Lenninger Tal
Wenn beim Catwalk der Rücken zwickt

Tiermedizin Auch Vierbeiner leiden unter Schmerzen der Wirbelsäule oder der Gelenke. Eine Owener Tierärztin ­bietet Therapien an, um mit gezielten chiropraktischen Eingriffen Blockaden zu lösen. Von Daniela Haußmann

Das fiese Zwicken und Ziehen im Rücken kennt so gut wie jeder. Wenn es dumm läuft, kann sich so mancher nicht mal mehr bücken. Wenn der Bewegungsapparat streikt, ist guter Rat teuer. Fakt ist, wer Schmerzen hat sucht meist Hilfe. Dass aber nicht nur Zwei-, sondern auch Vierbeiner täglich Situationen ausgesetzt sind, die die Beweglichkeit beeinträchtigen, ist vielen nicht bewusst. Dr. Felicitas Stieber will das ändern. Die Owenerin hat Veterinärmedizin studiert und anschließend eine Ausbildung zur tierärztlichen Chiropraktikerin absolviert.

Wenn es bei Pferd, Hund und Katze ziept, kann Chiropraktik weiterhelfen. „Dabei handelt es sich“, laut Felicitas Stieber, „um eine manuelle Behandlungsmethode, die dazu dient, Bewegungseinschränkungen von Wirbelsäule und anderen Gelenken zu beheben.“ Solche Beschwerden werden nicht nur durch ein Trauma ausgelöst, das durch Stürze, wildes Herumtollen oder Unfälle entstehen kann. Unter anderem sind einseitiges Training, altersbedingte Erkrankungen, wie Arthrose, oder anatomische Besonderheiten, wie zum Beispiel ein langer Rücken ursächlich.

„Liegt in einem Gelenk der Wirbelsäule eine Blockade vor, werden die umliegenden Nerven in Mitleidenschaft gezogen und die Weiterleitung von Reizen gestört“, erklärt die Tierärztin. „Dementsprechend kann es zu Schmerzen, Irritationen oder Verspannungen kommen.“ Da die inneren Organe von Nerven versorgt werden, die durch die Wirbelsäule laufen, können Beschwerden mit dem Bewegungsapparat auch organische Probleme hervorrufen, klärt Felicitas Stieber auf. Die Katze Tiger weiß, wovon hier die Rede ist. Nach einem Sturz von der Treppe nahm das Tier kaum Nahrung auf.

Ihre Halterin suchte in der Tierklinik vergeblich Hilfe, bis ihr eine Bekannte aus Lenningen Felicitas Stieber empfahl. Durch Zug und Druck behandelte die Chiropraktikerin die komplette Wirbelsäule, Schulter, Brustbein, Knie- und Fußgelenke ihrer haarigen Patientin. „Es reicht nicht, nur die Problemstelle zu behandeln“, erklärt Stieber. „Eine Blockade führt zu Schmerzen, Verspannungen und Schonhaltungen, die weitere Blockaden in anderen Bereichen des Skeletts nach sich ziehen.“ Um Beschwerden nachhaltig zu beseitigen, müssen sämtliche Wirbel an ihrem Platz sein, wie die Owenerin erklärt. Katze Tiger jedenfalls kann seit der Behandlung wieder laufen und fressen. Ihre Halterin weiß jetzt, dass regelmäßige Behandlungen kleinere Blockaden lösen, sodass größere gar nicht erst entstehen.

Bewegungsunlust, ein veränderter Gang, Überempfindlichkeit bei Berührungen, wiederkehrende Verdauungsprobleme oder Verhaltensänderungen sind Beispiele für Symptome, die laut Felicitas Stieber auf ein chiropraktisches Problem hinweisen können. Werden diese Zeichen über längere Zeit ignoriert oder falsch behandelt, kann es zu Folgeschäden kommen. Katze und Co. nehmen eine Schonhaltung ein, kultivieren eine Körperhaltung, in der sie den schmerzenden Körperteil entlasten. „So kann zum Beispiel eine Hüftschiefstellung zu einer falschen Belastung des Knies führen, das daher schneller verschleißt“, klärt Stieber auf. „Mit Chiropraktik lässt sich die Hüfte gerade stellen und nicht mehr rückgängig zu machende Folgeschäden verhindern.“

Eine altersbedingte Arthrose kann die Methode nicht heilen, aber sie kann Beschwerden so lindern, dass sich Schmerzmittel reduzieren lassen, wie die Tierärztin berichtet. „Je früher Tiere Chiropraktik erhalten, umso besser“, sagt Stieber. „Denn wenn sie kontinuierlich behandelt werden, kann vorbeugend viel getan werden, um ihre Mobilität lang zu erhalten.“ Aber auch nach orthopädischen Operationen kann Chiropraktik im Verbund mit anderen Therapiemethoden ein Baustein sein, um Fellnasen wieder aufzurichten.

Wer mit seinem tierischen Lebensgefährten einen Chiropraktiker aufsucht, dem rät Felicitas Stieber, nach der fachlichen Qualifikation zu fragen, denn ein Studium der Veterinärmedizin setzt nicht jeder Ausbildungsanbieter zwingend voraus. Aus Sicht von Felicitas Stieber ist die Kombination aus Tierarzt mit Zusatzausbildung sinnvoll: „Er kann unterschiedliche Krankheitsbilder erkennen. So ist ein ganzheitlicher Blick auf den Patienten gewährleistet.“