Vor fast genau 99 Jahren konstruierte der amerikanische Fischereibiologe Clarence Birdseye die weltweit erste Tiefkühlanlage. Die Idee dazu lieferte ihm damals eine Arktis-Forschungsreise, als er sah, wie Einheimische das frostige Klima nutzten, um frisch gefangenen Fisch zu konservieren. Noch nicht ganz so lange, aber dennoch seit 28 Jahren, vertreibt Eismann Jürgen Albrecht rund um die Teck mit Herz und Leidenschaft eiskalte Leckereien. In Kirchheim, Weilheim, Neidlingen, Hattenhofen und Zell betreut er über 1000 Kunden und versorgt sie mit allerlei Tiefkühlkost.
Davor verdiente er sich seine Brötchen als selbstständiger Lkw-Fahrer. Als es dort nicht mehr so gut lief, gönnte sich Jürgen Albrecht als alleinerziehender Vater dreier pubertierender Töchter einen längeren Urlaub. „Beim Besuch einer Informationsveranstaltung der Firma Eismann hatte ich sofort ein gutes Gefühl“, erinnert sich Jürgen Albrecht. Die tollen Produkte und der rege Kundenkontakt begeisterten ihn. Die Freude an seinem Beruf blieb ihm bis heute erhalten. „Bei einigen Kunden gehöre ich fast schon zur Familie“, schwärmt der Eismann. Und es bleibt in einigen Fällen nicht nur beim Ausliefern. „Ich bin oft auch Seelenklempner oder verrichte kleinere Handwerksarbeiten.“
oder verrichte kleinere Handwerksarbeiten.
Jürgen Albrecht sieht sich nicht als Ausfahrer, sondern als Verkäufer und Fachberater für Tiefkühlkost. Sein Wissen über die eiskalte Ware steigerte sich im Lauf der 28 Jahre Berufserfahrung enorm. „Waren es am Anfang noch knapp 370 Artikel, die Eismann im Angebot hatte, sind es heute deren 700.“ Er erinnert sich, dass alles mit den klassischen Tiefkühlprodukten Fisch, Eis und Hähnchen angefangen hat. „In den vergangenen Jahren haben sich Bioartikel und vegane Gerichte stark entwickelt und den Geschmack meiner Kunden gefunden.“ Einen absoluten Renner unter der Produktpalette kann Jürgen Albrecht kaum ausmachen. „Das ändert sich ja auch saisonal“, weiß er, „aber Vanilleeis und Sahne-Windbeutel sind ganzjährig besonders beliebt.“
Unter seinen Stammkunden gibt es immer mehr junge Familien, und das Verkaufsprogramm passt sich den Kunden an. „Die schockgefrostete Küche ist durch internationale Artikel aus Italien, Österreich, Indien und dem asiatischen Raum ergänzt, aber auch die gute deutsche Küche findet Absatz.“
Obwohl Eismann Jürgen Albrecht auf die Pandemie gut hätte verzichten können, stellt er heute fest: „Corona hat das Geschäft beflügelt.“ Vor allem im März 2020 haben viele Kunden mit Hamstereinkäufen reagiert. „Nach der ersten Welle hat sich der Bedarf etwas normalisiert“, erinnert sich der Eismann.
Bekömmliches ist beliebt
Er vermutet, dass in dieser Zeit, als viele wegen der Kontaktbeschränkungen zu Hause blieben, der persönliche Kontakt eine große Rolle gespielt habe. „Weil viele etwas Schnelles, Bekömmliches und Gesundes zubereiten wollten, nahmen die naturbelassenen Artikel zu. Das ist bis heute so geblieben.“ Das spürte Jürgen Albrecht auch bei den Verkaufszahlen: „Gegenüber dem Vorjahr steigerte sich der Umsatz bei der Tiefkühlkost im Jahr 2021 um 21 Prozent. In der gleichen Zeit erhöhte sich der Verkauf von Tiefkühlobst und -gemüse um 17 Prozent.“ Der gestiegene Bedarf an tiefgekühlten Speisen schaffte zusätzliche Arbeitsstellen: „In den letzten zwei Jahren haben wir 100 Kolleginnen und Kollegen dazugewonnen, sodass es jetzt deutschlandweit rund 1000 Eisleute gibt.“
Längst sind diese nicht mehr Franchise-Nehmer, sondern selbstständige Handelsvertreter. „Man fängt nicht bei null an, sondern bekommt einen festen Kundenstamm, eine Ausbildung und im ersten Jahr Betreuung“, schwärmt Jürgen Albrecht von einem System, das auf Erfahrung basiert. Im Kreis Esslingen sind rund 30 Eismänner unterwegs, einige davon seit Jahrzehnten. Das bringt nun Nachwuchssorgen mit sich, wie Jürgen Albrecht weiß: „Viele meiner Kollegen sind in Ruhestands-Nähe. Das heißt, wir brauchen geeigneten Nachwuchs in der Tiefkühlbranche.“
Zahlen, Daten und Fakten zum Tag der Tiefkühlkost
100 Jahre ist es her, dass der amerikanische Fischereibiologe Clarence Birdseye während einer Forschungsreise in die Arktis auf die Idee kam, Lebensmittel einzufrieren. Er beobachtete damals die Einheimischen, wie sie das frostige Klima nutzten, um frischen Fisch zu konservieren, ohne dass dieser später beim Auftauen und Kochen Geschmack einbüßt. Er erkannte, dass schnelles Einfrieren den Fisch frisch hält.
Im Jahr 1923 begann der Forscher mit einer eigenen Anlage zu experimentieren, in der verpackte Lebensmittel schockgefroren werden konnten.
Im Jahr 1966 wurde in Issum Boquoifrost gegründet, das sich sechs Jahre später in Bofrost umbenannte und 1984 die Marktführerschaft in Deutschland übernahm, später in Europa. 1974 wurde dann der Eismann Tiefkühl-Heimservice gegründet und kurz darauf entstand 1980 das modernste Kühlhaus in Europa. 1996 stieg Eismann in die Schöller-Holding ein, die später Nestlé erwarb. Heute ist die Firma Eismann selbstständig.
1000 Eismänner vertreiben heute rund 700 Eismann-Produkte. Der Verbrauch an Tiefkühlkost pro Kopf hat sich gegenüber der Gründungsära vervierfacht.
Zehn Kilogramm Tiefkühlware hat rein rechnerisch jeder Deutsche im Jahr 1970 konsumiert. Der Bedarf an schockgefrosteter Ware steigerte sich bis zum Jahr 2021 auf das Vierfache, nämlich auf rund 46 Kilogramm pro Kopf und Jahr. Mittlerweile sind Tiefkühlprodukte in jedem Supermarkt und Laden zu erhalten. So mancher Kunde freut sich regelmäßig, wenn der Eismann zweimal klingelt. kry