Rosig sind die Aussichten nicht, die Lenningens Bürgermeister Michael Schlecht bei seiner Haushaltseinbringung fürs kommende Jahr präsentiert hat. Der Etat weist ein negatives Ergebnis von 1,8 Millionen Euro aus. Wie der Bau des Kinderhauses in Oberlenningen zu stemmen ist, bleibt nicht nur deshalb fraglich. „Große Sorgen bereitet uns die Entwicklung der voraussichtlichen Baukosten von rund 16,4 Millionen Euro“, sagte er. Im Januar will die Verwaltung eine Entwurfsplanung vorlegen. Der Rathauschef sparte nicht mit Kritik an Bund und Land, die Rechtsansprüche in der Kleinkinder- und Kinderbetreuung und von 2026 an auch den Anspruch auf Ganztagsbetreuung an Grundschulen beschlossen haben. Wer Rechtsansprüche festlege, müsse die nötigen Bauten erheblich besser unterstützen als bislang. Wie das gehen könnte, weiß Michael Schlecht: In den 2000er-Jahren habe es Förderungen von 90 Prozent gegeben. „In Lenningen hat das den Bau des Ganztagsgebäudes mit der Schulmensa ermöglicht.“
einen Wumms oder gar Doppel-Wumms.
Die Krise sei mittlerweile gefühlt zum Normalzustand geworden, so der Bürgermeister. „Die Kommunen haben weder eine Bazooka noch einen Wumms oder gar Doppel-Wumms zur Bewältigung. Wir müssen mit knappen Finanzmitteln auskommen und das bei unverändert hoher, steigender Übertragung von Aufgaben.“ Trotz multipler Krisen packe die Verwaltung die Aufgabenfülle an und bringe einen vernünftigen Haushalt ein.
An der einen oder anderen Stelle werde die Gemeinde ausgebremst. So bei der Realisierung des Baugebiets „Lüxen“ in Brucken. Mit dessen Erschließung könne die Kommune nicht beginnen, da der Nabu-Landesverband gegen eine Genehmigung des Landratsamts Esslingen Widerspruch eingelegt hat. Konkret stört sich der Nabu am Okay des Landratsamts zur Umwandlung einer kleinen Streuobstwiese. Noch immer fehlt auch das „grüne Licht“ für die Ansiedlung eines Edeka-Vollsortimenters auf dem Leuze-Areal in Unterlenningen. „Wir wurden vor Kurzem erneut gebeten, Stellung zu den marktwirtschaftlichen Auswirkungen zu nehmen“, sagte Michael Schlecht. „Auch zu diesem Punkt erwarten wir jetzt endlich eine positive Entscheidung.“
Angehen möchte der Rathauschef die abgespeckte Entwicklung der Ortsmitte Oberlenningen. Dazu fehle noch der Erwerb eines Grundstücks. Michael Schlecht zeigte sich diesbezüglich jedoch optimistisch. Bei der Unterbringung von Flüchtlingen geht er davon aus, dass Wohncontainer benötigt werden. Überlegt wird, sie im Bereich der ehemaligen Papierfabrik aufzustellen. Die neuen Eigentümer haben bereits ihre Zustimmung signalisiert. Ein Anliegen ist dem Bürgermeister der Ausbau der Breitbandversorgung. Dazu soll das kommunale Breitbandnetz, das in allen Ortsteilen aufgebaut wurde, verkauft werden. Voraussetzung ist der flächendeckende Anschluss an die Datenautobahn auch für die Digitalisierung der Schulen. Dafür soll in den kommenden beiden Jahren insgesamt eine Million Euro ausgegeben werden.
Standort für zweiten Naturkindergarten
Michael Schlecht ist daran gelegen, angesichts steigender Kinderzahlen die Schule in Gutenberg zu reaktivieren. Für die nächsten beiden Schuljahre hat das Staatliche Schulamt Nürtingen das zwar abgelehnt, für die weitere Zukunft aber eine Perspektive aufgezeigt. Um die Kinderbetreuung auszubauen, soll im neuen Jahr eine Ganztagsgruppe im Kindergarten Hochwang starten. Im Januar möchte Michael Schlecht dem Gemeinderat zudem einen Standort für einen zweiten Naturkindergarten vorlegen.
Im Magen liegen dem Bürgermeister nicht nur offene Stellen in den Kindertageseinrichtungen und in der Verwaltung, sondern auch steigende Energiekosten. Er kündigte eine „PV-Offensive“ an. Eine Überprüfung von zehn Dächern gemeindeeigener Gebäude sei in Auftrag gegeben. Intensiv diskutieren will er weitere Ideen zum Klimaschutz. Unter anderem dazu und zur Entwicklung des Scheufelen-Quartiers soll es eine Klausurtagung geben. Geplant ist außerdem ein Ehrenamtsabend.
Unterm Strich steht ein negatives Ergebnis
Der Haushalt im Jahr 2023 ist nicht ausgeglichen. Unterm Strich steht ein negatives Ergebnis von fast 1,8 Millionen Euro. Dazu tragen die zu erwirtschaftenden Abschreibungen in Höhe von rund 1,7 Millionen Euro einen großen Teil bei. Durch hohe Investitionen ergibt sich im Finanzhaushalt ein negatives Ergebnis von rund 6,5 Millionen Euro.
Geplant ist unter anderem die Erschließung
beziehungsweise der Straßenbau im „Lüxen“ in Höhe von 1,5 Millionen Euro, eine neue Brücke
in der Talstraße in Schlattstall für fast eine halbe Million und die Sanierung des Rinnenwegs
mit Hochwasserschutz für gut eine halbe Million. 1,2 Millionen Euro fließen in den Neubau der Kindertagesstätte.
Die Rücklage beläuft sich zu Jahresbeginn auf 15 Millionen Euro. Zum Jahresende schmilzt sie
laut Kämmerer Rudolf Mayer auf knapp acht Millionen Euro ab. Ende 2026 liegt sie nach jetzigem
Stand nur noch bei 570 000 Euro.
Am 17. Januar nehmen die Wählervereinigungen Stellung zum Etat. Verabschiedet wird er am 7. März. ank