Ein paar helle Trauben hängen noch, der Rest ist schon abgeerntet. Die Weinlese an der Weilheimer Limburg ist so gut wie abgeschlossen. „Eigentlich hatten wir dieses Jahr mit einer späteren Lese gerechnet. Schließlich haben die Stöcke 14 Tage später geblüht als im vergangenen Jahr“, sagt Werner Kauderer, Vorsitzender des Vereins der Weinbergbesitzer, beim traditionellen Weinbergrundgang der Stadt Weilheim. Jahr für Jahr lädt Weilheims Bürgermeister Johannes Züfle seine Amtskollegen aus dem Verwaltungsraum und Gäste aus Politik und Gesellschaft in den Weinberg an die Limburg ein, wo auch die Trauben für die Weilheimer Bertoldweine gedeihen.
Um die Ernte in diesem Jahr zu retten, mussten die Wengerter quasi die Notbremse ziehen und den Trauben früher zu Leibe rücken als erwünscht. „Wir hatten ein Wespenproblem“, so Kauderer. Scharenweise seien die hungrigen Insekten in den Weinberg eingefallen. Vor allem frühe, dunkle Sorten wie Portugieser und Acolon hatten unter ihnen zu leiden.
Die Folge der frühen Lese: Die Oechslegrade fallen etwas niedriger aus. „Wir sind aber trotzdem zufrieden“, sagt Werner Kauderer und fügt hinzu: „So viele Oechsle sind gar nicht mehr erwünscht.“ Sein Wengerter-Kollege Rainer Bauer erläutert warum: „Hohe Oechselgrade sind ein Problem für den Kellermeister“, sagt er. Viel Zucker verwandle sich bei der Gärung in viel Alkohol. „Die Weine werden dann einfach zu stark.“
So hat der weiße Bertoldwein aus dem Jahr 2018 - ein Silvaner - rund zwei Prozent mehr Alkoholgehalt als üblich: „Von einem leichten Sommerwein kann man da schon nicht mehr sprechen“, gibt Rainer Bauer zu bedenken. Dunkel wie selten ist der rote, aus Weilheimer Spätburgundertrauben gekelterte Bertoldwein - „eher wie ein Wein aus Südfrankreich oder Spanien“, sagt Rainer Bauer und wagt eine Einschätzung: „Er ist an der Grenze zum Jahrhundertwein.“ Entsprechend gut sind die beiden als „Spätlese“ ausgebauten Weine auch gegangen. „Der rote Bertold war nach knapp vier Monaten ausverkauft.“
Die Teilnehmer des Weinbergrundgangs aber haben Glück: Sie dürfen die beiden Weilheimer Weine probieren. Zudem kredenzt ihnen Rainer Bauer die „Blaue Mauer“ der Weingärtnergenossenschaft Hohenneuffen-Teck - einen trocken ausgebauten Silvaner - und die Edition „K 8“, einen Acolon.
Auch für Werner Kauderer steht fest: „Der Jahrgang 2018 ist nicht zu toppen - weder von der Qualität noch von der Menge her.“ Er erwartet trotzdem einen guten Jahrgang 2019. Dafür sprechen auch die Oechslegrade, die er bei der Weingärtnergenossenschaft erfragt hat: Acolon, Portugieser, Müller-Thurgau und Kerner liegen nur wenige Grade niedriger als vergangenes Jahr. Der Riesling erreicht mit 90 Oechslegraden ein besonders hohes Niveau.
Bei den Bertoldweinen müssen die Wengerter aufgrund der frühen Lese allerdings Abstriche hinnehmen. Der Silvaner, der heuer gelesen wird, dürfte noch auf 85 bis 90 Grad Oechsle kommen - statt auf 95 bis 101 - und der Spätburgunder, aus dem der rote Bertoldwein entsteht, liegt bei 85 Oechslegraden. Vergangenes Jahr waren es 101. „Er hätte einfach noch etwas mehr Zeit gebraucht“, sagt Werner Kauderer.
Trauben haben Sonnenbrand
Neben den Wespen hatten die Trauben dieses Jahr mit Sonnenbrand zu kämpfen. „Vor allem bei den roten Stöcken schneiden wir die Traubenzone frei“, erläutert Werner Kauderer. Das soll der schattenliebenden Kirschessigfliege den Garaus machen. Der Mangel an Schatten hat den Beeren nun bei Hitze zugesetzt. Da wollen die Weingärtner im kommenden Jahr nachbessern. „Künftig schneiden wir die Blätter schon früh weg, damit sich die Trauben langsam an die Sonne gewöhnen“, kündigt Werner Kauderer an.