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Wenn KJR-Mitarbeiter als Piggeldy auftreten

Soziales In der Schulsozialarbeit hat die Corona-Krise viel in Bewegung gesetzt, wie Vertreter des Kreisjugendrings berichten. Ihre Arbeit wird digitaler und stärker wahrgenommen. Von Thomas Zapp

Als die Schulen schlossen und der Zugang zu Spielplätzen und Jugendhäusern versperrt war, da ist den Mitarbeitern in der Schulsozialarbeit schnell klar geworden: „Wir sind dann auch mal weg - das ging nicht“, fasst Ralph Rieck die erste Zeit nach dem Ausbruch der Corona-Pandemie zusammen. Der pädagogische Geschäftsführer des Kreisjugendrings (KJR), der im Kreis Esslingen 48 Mitarbeiter für 47 Schulen im Einsatz hat, kann dabei auf das Know-How, die Kreativität und Erfahrung seines Teams setzen, um mit den Schülerinnen und Schülern sowie ihren Eltern in dieser schwierigen Zeit in Kontakt zu bleiben.

Pädagogische Spaziergänge

Das bedeutete, die Eltern dort aufzusuchen, wo sie sich aufhalten durften: Beim Einkaufen oder dem Spazierengehen und sich dort beim „pädagogischen Spaziergang“ die Probleme anzuhören. Aber auch an den digitalen Plätzen, auf denen sich Jugendliche sonst unter ihresgleichen tummeln, traten die Schulsozialarbeiter in Erscheinung: Auf Internetplattformen wie Instagram, Tik Tok oder Youtube. „Jeder hat seine Kreativität nach seinen Neigungen ausgelebt“, sagt Franziska Sterling, Koordinatorin für den Fachbereich Schulsozialarbeit. Das brachte eine weitere Neuerung mit sich: Jeder Mitarbeiter hat jetzt ein Diensthandy. „Die Arbeit wird sich verändern und das ist gut so“, fügt Ralph Rieck hinzu.

Die KJR-Mitarbeiterinnen Janina Kaiser und Miriam Schmidt traten zum Beispiel in selbst gedrehten Videos mit aufgesetzten Schweinenasen als kultige Zeichentrickfiguren Piggeldy und Frederick auf. Damit animierten sie Kinder, auf einer Art virtuellen Pinnwand ihre Gedanken niederzuschreiben. „Es ging darum zu zeigen: Wir sind für Euch da“, erklärt Franziska Sperling. Für die Kleineren wurden ältere „Medien“ aktiviert: „Ich habe Briefe geschrieben und welche von meiner Klasse bekommen“, erzählt Janina Kaiser.

Mit der Teilöffnung der Schulen änderten sich die Aufgaben, es ging darum die Kinder wieder ankommen zu lassen und ihnen zu helfen, trotz der Anspannung Spaß zu haben. Für die Mitarbeiter ist zur beratenden und helfenden Arbeit während der Corona-Zeit auch eine seelsorgerische Komponente hinzugekommen. „Es gibt viele Ängste, die sich um die Prüfungen oder Abschlüsse drehten“, sagt Janina Kaiser. Aber die Ängste betrafen nicht nur die Kinder selbst. „Sie haben Angst um die Gesundheit ihre Großeltern und bekommen auch die Ängste ihrer Eltern mit, bei denen es um Kurzarbeit oder sogar den Jobverlust geht“, ergänzt Miriam Schmidt. Auch die Eltern haben Gesprächsbedarf: „Sie sehen sich als Erfüller des Schulsystems und sind damit überfordert. Da ist eine ganze Menge auf sie eingeprasselt“, erklärt sie.

Angst und der richtige Umgang mit Veränderungen prägen die Arbeit der KJR-Mitarbeiterinnen. Die von der Corona-Krise verursachten Probleme sind schichtübergreifend, da sind sich die Schulsozialarbeiter einig. „Home-Office betrifft ja alle Schichten“, sagt Franziska Sterling. Insofern hat sich auch die Wahrnehmung der Schulsozialarbeiter als reine Problemlöser an Brennpunktschulen geändert.

Und noch etwas ist neu, hat Franziska Sterling beobachtet: „Wir beraten auch verstärkt die Lehrkräfte, wie man den Familien helfen kann.“ Nicht nur deswegen glaubt Miriam Schmidt: „Der Kreis derjenigen, die uns ansprechen, hat sich vergrößert. Wir sind sichtbarer geworden.“