Sicherheit
Wie man sich bei Gewitter im Freien verhält

Sie sind ein faszinierendes Wetterphänomen – und ein gefährliches noch dazu: Gewitter. Wie man sich darauf vorbereitet und schützt, wenn man im Freien unterwegs ist.

Wolken ziehen an der Teck auf: Was so romantisch wirkt, kann innerhalb kurzer Zeit in ein heftiges Gewitter umschlagen.  Foto: Cornelia Wahl

Immer wieder kommt es zu tragischen Unglücksfällen, die durch Gewitter verursacht sind. So etwa im vergangenen Jahr, als bei Unterensingen ein Gewitter mehrere Menschenleben forderte. Egal ob beim Wandern über Feld und Wiesen, im Wald, beim Klettern im Gebirge, auf Spielplätzen, Golfplätzen, bei Radtouren: Der Aufenthalt im Freien bei Gewitter birgt Gefahr.

Doch was tun, wenn plötzlich ein Gewitter aufzieht? Eine große Gefahr ist der Blitzschlag. Blitze schlagen meist in den höchstgelegensten Punkt ein. Dies kann ein einzelner Baum oder auch Personen sein. Im Gebirge sind oft auch Temperaturstürze – gegebenenfalls bis zum Schneefall – und Sturm Gefahren. „Dies kann insbesondere, wenn man wegen unzureichender Ausrüstung nass wird, zu Unterkühlungen führen. Bäche können anschwellen und Wege abschneiden und es können Gerölllawinen auftreten“, erläutert Maximilian Groh von der Bergwacht Lenningen.

Wenn es keinen Schutz gibt

Gibt es vor der Naturgewalt kein Entrinnen, sollten Wanderer oder Spaziergänger „im Optimalfall in einer Schutzhütte oder einem Gebäude mit Blitzschutz“ Schutz suchen, rät er. Ist dies nicht möglich, dann lautet seine Empfehlung, sich „an einer nicht exponierten Stelle in eine Kauerstellung am Boden begeben“ und auf jeden Fall metallische Gegenstände wie Wanderstöcke oder beim Klettern Eispickel und Karabiner abzulegen. Radler und Mountainbiker sollten Abstand zum Fahrrad halten. Ist kein schützendes Gebäude oder sicherer Unterstand in der Nähe, können Mulden, große Felsnischen, Höhlen mit Abstand zur Wand und ein geschlossener Wald Schutz bieten. Gemieden werden sollten auf jeden Fall einzelne Bäume, Grate, Klettersteige, Gipfel, Wasserläufe (auch temporäre), Kletterrouten, Waldränder oder einzeln liegende größere Felsblöcke.

Im Wald von Blitz und Donner überraschte Spaziergänger sollten sich locker stehende, junge Bäume suchen. Wenn kein anderer Schutz zu finden ist, geht man am besten in die Hocke, nimmt die Füße eng zusammen und macht sich klein. Gibt es in der Nähe überhaupt keine Schutzmöglichkeit, etwa auf freiem Feld, gilt auch hier: in die Hocke gehen, Beine eng zusammennehmen und kleinmachen, um dem Blitz eine möglichst geringe Angriffsfläche zu bieten. Und: Einfache Holzunterstände ohne Blitzschutz bieten genauso wenig hinreichenden Schutz wie ein Zelt.

Um möglichst gut auf das Donnerwetter vorbereitet zu sein, sollte man sich vor der Wanderung folgende Fragen stellen: Womit bin ich unterwegs? Wie lange brauche ich für den Rückweg? Gibt es sichere Unterstellmöglichkeiten oder Schutzhütten? Wo gibt es Parkplätze?

Wetter im Auge behalten

In erster Linie sollten Ausflügler vorbereitend die Wetterlage kritisch im Auge behalten und sich nicht ausschließlich auf Wetter-Apps verlassen. Im Hochgebirge liefert außerdem der Bergwetterbericht wichtige Infos. Auch ist es sinnvoll, sich vor Antritt der Wanderung über den Handyempfang zu informieren, oder anderen über die Tour Bescheid zu geben.

Wie weit ein Gewitter entfernt ist, kann anhand einer Faustformel berechnet werden: Die Zeit zwischen Blitz und Donner in Sekunden durch drei teilen – das ergibt die Entfernung des Gewitters in Kilometern. Die Regel gilt auch im Gebirge. Allerdings kann durch Echo und weitere Effekte die Entfernung schwieriger einzuschätzen sein.

Sollte es zum Notfall kommen, gilt es schnellstmöglich über den Euro-Notruf 112 Hilfe anzufordern und Erste-Hilfe-Maßnahmen unter Beachtung des Eigenschutzes einzuleiten. Gefährliche Wetterlagen können die Rettung vor allem im Gebirge verzögern, wenn der Rettungshubschrauber nicht eingesetzt werden kann und die Einsatzmannschaft zunächst abwägen muss, ob der Einsatz bei der entsprechenden Wetterlage zu verantworten ist.