Der Schwäbische Albverein ist der größte Wanderverein Europas. Doch obwohl der Verein mit seinen 90 000 Mitgliedern fast doppelt so groß ist wie sein Schwarzwälder Pendant, ist der Schwäbische Albverein etwas schwach auf der Brust: Die Mitgliederzahlen sinken. „Wir gewinnen viele neue Gesichter, rund 1500 sind es pro Jahr. Aber das ist einfach nicht genug, um den Verlust aufzufüllen. Viele Mitglieder sind zu alt und können nicht mehr, viele sterben uns weg“, berichtet Erich Haas.
Der rüstige Wanderer ist der Vorsitzende des Teck-Neuffen-Gaus, einer der 21 Gaue, in die sich der Schwäbische Albverein gliedert. „Der Albtrauf von Schlierbach bis zum Jusi bei Kohlberg liegt im Bereich des Teck-Neuffen-Gaus“, sagt Erich Haas. Vom großen Wanderwegenetz des Schwäbischen Albvereins betreut der Teck-Neuffen-Gau etwa 40 Kilometer, angefangen beim Bossler bis nach Hülben. Die Gaue wiederum gliedern sich in Ortsgruppen. Der Teck-Neuffen-Gau umfasst 30 Ortsgruppen am Albtrauf der Schwäbischen Alb. „Wir machen vor allem Wanderangebote für die Mitglieder. Manche Ortsgruppen, wie Bissingen und Unterensingen, haben eine Theatergruppe. Mit eine der stärksten Volkstanzgruppen stellen Neidlingen und Neckartailfingen“, berichtet Erich Haas.
Der Verein sorgt auch dafür, dass das insgesamt 20 000 Kilometer große Wanderwegenetz gepflegt bleibt. „Der Wegwart der Ortsgruppe muss seine Strecke ablaufen und kontrollieren, ob die Wegmarkierungen noch da sind und nicht von Ästen und Sträuchern verdeckt werden. Wenn starker Regen die Wege beschädigt, muss der Wegwart der Kommune Bescheid geben – oder dem Forst, wenn ein Baum auf dem Weg liegt, wie das gerade beim Konradfels im Lenninger Tal der Fall ist“, erklärt der Gauvorsitzende und berichtet: „Die Ortsgruppe Hepsisau pflegt Wanderwege im Zipfelbachtal. Bei Wegschäden bringt der Bauhof einen Schaufellader und unterstützt mit Materialien. Die Haupthelfer sind die Mitglieder aus der Ortsgruppe.“ Einige dieser Gruppen schwächeln. Weil das Alter steigt und die Mitgliederzahl sinkt, muss die Kommune die Arbeit übernehmen.
Erich Haas erklärt, dass vor allem unter den Jüngeren zu wenige in den Verein eintreten. „Keiner möchte sich mehr binden, es gibt einfach zu viele Angebote“, begründet er diese Entwicklung. Der Gauvorsitzende rät Ortsgruppen mit Nachwuchsschwierigkeiten Folgendes: „Ihr müsst die Jungsenioren ansprechen, also alle, die sich dem Ruhestand nähern.“ Eine andere Möglichkeit, die Leerstellen zu füllen, sind die Wegepaten. Diese pflegen Wegabschnitte des Schwäbischen Albvereins, sind aber keine Mitglieder. Seit etwa sieben Jahren gibt es die Wegepaten, doch erst seit zwei Jahren wird aktiv nach ihnen gesucht, bestätigt Erich Haas. Vor allem Richtung Stuttgart hat der Schwäbische Albverein solche Patenschaften ausgeschrieben.
Außerdem bildet der Verein auch Natur- und Landschaftsführer aus. „Ich spreche auf den Touren, die ich veranstalte, gerne interessierte Wanderer an, um sie für diese Ausbildung zu gewinnen“, sagt Erich Haas. Das Interesse an der Ausbildung zum zertifizierten Natur- und Landschaftsführer sei so groß, dass es einige Kandidaten nur auf die Warteliste schaffen.
Doch all die Jungsenioren, Wegepaten und Naturführer können einen Verein nicht am Leben halten, wenn sich für zurückgetretene Vorstands- oder Ausschussmitglieder keine Nachfolger finden lassen. Aus diesem Grund hat die Weilheimer Ortsgruppe des Schwäbischen Albvereins nun ihre Auflösung beschlossen. „Der Altersdurchschnitt geht Richtung 80, und die Jugend will die Posten nicht übernehmen. Man braucht ja auch eine ganze Mannschaft: Kassier, Schriftführer und so weiter“, erklärt Gerhard Winkler, Vorsitzender der Ortsgruppe.
„Was haben wir alles versucht“, seufzt er. Von Zeitungsinseraten über eine Ausschreibung auf der Homepage bis hin zu Mundpropaganda, zählt er auf. Wie es für die Vereinsmitglieder weitergeht, wenn sich die Ortsgruppe auflöst, ist noch unklar. Sie könnten sich anderen Ortsgruppen anschließen, sich als Einzelperson an den Teck-Neuffen-Gau binden – oder die Mitgliedschaft kündigen. Ein Zusammenschluss mit einer anderen Ortsgruppe hätte laut Gerhard Winkler keinen Wert gehabt: „Viele wollen aus Altersgründen in keinen neuen Verein eintreten.“