Ohmden. „Ha ha ho“ – „dum dum dum“ – „uuuuhhhhh“. Zu Beginn sind es nur einzelne Silben und Tonfolgen, die Chorleiter Paul Theis den Männerkehlen entlockt. Aber sie allein klingen schon so harmonisch und kraftvoll, dass schnell klar ist: Anfänger sind hier nicht am Werk. Dabei ist die Ohmdener Männersache noch ein junger Chor – und zwar gleich in zweierlei Hinsicht. Zum einen ist das Durchschnittsalter weit niedriger als bei anderen Männerchören. Zum anderen wurde der Chor erst vor fünf Jahren gegründet. Der ehemalige Chorleiter der Liederlust Ohmden, Bertram Schattel, rief das Projekt ins Leben, als „150 Jahre Chorgesang in Ohmden“ gefeiert wurde. Sein Ziel: Nicht singende Männer zum Singen zu bringen und schlummernde Talente zu wecken.
„Anfangs waren wir zu viert“, erinnert sich Steffen Bühler, Zweiter Vorsitzender der Liederlust Ohmden und Männersache-Mitglied der ersten Stunde. Mit Chorgesang hatte keiner der Neulinge etwas am Hut. „Einige hatten bis dahin nur unter der Dusche gesungen oder als Jugendliche im Schulchor“, erzählt Steffen Bühler schmunzelnd. Er selbst war früher einmal Schlagzeuger in einer Band und Background-Sänger. Dass er sein Herz mal an den Gesang verlieren würde, hätte er nicht gedacht – bis ihm vor fünf Jahren der Flyer der Männersache in die Hände fiel. „Damals war ich frisch nach Ohmden gezogen und dachte: Das ist eine gute Gelegenheit, sich ins Vereinsleben einzubringen.“
Schnell wuchs die Mitgliederzahl des Chors. Immer mehr Männer hörten von dem ungewöhnlichen Projekt und fingen Feuer. Manche gingen schnell wieder, andere blieben. So wie Andreas Dannenberg. „Einer der Sänger hat mich vor vier Jahren zu einem Konzert der Männersache nach Bad Boll eingeladen“, erzählt der Kirchheimer. Dort singen die Chöre der Liederlust jedes Jahr zugunsten des Fördervereins für krebskranke Kinder. Der Auftritt und die Geschichte des jungen Männerchors gefielen ihm so gut, dass für ihn schnell feststand: „Das finde ich cool. Da mache ich mit.“ Mittlerweile hat sich die Männersache zu einer konstanten Gruppe mit rund zwei Dutzend Sängern entwickelt.
„Männer können singen“, ertönt es im Probenraum. Geübt wird ein Titel für das Geburtstagskonzert des Chors. Paul Theis gibt Einsätze, korrigiert und begleitet am Klavier. Die Arbeit mit der unkonventionellen Truppe bereitet dem Chorleiter große Freude: „Es ist viel interessanter, als mit einen Chor zu arbeiten, der vom Blatt weg singt“, sagt er. Zwar sei es beim Einüben neuer Lieder immer wieder ein Handicap, dass die meisten Männer ganz ohne Grundlagen gekommen seien und mit Noten wenig anfangen könnten. „Aber was nach der mühevollen Phase der Noteneinübung herauskommt, ist alles andere als schlecht“, formuliert es Paul Theis augenzwinkernd. Dass er mit dieser Meinung keineswegs alleine dasteht, zeigt der Erfolg: Nicht nur, dass die Männersache äußerst beliebt beim Publikum ist. Bei einem Chorwettbewerb des Schwäbischen Chorverbands wurde die Leistung der Ohmdener Sänger im vergangenen Herbst mit dem Prädikat „hervorragend“ ausgezeichnet. „Nur ein anderer Chor war vor uns platziert“, sagt Paul Theis und fügt mit Blick auf die Riege etablierter Chorformationen auf der Teilnehmerliste hinzu: „Das grenzt fast an ein Wunder, wenn man an unsere Lernphasen denkt.“
Der Schlüssel zum Erfolg muss bei der Männersache also woanders liegen. „Viele junge Chöre wenden viel Zeit auf, um Choreografien einzuüben“, weiß Theis. „Dadurch leiden oft Gesang und Qualität.“ Auch Programme, die von Gospelsongs und Filmtiteln geprägt sind, lehnt Paul Theis ab. „Wir fallen stattdessen durch die Vielfalt unseres Programms und hohe Qualität auf“, sagt er. Ganz klassische Männerchortitel wie „Das Lied vom braven Mann“ von Felix Mendelssohn und „Die verlorene Rippe“ von Albert Lortzing sind im Repertoire ebenso vertreten wie leichtere Kost, etwa „Griechischer Wein“ von Udo Jürgens oder „Hit the Road, Jack“ von Ray Charles.
Und dann ist da noch etwas, das kaum zu übersehen ist: Wenn die Männer zu singen beginnen, richten sich ihre Körper auf, ihre Augen leuchten und die Gesichter strahlen. Spätestens dann steht fest: Hier ist die pure Lust am Singen Männersache.
INFO
Am Samstag, 16. April, um 20 Uhr findet unter der Überschrift „Heimspiel“ das Jubiläumskonzert der Männersache in der Ohmdener Gemeindehalle statt. Special Guest ist die junge Männersache des Kirchheimer Ludwig-Uhland-Gymnasiums. Im Anschluss an das Konzert findet eine After-Show-Party statt. Karten gibt es im Vorverkauf bei Friseur Bubikopf und bei der Bäckerei Scholderbeck in Ohmden, bei Juwelier Schairer in Kirchheim sowie an der Abendkasse. Wer möchte, kann auch im Internet auf der Seite heimspiel.maennersache.net Karten vorbestellen.