Auch wenn auf der Bühne in diesem Jahr der Musik des „King of Rock ’n’ Roll“ gehuldigt wird: Das Theater unter den Kuppeln in Stetten ist genau andersherum konzipiert wie ein sich mitunter in Matsch verwandelndes Gelände eines Rockfestivals. Für die Zuschauer ist das komfortabel: Sie sitzen wettergeschützt unter dem gewölbten Dach. Die Schauspieler hingegen singen – wenn’s regnet – ungeschützt im Regen. Bei der ersten Durchlaufprobe für „Love Me Tender – All Shook Up“ hat es dieser Tage so ausdauernd und intensiv geregnet, dass Dave Prikryl, der Sounddesigner des Jukebox-Musicals, seinen Regenschirm zuweilen mit den Zähnen festhielt, während er auf der Bühne mit beiden Händen seinen Laptop bearbeitete. Und das Ensemble probte statt wie geplant in Kostümen in Regenjacken und zweckentfremdeten Müllsäcken.
„Dies ist der traurigste Ort auf der Welt. Wie kann man an solch einem Ort jemals verliebt sein?“, barmt wenig später im Regen ein Mädchen namens Natalie. Laut Textbuch ist mit dem Ort das amerikanische Provinznest gemeint, in dem die Bürgermeisterin laute Musik und öffentliche Zuneigungsbekundungen streng verbietet. Aber auch der Leinfelden-Echterdinger Teilort Stetten, wo es an diesem Abend nicht nur nass ist, sondern auch kalt und der Bus zurück nach Echterdingen wegen einer Baustelle nicht kommt, wirkt während der Durchlaufprobe nicht gerade paradiesisch.
Aber dann erscheint – im Stück und also auch auf der Regenbühne – ja Chad, der musikverliebte Motorradfahrer, der gerade erst aus dem Gefängnis entlassen wurde, und singt Elvis’ „Jailhouse Rock“. Fortan nimmt man im Theater unter den Kuppeln auch unter widrigen Wetterbedingungen eine flirrende Energie wahr, die sich unter anderem im engagierten Harmoniegesang des Ensembles manifestiert.
Julia Brückner, die das Elvis-Musical gemeinsam mit Christopher Kreß inszeniert, hat bereits 20 Jahre lang als musikalische Leiterin im Theater unter den Kuppeln gearbeitet. Als Regisseurin an der Laienbühne, sagt sie, brauche sie „eine gute Planung, eine klare Idee und eine intensive Kommunikation, weil alle Beteiligten neben dem Theaterleben auch noch ihr normales Leben mit ihren Berufen und eigenen Zeitabläufen leben“. Eine große Musicalproduktion sei für ein Amateurtheater eine riesige Herausforderung, zumal wenn das Wetter nicht mitspiele. Wertschätzung sei wichtig: „Die Leute machen das alles in ihrer Freizeit und stecken viel Kraft und Liebe rein.“
Hits von Elvis Presley
Mit jenem Gefühl hat sich auch Elvis Presley ausgiebig künstlerisch beschäftigt, beispielsweise in seinem Hit „Can’t Help Falling In Love“, der beim Finale gesungen wird, oder bald nach dem Start im „Heartbreak Hotel“, dem Lied, in dem das Ensemble in Stetten von gebrochenen Herzen singt.
Auch Chad, der Kleinstadt-Herzensbrecher auf Jobsuche, nimmt für sich in Anspruch, die Liebe zu suchen: „Stets bereit für die Ladys“, sei er, verkündet er in Stetten im Regen, woraufhin die Musik endet und eine der Angesprochenen in Ohnmacht fällt. Später kommt es dann auf der Bühne zu annähernd Shakespeare’schen Verwicklungen: Um „die Liebe zum Menschen“ gehe es in „Love Me Tender“, sagt Julia Brückner, die Regisseurin.
Sommer im Open-Air-Theater
Premiere „Love Me Tender – All Shook Up“ hatte am 7. Juni im Theater unter den Kuppeln, Gräbleswiesenweg 32 in Leinfelden-Echterdingen, Premiere. Weitere Vorstellungen gibt es bis zum 10. August. Infos und Tickets unter www.tudk.de.
Saison Außer dem Elvis-Musical zeigt das Theater unter den Kuppeln bis zum 11. August das Kinderstück „Ronja Räubertochter“. In dem Stück werden die Abenteuer der Tochter eines Räuberhauptmannes erzählt. mw