Weilheim und Umgebung
Wie ein Abgeordneter baden geht

Anbaden Andreas Kenner war zum Neujahresschwimmen im Bissinger „Sai“.

Bissingen. Geht es um Bissingen, denkt jeder an den „Sai“. Aber Baden im Sai – „muss des denn glei an Neujahr sei?“ Eine kleine Gruppe Unerschrockener, angeführt vom SPD-Landtagsabgeordneten Andreas Kenner, hat diese Frage mit einem eindeutigen „Ja“ beantwortet. Die tapferen Schwimmer – und Schwimmerinnen – beließen es aber beim eher kurzen Bad und verzichteten getrost darauf, sich anschließend auf der Liegewiese noch ausgiebig zu sonnen.

Dabei hätte es am frühen Neujahrsnachmittag um 14 Uhr nicht an der Sonne gefehlt. Andreas Kenner gab denn auch zu Protokoll: „Man könnte ja auch im Bürgersee schwimmen. Aber der ist mir dann doch zu verschattet. Heute hier in Bissingen, mit Sonnenschein und Blick zur Teck – das ist wirklich sensationell.“

An Sensationen ist der Bissinger See ja auch sonst nicht arm. Andreas Kenner erinnert an die erste Kanalschwimmerin Gertrude Ederle, die angeblich im Sai das Schwimmen gelernt hat: „Wer hier auf den Spuren von Trudy Ederle schwimmt, der kann es auch durch den Ärmelkanal schaffen.“

Andreas Kenner hat sogar eigene historische Erinnerungen ans Neujahrsschwimmen: „Das erste Mal habe ich das 1985 am River Clyde bei Glasgow erlebt. Da haben sie gesagt, man muss erst einmal eine Weile barfuß auf dem Boden stehen, um den Körper herunterzukühlen.“ So weit, so fachmännisch. Dann fügt er aber schmunzelnd noch eine weitere Erinnerung an: „Da gab es Badenixen, die uns abgetrocknet haben. Deswegen sind wir natürlich gleich mehrfach geschwommen.“

Die Tatsache, dass er gerne viel erzählt, hat auch zum Neujahrsschwimmen im Sai geführt: „Manchmal bringt man sich selbst in die Bredouille. Bei mir war das im Oberbürgermeisterwahlkampf, als ich gesagt habe: ,Solange der Bissinger Sai eisfrei ist, brauche ich in Kirchheim kein Hallenbad‘.“

Danach gab es für ihn kein Zurück mehr: Am Sonntag ging sein Neujahrsschwimmen bereits in die zweite Auflage, nach dem Start 2021. „Da hatte das Wasser noch vier Grad. Dieses Jahr sind es acht. Es hat sich also verdoppelt – wie das Wahlergebnis der SPD.“

Mehr als verdoppelt hat sich die Teilnehmerzahl. Die einen waren zufällig auch zum Baden gekommen, die anderen wollen es sich für nächstes Jahr überlegen. Und den Rekord – quasi auf den Spuren Trudy Ederles – stellte der Kirchheimer Wolfgang Moll auf: Er, der sommers auch noch in den kältesten Bergsee springt, ließ es sich nicht nehmen, den Sai ganz zu durchqueren. Der Ärmelkanal kann kommen!     Andreas Volz