Die Sibylle von der Teck-Grundschule liegt im Kern der Stadt Owen, nur wenige Meter von der Hauptstraße entfernt. Wer dort steht, versteht kaum sein eigenes Wort. Ein Lkw nach dem anderen donnert mit Tempo 50 vorbei, selten gibt es eine Lücke im Verkehr. Für die schwächsten Verkehrsteilnehmer, die Kinder, ist die akustische Komponente noch das kleinste Problem. Für sie ist der Verkehr eine reale Gefahr.
Vor der Grundschule stehen Daniela Moretti, Nina Rahmanzadeh und Stefanie Wünschmann und halten ein Banner hoch, das sie selbst gestaltet und in Auftrag gegeben haben. „Freiwillig Tempo 30“ steht darauf, dazu die Hashtags #fürunsinowen und #verkehrssicherheit. Das Banner soll auf Höhe der Schule gut sichtbar an der Bundesstraße angebracht werden.
Wo Gefahren lauern
Dass entlang des Schulwegs ihrer Kinder Tempo 50 statt 30 gefahren werden darf, ist nur eine Tatsache, die den drei Elternvertreterinnen Sorgenfalten auf die Stirn treibt. Sie sehen in ihrer Stadt beim Thema „Sicherer Schulweg“ viel Luft nach oben. Um nicht nur zu schimpfen, sondern etwas zu verändern, haben die Mütter Anfang des Jahres die Elterninitiative „Zebras für Owen“ gegründet. Unterstützung erhalten die drei von der Grundschule, der Owener Verwaltung und „Movers“. Mitarbeiter dieses Landesprogramms beraten und unterstützen Schulen und Kommunen bei der Planung und Umsetzung von Maßnahmen, die die Sicherheit von Schulwegen verbessern.
Um herauszufinden, wo Gefahren lauern, hat die Schule auf Anregung der Elterninitiative gemeinsam mit den Kindern die Schulwege analysiert, Wünsche formuliert und die Ergebnisse im Rahmen einer Schülerkonferenz vorgestellt. Herausgekommen sind drei Hauptgefahrenstellen. „Die Kirchheimer Straße ist ein Problem“, greift Daniela Moretti eine dieser Stellen auf. Die Elternvertreterinnen wünschen sich eine Temporeduzierung bis zur Adler-Kreuzung auch bei Tag. Auch die Überquerung ist nicht ohne: Regelmäßig falle die Ampel, die auf Höhe der Bäckerei ist, aus, was für die Schülerinnen und Schüler, die nicht zu spät zum Unterricht erscheinen wollen, enorm stressig sei. Eine andere Stelle, an der sich die Kinder unsicher fühlen, ist die Adler-Kreuzung. Zudem haben die Kinder ihren Weg zur Sporthalle – die Teckstraße am Übergang zum Rotlehenwegle – als gefährlich eingestuft, weil der Verkehr, der von oben kommt, zu spät von ihnen gesehen wird. „Dort würden die Kinder sich einen Spiegel wünschen“, sagt Nina Rahmanzadeh.
Weniger „Elterntaxis“
Die Elternvertreterinnen nutzen die regelmäßig stattfindenden Verkehrsbegehungen, um die Owener Verwaltung auf solche Stellen hinzuweisen und Maßnahmen zu fordern. „Einiges hat sich bereits getan“, sagt Nina Rahmanzadeh. An der Steigstraße/Ecke Gartenstraße beispielsweise ist auf ihre Bitte hin ein „Achtung, Schulweg kreuzt“-Schild aufgestellt worden, um Autofahrer, die Richtung Teck wollen, zu sensibilisieren. Allerdings steht es ihrer Ansicht nach an der falschen Stelle. „Wir versuchen, zu erreichen, dass es versetzt wird“, sagt Rahmanzadeh. Am liebsten würden die Frauen hier einen Zebrastreifen sehen, haben aber bereits genug Know-How gesammelt, um zu wissen, dass das nicht umsetzbar ist.
Die Elterninitiative, die bisher nur aus ihren Gründerinnen besteht und dringend Mitstreiter sucht, ist hoch motiviert und möchte gerne noch mehr Ideen umsetzen. Sie hat sich bei der Aktion „Radhelden at School“ des Württembergischen Radsportverbands beworben. Wird die Schule ausgewählt, dürfen die Schülerinnen und Schüler einen Vormittag lang durch einen Parcours radeln und dabei spielerisch Fahrtechnik und Sicherheit verbessern. Auch eine „Kiss and Go“-Zone vor der Kernzeitbetreuung oberhalb des Schulhauses könnten sie sich vorstellen, um das Problem der „Elterntaxis“ noch besser in den Griff zu bekommen. Die Situation habe sich durch die Teilnahme am „SpoSpiTo-Bewegungspass“, das Kinder zum Laufen animieren will, zwar schon entspannt, sagt Stefanie Wünschmann. In der Regel werde nicht mehr direkt bis zur Schule vorgefahren. Ganz verhindern könne man „Elterntaxis“ jedoch nicht. Aber wenn sie schon fahren, dann eben auf die sichere Tour.