Nachgefragt
Wie geht es in Weilheim weiter mit Cellcentric?

Trotz deutlicher Verspätung hält das Unternehmen an seinen Plänen für ein Brennstoffzellen-Werk unter der Limburg fest. Ein Kurzgespräch mit dem neuen Technik-Chef Nicholas Loughlan.

Nicholas Loughlan, seit Mai neuer Technikvorstand beim Brennstoffzellenhersteller Cellcentric. Foto: Thomas B. Jones

Der Termin für den Baubeginn ist längst verstrichen, das Datum für den geplanten Produktionsstart 2026 kein Thema mehr. Von Nicholas Loughlan, dem neuen Technikvorstand von Cellcentric, wollten wir wissen: Wie geht es weiter mit dem geplanten Brennstoffzellen-Zukunftswerk im Weilheimer Rosenloh?

Herr Loughlan, verfolgt Cellcentric für den Produktionsstandort Weilheim weiter einen klaren Zeitplan?

Nicholas Loughlan: Wir haben einen Zeitplan, den wir allerdings etwas anpassen mussten und zwar aus mehreren Gründen. Erstens: Die Verfügbarkeit der Grundstücke. Wir konnten erst Ende letzten Jahres den Vertrag mit der Stadt Weilheim abschließen. Zweitens mussten wir feststellen, dass die Verfügbarkeit von Wasserstoff und der Markthochlauf nicht in dem Maße stattfindet, wie wir uns das ursprünglich vorgestellt haben. Deshalb verschiebt sich der Hochlauf jetzt etwas, wie in anderen vergleichbaren Transformations-Industrien gerade auch. Es gibt aber eine klare Übereinkunft. Wir hatten im Dezember Notartermin und haben auch eine signifikante Investition getätigt, um uns die Möglichkeit zu geben, zu einem für uns und den Markt sinnvollen Zeitpunkt in Weilheim zu starten. Von unseren Shareholdern Daimler Truck und Volvo Group gibt es dazu volle Unterstützung.

Wovon hängt konkret ab, wie schnell Cellcentric in Weilheim die nächsten Schritte setzt?

Von der Verfügbarkeit von Wasserstoff, vom Preis von Wasserstoff und von der Wettbewerbsfähigkeit der Technologie gegenüber Alternativen. Die Endkunden der Lkw-Hersteller werden ihre Flotten erst dann umstellen, wenn es sich für sie ganz klar rechnet.

Stichwort Alternativen: Im November hat Daimler Truck mit dem E-Actros 600 den Serienstart für den ersten vollelektrischen Schwerlaster für den Fernverkehr gefeiert. Was bedeutet das für die weitere Entwicklung der Brennstoffzelle?

Zunächst überhaupt nichts. Der Serienstart war schon lange geplant. Für uns und unsere Kunden ist das sogar von Vorteil. Die haben jetzt einen batterieelektrischen Antriebsstrang, den sie nutzen können. Ein Brennstoffzellen-Lkw ist ja auch ein elektrisches Fahrzeug. Es hat nur neben einer deutlich kleineren Batterie ein Brennstoffzellensystem, das Strom erzeugt. Es ist übrigens die klare Meinung aller führenden Fahrzeughersteller: Es wird sich nicht die eine Technologie durchsetzen. Es ist deshalb keine Frage des „Entweder/Oder“, sondern des „Und.“ Jede der Technologien hat ihre gezielten Anwendungen, in denen ihre jeweilige Stärke zum Tragen kommt.

Info Nicholas Loughlan (44) ist seit Mai Managing Director und Chief Technology Officer (CTO) von Cellcentric. Zuvor war er unter anderem Leiter der Produktplanung für schwere und mittelschwere LKW-Motoren bei Daimler. Loughlan ist in Leonberg geboren und hat einen schottischen Vater.