Esslingen bietet der Kultur in der Sommerzeit vielerorts im Stadtgebiet eine Bühne: Die Burg, der Hafenmarkt, der Schwörhof, der Markt- und der Rathausplatz - überall ist etwas geboten. Doch in Zeiten von Corona ist vieles, was bislang gesetzt war, schwierig geworden, manches ist derzeit gar unmöglich. Die geplanten Open-Air-Konzerte auf der Burg sind bereits abgesagt, das Bürgerfest ebenso. Selbst Konzerte unter freiem Himmel wie die sommerliche Jazz-Reihe am Dulkhäusle können aktuell nur via Internet präsentiert werden. Um der Kultur dennoch ein Podium zu bieten, plant die städtische Kulturverwaltung eine Sommer-Open-Air-Bühne am Neckarufer bei Oberesslingen. Auch die Vorbereitungen für das Kulturfest Stadt im Fluss Anfang Oktober laufen - immer in der Hoffnung, dass sich die Situation bis dahin entspannt hat. Mit ihrem Antrag, mehr Freiluftflächen für kulturelle Veranstaltungen zur Verfügung zu stellen, hat die CDU bei Kulturamtsleiterin Alexa Heyder offene Türen eingerannt: „Jede Idee wird wohlwollend geprüft.“ Das werde von der Stadt allerdings auch bisher schon so praktiziert.
Weil Kultureinrichtungen durch die Coronakrise schwer gebeutelt sind, sehen die Christdemokraten aktuell besonderen Handlungsbedarf: „Eine kommunale Perspektive auf mehr und kostengünstigere Freiluftflächen wäre für viele Esslinger Kultureinrichtungen ein kleiner Lichtblick.“ Zusätzliche Flächen eröffneten Künstlern und Kultureinrichtungen die Chance, verlorene Umsätze zurückzuholen - vom Bedürfnis vieler Menschen, endlich wieder Veranstaltungen live erleben zu können, ganz zu schweigen.
Als Alexa Heyder nun im Kulturausschuss Bericht erstattete, machte sie deutlich, dass die Stadt kein Neuland betrete: „An vielen Orten im Stadtgebiet gab es bereits größere und kleinere Veranstaltungen.“ Grundsätzlich seien Veranstalter mit ihren Ideen im Rathaus stets willkommen. Allerdings bewege man sich „im Spannungsfeld zwischen Wünschen und Verordnungen“. Schließlich gebe es in der Nachbarschaft jedes möglichen Veranstaltungsortes Anwohner, deren Belange zu berücksichtigen seien. Das hat in der Vergangenheit bisweilen auch zu Konflikten geführt - vor allem bei der Burg, am Marktplatz und am Hafenmarkt. Deshalb hat die Stadt für besondere Veranstaltungsorte wie diese vor Jahren Open-Air-Richtlinien beschlossen, um den Belangen von Kultur und Anwohnern gleichermaßen Rechnung zu tragen.
Grundsätzlich betont die Stadtverwaltung ihre Bereitschaft. „Wir sind offen für neue Formate“, versichert Alexa Heyder. „Gerade bei kleineren Veranstaltungen ist vieles möglich.“ Was konkret machbar ist, müsse im jeweiligen Antragsverfahren geprüft werden. Eine Reihe von Open-Air-Projekte sind für diesen Sommer bereits auf den Weg gebracht. So plant die Dieselstraße eine zweite Auflage ihres Parklücke-Open-Air-Festivals in der Pliensauvorstadt, der Verein Live-Musik möchte seine Open-Air-Konzerte am Dulkhäusle so rasch wie möglich öffnen, die Württembergische Landesbühne möchte in den Sommermonaten auf der Maille spielen. Und mit seiner Sommer-Open-Air-Bühne am Neckarufer möchte das Kulturamt unterschiedlichste kulturelle Erlebnisse coronagerecht ermöglichen. Das Spektrum soll von Musik und Kleinkunst über Literatur bis hin zum Kino reichen.
Alle ziehen an einem Strang
Ulrike Gräter, die als beratendes Mitglied für die SPD im Ausschuss sitzt, ist sicher, dass das Bedürfnis vieler Menschen, Kultur wieder live zu erleben, groß ist. Und Marco Bertazzoni (Grüne) findet es „löblich, dass sich alle Gedanken machen, wie Kultur ermöglicht werden kann, wenn es die Inzidenzen zulassen“. Den Wunsch von CDU-Stadtrat Tim Hauser, über einen Gebührenverzicht bei der Nutzung städtischer Freiflächen für Kulturveranstaltungen nachzudenken, kommentiert Kulturbürgermeister Yalcin Bayraktar so: „Wenn Kultur- und Ordnungsamt grünes Licht geben, werden wir Projekte nicht durch Sondernutzungsgebühren behindern.“