Bei einem längeren, großflächigen Stromausfall kann die Wasserversorgung über das Leitungsnetz zusammenbrechen oder beeinträchtigt sein. Gleichzeitig steigt bei einem Blackout in Privathaushalten die Brandgefahr. Vom Rohrnetz unabhängige Möglichkeiten zur Entnahme von Löschwasser gewinnen daher wieder an Bedeutung. Die Feuerwehren im Landkreis Esslingen bereiten sich auf solche Szenarien vor.
Als es noch keine flächendeckende Wasserversorgung gab, griffen Feuerwehren im Brandfall nicht nur auf offene Gewässer, sondern auch auf Hülen zurück. Bestes Beispiel dafür ist Ochsenwang. Vielerorts sind die Niederschlagsspeicher längst verschwunden oder haben ihre Funktion verloren. Doch vom Leitungsnetz der Trinkwasserversorgung unabhängige Löschwasserentnahmestellen sind in der Öffentlichkeit wieder ein Thema. – Gerade in Kommunen, in denen es keine nahe gelegenen Gewässer zur Entnahme gibt.
Grund: Lange Trockenheit und geringe Grundwasserneubildungsraten können zu einer Verringerung der nutzbaren Wasserressourcen führen. Und auch die Faktoren, die ein stabiles Stromnetz gefährden, sind mit Energiewende und Cyberangriffen gewachsen. Ein wichtiger Punkt, denn ohne Elektrizität ist die Trinkwasserversorgung beeinträchtigt, wie Kreisbrandmeister Bernhard Dittrich zu bedenken gibt. Der Experte vom Landratsamt Esslingen räumt ein, dass die Wasserversorger zwar ein Notfallkonzept haben. Aber auch das stoße irgendwann an seine Grenzen.
Im Blackoutfall kann der Zweckverband Landeswasserversorgung über ein Laufwasserkraftwerk an der Donau, abhängig vom Flusspegel, 20 bis 80 Prozent des durchschnittlichen Trinkwasserbedarfs bereitstellen. Es gibt Notstromgeneratoren, um Pumpwerke zu betreiben, aber der Kraftstoffvorrat für die Geräte ist begrenzt, wie Verbandssprecher Bernhard Röhrle erklärt. Die Prävention der meisten Versorger erstrecke sich auf drei bis vier Tage. Jede darüber hinausreichende Vorsorge sei enorm aufwendig, da ein Stromausfall äußerst selten länger als 48 Stunden dauere. Davon abgesehen kann ein Blackout laut Röhrle zu Folgeschäden führen, die den Betrieb im Störfall zusätzlich beeinträchtigen.
Brandgefahr bei Stromausfall
Es macht also durchaus Sinn, die Löschwasserversorgung einmal aus diesem Blickwinkel zu betrachten. Das gilt für Bernhard Dittrich gerade in Kommunen, wo keine vom Leitungsnetz unabhängige Löschwasserentnahmestellen existieren.
Der Kreisbrandmeister beobachtet, dass die Feuerwehren im Landkreis Esslingen zunehmend kritische Infrastrukturen prüfen, weil sie Notfallkonzepte für Blackouts entwickeln. Zwar sinkt bei einem längeren Stromausfall die Brandgefahr in der Industrie, weil Fertigung und Produktion stillstehen. Dafür steigt sie aber in Privathaushalten, weil ohne Strom Heizungen, Lampen und Kochplatten ausfallen und stattdessen plötzlich Kerzen, gasbetriebene Heiz- und Lichtquellen verwendet werden.
Im Regelfall ist für Bernhard Dittrich mit kleineren Einsatzstellen zu rechnen, die mit lokal vorhandenen Tanklöschfahrzeugen problemlos bewältigt werden können. „Bei größeren Bränden lassen sich weitere Fahrzeuge aus umliegenden Kommunen anfordern“, sagt Jürgen Holder, Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Dettingen.
Auch Schlauchleitungen lassen sich dort, wo es keine nahe gelegene Entnahmestelle gibt, über mehrere Kilometer verlegen. Auf der Albhochfläche, wo laut Holder Wasserarmut herrscht, transportieren Landwirte im Pendelverkehr mit dem Güllefass Wasser von der Entnahmestelle zum Einsatzort, bis die Schlauchleitung steht.
Die Kapazitäten für die Überlandhilfe sind bei längeren, großflächigen Blackouts eingeschränkt, weil die Feuerwehren lokal auch im Katastrophenmanagement eingebunden sind. Wegen toter Telefone leiten sie etwa Notrufe über Funk weiter oder unterstützen den Rettungsdienst. „Ich gehe davon aus, dass das bei der Notfallplanung beachtet wird“, betont Bernhard Dittrich. „Kommunen können aber auch künstliche Feuerlöschvorräte schaffen.“
Feuerlöschvorräte schaffen
In Bissingen etwa gebe es einen Löschteich, in dem rund zwei Millionen Liter Wasser lagern. „In Deizisau und Köngen gibt es Gärtnereien mit Speicheranlagen und in Lenningen ein Freibad – all das lässt sich nutzen, wenn durch Blackout oder lange Trockenheit das Leitungsnetz nur eingeschränkt oder gar nicht nutzbar ist“, bilanziert Dittrich. Je nach Siedlungs- und Gewerbegebietsstruktur seien die Kommunen ohnehin angehalten, einen Löschwasserbedarf von 48 bis 196 Kubikmeter pro Stunde für eine Löschzeit von zwei Stunden bereitzuhalten.
Die Bürger im Landkreis Esslingen müssen sich laut Bernhard Dittrich jedenfalls keine Sorgen machen, denn die Feuerwehren bereiten sich auf alle Herausforderungen vor.