Mit der Debatte, ob und wann die Schulen und Kitas im Land wieder öffnen sollen, nimmt auch die Diskussion um Hygienevorkehrungen an Fahrt auf. Während sich zuständige Stellen - und mit ihnen etliche Kommunalpolitiker im Kreis Esslingen - nach wie vor darüber streiten, was denn nun im Sinne einer Bekämpfung der Pandemie am geeignetsten ist, wird andernorts längst gehandelt. Es gibt Resultate, die aufhorchen lassen sollten.
Werte wie in einem „Reinraum“
So hat ein unabhängiges Gutachten bestätigt, was bereits vor Weihnachten im Inselbad Zizishausen interne Untersuchungen der ortsansässigen Firma IST Metz gezeigt hatten. Die Spezialisten für Leuchtmittel bauten vergangenes Jahr ins Lüftungssystem der Sportstätte eine UVC-Anlage ein, die mit kurzwelligem ultravioletten Licht die Luft reinigt, indem sie Pilze, Bakterien und eben auch Viren abtötet. Dass das Verfahren funktioniert, zeigt die Auswertung durch das Hygieneinstitut Biotec aus Gütersloh.
Gemessen wurde die mikrobiologische Belastung über sogenannte Koloniebildende Einheiten (KBE) pro Kubikmeter Luft. Im Freien bewegt sich diese Zahl in aller Regel zwischen 250 und 300 KBE. In Zizishausen lag sie draußen bei 272. Im Inselbad wiederum gab es keinen einzigen Messpunkt, an dem die Belastung den Wert von 34 KBE überstieg. Das entspricht in etwa den Anforderungen für einen industriellen Reinraum. Zudem war die Chlorkonzentration unterhalb der Nachweisgrenze. Die Biotec-Experten sprechen in diesem Zusammenhang von einer „sehr guten mikrobiologischen Raumluftqualität“ und davon, „dass die Oberflächen keinen weiteren Reinigungsbedarf haben“.
Andreas Bosse, der bei IST Metz für die Bereiche Marketing und Kommunikation zuständig ist, zeigt sich von den Resultaten ebenso wenig überrascht wie Volkmar Klaußer, Leiter der Nürtinger Stadtwerke. „Wir wussten ja durch die ersten Überprüfungen bereits ungefähr, was bei der Analyse herauskommen wird. Das Ziel, die Luft im Bad durch die UVC-Anlage weitgehend virenfrei zu bekommen, wurde erreicht“, betonen beide.
Bosse hofft nun darauf, dass das bei einer Wiederinbetriebnahme des Inselbads nach dem Lockdown entsprechend berücksichtigt wird: „Jetzt haben wir’s schwarz auf weiß, dass diese Methode Viren und andere Mikroorganismen sehr effizient abtötet.“ Aus seiner Sicht muss daher bei der Schließung von Bädern beziehungsweise bei deren Wiederöffnung differenziert werden.
Ob die in Zizishausen gewonnen Erkenntnisse tatsächlich in die politischen Gremien vordringen, scheint aber zumindest im Kreis Esslingen mit einem Fragezeichen versehen. Denn in den Debatten um die Luftreinigung etwa in Schulen wird nach wie vor vieles durcheinandergeworfen: Mal spricht man von Aerosol-Filteranlagen, mal von CO2-Ampeln und dann ist da ja immer noch die Variante „Fenster auf in den Klassenzimmern“.