Zwischen Neckar und Alb
Wenn der Bürgermeister plötzlich Geld fordert

Betrug Kriminelle nutzen E-Mail-Adresse, um Schadsoftware in Umlauf zu bringen.

Wolfschlugen. In Wolfschlugen haben mehrere Bürger E-Mails mit Rechnungen und Mahnungen bekommen. Vermeintlicher Absender: Bürgermeister Matthias Ruckh. Dahinter verbirgt sich ein E-Mail-Betrug mit neuer Masche. Jetzt fahndet das Landeskriminalamt nach den Tätern und warnt vor leichtfertigem Umgang mit Word-Dokumenten.

Ungewöhnlich war es nicht, dass Pfarrer Norbert Graf eine E-Mail von Bürgermeister Ruckh in seinem Posteingang fand. Immerhin kommunizieren die beiden aus beruflichen Gründen häufiger auf diesem Weg. „Auch die Absender-Adresse passte“, sagt Graf. Nur beim Inhalt wunderte sich der Pfarrer doch etwas: „Es war die Aufforderung, einem unterzeichnetem Vertrag nachzukommen und eine angefallene Rechnung zu bezahlen“, so Graf.

Im Anhang befand sich eine Word-Datei. „Die habe ich natürlich nicht geöffnet“, sagt der Pfarrer: „Es war sofort klar, dass jemand anderes die E-Mail geschrieben haben muss.“ Sofort informierte Graf den Bürgermeister über die Rechnungen, die in seinem Namen versendet werden. „Es haben mehrere Leute solche E-Mails bekommen“, sagt Ruckh: „Es waren alles Menschen, mit denen ich schon einmal per E-Mail Kontakt hatte.“ Ruckh meldete die Betrugsversuche der Polizei und erstattete Anzeige.

Jetzt fahndet das Landeskriminalamt (LKA) Baden-Württemberg. Laut LKA-Pressestelle verzeichnet man aktuell „ein erhöhtes Aufkommen von elektronisch versandten, angeblichen Rechnungen“. Die Abteilung für Cyberkriminalität beschäftigt sich jeden Tag mit E-Mail-Betrug. „Neu ist allerdings, dass E-Mail-Adressen von bekannten und vertrauenswürdigen Absendern benutzt werden“, sagt LKA-Pressesprecher Andreas Krombacher. „Die Täter fälschen die Absender-E-Mail-Adresse und täuschen bekannte Absender vor, um die Empfänger so in Sicherheit zu wiegen.“ Die Gefahr bei diesen E-Mails geht vor allem von dem Anhang aus. Dabei handelt es sich häufig um ein Word-Dokument mit der Bezeichnung „Rechnung.doc“. Klickt man diese Datei an, wird das Textverarbeitungs-Programm gestartet. Anschließend öffnet sich ein Fenster mit dem Hinweis, Makros manuell zu aktivieren.

„Die E-Mail-Verfasser nutzen hier die Sorglosigkeit vieler Anwender im Umgang mit Word-Dokumenten aus und animieren die Adressaten zur Aktivierung der Makros“, so das LKA. Aktiviert man die Makros, gelangt Schadsoftware vom Internet auf den Rechner. Die Gemeindeverwaltung Wolfschlugen hat reagiert und eine Warnung veröffentlicht. Wer eine E-Mail vom Absender M.Ruckh@Wolfschlugen erhält, soll die Nachricht auf eine auffällige Schreibweise hin untersuchen: „Die E-Mails sind zum Teil in einem schlechten Deutsch verfasst“, so Ruckh. Und vor allem gelte es zu beachten: „Die Gemeinde verschickt keine Mahnungen oder Rechnungen per E-Mail“, so Ruckh. Matthäus Klemke