Aufgeräumt sieht es derzeit in Bodelshofen aus: Wie ein Mahnmal ragen die Giebelseiten der ehemaligen Scheune des Hofguts Bodelshofen in den Himmel. Sie sind abgestützt, damit sie nicht umkippen. Seit dem Brand ist die Ortszufahrt nach Bodelshofen halbseitig gesperrt. Die Fläche dazwischen ist freigeräumt und wartet darauf, wieder bebaut zu werden. „Wir sind schon fast soweit“, sagt Georg von Massenbach, Geschäftsführer des Hofguts. Die Pläne für den Wiederaufbau seien fertig und müssten jetzt noch mit dem Denkmalamt und dem Landkreis abgestimmt werden.
„Eine erste Reaktion des Denkmalschutzes auf unsere Pläne war sehr positiv“, sagt von Massenbach. Denn das Hofgut steht unter Denkmalschutz – das Gebäudeensemble als Gesamtes wird als schützenswert betrachtet. Dem wolle man beim Wiederaufbau gerecht werden. „Die beiden charakteristischen Giebelseiten sind erhalten geblieben und sollen in das neue Gebäude integriert werden“, erläutert er. Außerdem werde man die Gebäudekubatur erhalten. Die Außenhülle der neuen Scheune soll nicht größer werden als die des abgebrannten Gebäudes.
Es waren Schockmomente für die Menschen in Bodelshofen, die Familie von Massenbach und für alle Pferdebesitzer, die ihre Tiere im Hofgut untergebracht haben: In der Nacht vom 13. auf den 14. August 2023 stand die Scheune des Pferdehofs lichterloh in Flammen. „Ich war zum Zeitpunkt des Brandes gar nicht vor Ort“, sagt von Massenbach. Seiner Familie gehört die historische Anlage, er selbst ist der Geschäftsführer der Betreibergesellschaft. „Ich habe auf dem Rückweg aus dem Urlaub den Anruf bekommen, dass es bei uns brennt“, sagt von Massenbach. Er sei damals erstaunlich gefasst geblieben, als er die Informationen und die ersten Bilder der Brandkatastrophe bekam. „Ich hatte Sorge um die Pferde“, erinnert sich von Massenbach. Denn der Stall steht in unmittelbarer Nachbarschaft der Scheune.
Gerüchte machten die Runde
Umso beruhigter war er, als er erfuhr, dass die Tiere in Sicherheit waren. Später habe er erfahren, dass Pferdebesitzer wohl vor Ort mitansehen mussten, wie die Flammen in den Himmel loderten, während sie nicht zu ihren Tieren konnten. „Die Feuerwehr hatte die Brücke nach Bodelshofen gesperrt“, erinnert sich von Massenbach. Denn die Scheune steht unmittelbar dahinter ,und die Feuerwehren aus Wendlingen und Umgebung hatten alle Hände voll zu tun: Insgesamt 167 Einsatzkräfte waren damals vor Ort, darunter 42 Angehörige der Rettungsdienste. Die Feuerwehren aus Wendlingen, Oberboihingen, Köngen, Reichenbach, Nürtingen, Unterensingen, Wernau, Esslingen und Kirchheim halfen mit insgesamt 28 Fahrzeugen bei der Brandbekämpfung. Der Schaden wurde damals auf 500 000 Euro geschätzt.
Die Pferde waren auf die Koppel in Sicherheit gebracht worden. Denn die Einsatzkräfte waren schon vor dem Brand bestens über die Lage vor Ort im Bilde: Erst zwei Tage zuvor hatte die Wendlinger Feuerwehr im Hofgut den Ernstfall geprobt. „Es war ein Zufall und letztlich auch ein Riesenglück, dass so kurz davor eine Übung stattfand“, sagt von Massenbach. Dabei wurden sowohl die Pferde und deren Rettung als auch die Wasserversorgung vor Ort genau unter die Lupe genommen.
Stellungnahme des Bauamtes steht noch aus
Lange war über die Brandursache spekuliert worden. Zunächst hielten sich die Ermittler bedeckt. Doch schon kurz nach dem Brand sei der Gutachter zu einem eindeutigen Ergebnis gekommen: „Der lief im Schutzanzug durch die Brandruine und zog mit einem Mal Kabel aus einem Verteilerkasten“. Es habe Bissspuren gehabt, vermutlich durch einen Nager, einen Marder oder ein anderes Tier.
Über die Gerüchteküche, die kurz nach dem Brand hochkochte, kann von Massenbach heute schmunzeln. „Da machten einige kuriose Geschichten die Runde“, sagt er. Doch eine tierische Ursache hatte wohl niemand vermutet. „Die Scheune ist in den vergangenen Jahrzehnten auf verschiedenste Arten genutzt worden“. Etwa als Materiallager oder Maschinenhalle. Zum Zeitpunkt des Brandes waren verschiedene Materialien, Maschinen und Futtermittel dort gelagert. Entsprechend groß war die Menge des brennbaren Materials im Inneren der Scheune.
Jetzt müsse man auf die Stellungnahmen von Bauamt und Denkmalschutz warten, und dann, hoffentlich rasch, mit dem Wiederaufbau beginnen. Die von Massenbachs beauftragte Baufirma stehe schon in den Startlöchern, so der Gutsherr.