Kreis. Als 2001 in Esslingen die Anlauf- und Beratungsstelle bei Essstörungen ins Leben gerufen wurde, betrat die Psychologische Beratungsstelle der evangelischen Kirche Neuland. Die Not, so hatte man erkannt, war groß. „Es kamen immer mehr Anfragen von Betroffenen mit Essstörungen“, erzählt Barbara Hammann. Die Sozialpädagogin und Systemische Familientherapeutin leitet seit 2007 die Anlaufstelle. Gemeinsam mit der Suchtbeauftragten des Landkreises wurde ab 2000 ein Konzept entwickelt, um Menschen mit Essstörungen passgenaue Unterstützung zu geben. 2001 nahm das Projekt bundesweit eine Vorreiterrolle ein. Inzwischen ist die Tragweite von Essstörungen im gesellschaftlichen Bewusstsein verankert. Dennoch ist die Esslinger Einrichtung die einzige kirchliche Beratungsstelle dieser Art in Württemberg.
Die Beratungsstelle, die heute unter der Trägerschaft des Kreisdiakonieverbands im Landkreis Esslingen (KDV) steht, versteht sich als niederschwelliger Anlaufpunkt, bei dem eine erste Abklärung stattfinden kann oder Übergänge zwischen Behandlungsschritten gestaltet und eine eventuell benötigte Nachsorge begleitet werden kann. Zudem bietet sie Gruppenangebote für Eltern und Betroffene an und leistet Präventionsarbeit. Gearbeitet wird in enger Vernetzung mit anderen Beratungs- und Behandlungsstellen wie Kliniken, Therapeuten, der Jugendhilfe und Schulen.
Begleitet werden alle Altersgruppen und Geschlechter. Die Hauptklientel sind allerdings junge Mädchen und Frauen zwischen 14 und 22 Jahren. Etwa zehn Prozent sind Männer. Die Krankheitsbilder sind jedoch bei beiden Geschlechtern gleich. Den Hauptteil mit etwa 56 Prozent macht die Magersucht aus, gefolgt von Ess-Brechsucht und dem unkontrollierten Essen großer Mengen. Die Magersucht ist die bedrohlichste Form, die auch am ehesten als Krankheit erkannt wird, weiß Barbara Hammann. Doch das Bewusstsein für andere Formen essgestörten Verhaltens wie etwa zwanghaft gesunde Ernährung oder Muskelsucht sei gewachsen. Die Ursachen für Essstörungen sind vielfältig. Genetische, biografische und gesellschaftliche Faktoren gehören ebenso dazu wie Ursachen, die in der Persönlichkeit liegen. Ulrike Rapp-Hirrlinger
Weitere Informationen finden Interessierte online unter www.kdv-es.de