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Wenn Früh- und Spätkartoffel gemeinsam in den Boden kommen

Serie Der April war für die Arbeit auf dem Bio-Bauernhof nicht besser als der März: viel zu nass und am Ende auch recht kalt. Immerhin konnten die Tiere auf die Weide gebracht und die Kartoffeln gesteckt werde. Von Cornelia Wahl

Den Kühen auf der Weide ist es egal, wie nass das Wetter ist. Foto: Cornelia Wahl

Die Launenhaftigkeit des Aprils hielten die Kächeles auf ihrem Bio-Bauernhof in Unterlenningen auf Trab. Die Felder wurden mit dem Striegel vom Unkraut befreit, wenn es die Witterung zuließ, und der Boden durch den Regen nicht zu nass war. Und auch die Kühe mussten sich gedulden, bis sie endlich auf die Weide durften. Ihren Viehbestand haben die Kächeles in vier Weide-Gruppen aufgeteilt. Immer wieder sind sie damit beschäftigt, die Tiere auf eine andere Wiese zu treiben. „Wir haben keine Standweide, sondern eine Art Portionsweide“, erzählt Johannes Kächele. Und sobald die Kühe die Weide abgegrast haben – Kühe fressen pro Tag circa 70 Kilogramm frisches Gras –, werden sie auf eine andere Wiese getrieben.

Damit ist es jedoch nicht getan: Jedes Mal müssen die Zäune ab- und an anderer Stelle aufgebaut werden. Das geschieht so alle zwei bis drei Tage. Dazwischen muss die Weide täglich kontrolliert werden. Zum einen muss geschaut werden, ob mit den elektrischen Weidezäunen alles in Ordnung ist und ob es den Tieren gut geht. Zum anderen kann es durch die nasse Witterung früh zu Trittschäden auf dem Gelände kommen. Den Kühen jedenfalls gefällt es auf den Wiesen. Genüsslich fressen sie frisches saftiges Gras und frische Kräuter, rennen umher oder machen Luftsprünge. Das Wetter und die kühlen Temperaturen sind ihnen egal: „Kühe fühlen sich bei diesen Temperaturen wohl“, erzählt Katharina Kächele.

Doch nicht allein die Tiere machen Arbeit. So haben die Landwirte im April ein weiteres Mal ein Erbsen-Hafer-Gemisch ausgesät. Und wegen der Unberechenbarkeit des Wetters gab es ein Kuriosum, das zeigt, dass auf einem Bauernhof eher Flexibilität als starre Planung gefordert ist: Die Frühkartoffeln und die Spätkartoffeln wurden in diesem Jahr fast gleichzeitig gesteckt. „Das ist dem Wetter geschuldet, weil es zu nass war und wir nicht wissen, wie Ende April das Wetter ist“, sagt Johannes Kächele. Und so liegt zwischen dem Stecken der frühen Annabelle und der späten Goldmarie in diesem Jahr nur eine Woche.

Arbeit gab es auch im Wald, dort wurden an einigen Stellen neue Eichen gepflanzt. Sie bilden ein ausgeprägtes Pfahlwurzelsystem mit 30 bis 90 Zentimeter langen Pfahlwurzeln, die bis in tiefe feuchte Erdschichten hinabreichen. Der Vorteil: Die Eiche kommt so auch mit Trockenperioden besser zurecht.

Den Regentagen ist auch etwas Gutes abzugewinnen. Sie konnten einerseits genutzt werden, um die Maschinen auf Vordermann zu bringen. Das ist wichtig, damit die Geräte im Sommer einsatzbereit sind. Deshalb standen zum Beispiel Wartungen oder auch die TÜV-Abnahme auf dem Programm. Zudem gab es Papierkram zu erledigen. So wurde ein Förderantrag für EU-Direktzahlungen gestellt. „Darauf sind wir angewiesen“, erläutert Johannes Kächele. „Wir haben mit den vielen Hügeln, der Hanglage, den Streuobstwiesen und den kleinparzelligen Flächen schwierige Arbeitsbedingungen.“

Und die Milchkontrolle stand auch im April wieder auf dem Programm. Dafür findet morgens und abends bei jeder Kuh ein Probemelken statt. So wird für jedes Tier beispielsweise ermittelt, wie viel Milch es gibt. Die Proben geben etwa Auskünfte über die Gesundheit, die Milchinhaltsstoffe und die Trächtigkeit der Kühe. Über den ermittelten Gehalt an Fett, Eiweiß und Harnstoff lassen sich Aussagen über den Ernährungs- und Gesundheitszustand eines jeden einzelnen Tieres treffen. Darüber hinaus hat der Fett- und Eiweißgehalt Auswirkungen auf den Auszahlungspreis in der monatlichen Milchgeldabrechnung. Somit bekommen die Landwirte mit der Milchkontrolle wichtige Informationen für das Herdenmanagement.