. „Übrigens auch nicht für die Führungskräfte. Das ist auch für uns im Vorstand etwas ganz Neues, sorgt aber unterm Strich für mehr Glaubwürdigkeit.“ Stattdessen gibt es ein flexibles Arbeitsplatzkonzept, die Schreibtische werden geteilt und sollen am Abend „clean“ für den nächsten Nutzer sein. Die Volksbank rechnet mit einer Anwesenheitsquote von rund 70 Prozent. Integriert sind verschiedene Arbeitsbereiche, etwa Besprechungsräume oder eine sogenannte Telefonbox, die teils per App reserviert werden müssen.

Die beiden kleineren Quader, vier und fünf Geschosse hoch, werden komplett von der Volksbank genutzt, in dem achtgeschossigen, dem Bahnhof zugewandten Gebäudeteil nutzt sie drei Etagen, der Rest wird vermietet. Momentan sei noch ein Stockwerk frei, sagt Schaaf. Bereits eingezogen sind der Verbundpartner Union Investment und ein Fitnessstudio. Als neuer Mieter im Erdgeschoss und in der ersten Etage ist die Polizei vorgesehen.
Das Mietverhältnis ist laut dem Vorstandssprecher aufgrund der hohen Anforderungen seitens des Landesbetriebs Vermögen und Bau allerdings noch nicht ganz in trockenen Tüchern: „Wir sind in der Feinabstimmung, aber wir sind zuversichtlich, dass das funktionieren wird.“ Insgesamt habe die Volksbank ihr neues Verwaltungsgebäude größer konzipiert, als es derzeit notwendig sei, bekennt Schaaf. „So gibt es kein Platzproblem, falls unsere Bank noch weiter wächst.“
Die bisherigen Volksbank-Standorte
Fusion: Die Volksbank Mittlerer Neckar ist eine eingetragene Genossenschaft. Sie entstand 2020 aus dem Zusammenschluss der Volksbank Kirchheim-Nürtingen mit der Volksbank Esslingen und der Berkheimer Bank.
Bisherige Standorte: Angemietete Flächen werden laut dem Volksbank-Vorstandssprecher Markus Schaaf aufgegeben. Für ihre eigenen Immobilien sei die Bank bereits in engem Austausch mit den jeweiligen Kommunen. Neben Vermietungen schließt Schaaf auch Verkäufe nicht aus. Die größte eigene Fläche ist das Volksbankgebäude in Esslingen. Dafür gebe es bereits Mietinteressenten, so der Vorstandssprecher.