Schon als Kind hat Robert Feldmaier Filme geliebt – vor allem die, in denen die Fäuste fliegen und es ordentlich knallt. „Meine Helden waren Jean-Claude van Damme, Arnold Schwarzenegger und Sylvester Stallone“, sagt der 27-Jährige. „Die ersten Action-Filme habe ich mit meiner Mutter zusammen geschaut.“ Als er „Double Impact“ zum ersten Mal sieht, fängt er mit dem Karatetraining an – wie sein Vorbild van Damme möchte er sein. Feldmaier holt sogar den schwarzen Gürtel. Zum Action-Helden wird er nach dem Besuch der Neckarrealschule aber nicht gleich. Feldmaier verschlägt es in die Automobilindustrie. „Die Ausbildung zum Technischen Modellbauer war toll und ich wurde auch übernommen.“ Doch ist der Job bei dem namhaften Autohersteller nicht das, was er sich erhofft hat. „Mir wurde klar, dass ich etwas anderes machen muss.“ Die Vorstellung von einer Karriere im Filmbusiness geht ihm nicht mehr aus dem Kopf.
Im Internet stößt er auf eine Stellenanzeige. „Gesucht wurden Statisten für den Film ,Als Hitler das rosa Kaninchen stahl‘. Da habe ich mich dann einfach beworben.“ Eine Woche später wird Feldmaier zum Dreh nach Konstanz eingeladen. In einer Szene mit anderen Statisten und Schauspieler Oliver Masucci soll er einen Nazi-Reporter mimen, der etwas in einen Notizblock schreibt. „Eine Sprechrolle war es nicht, aber im Gegensatz zu den anderen Statisten habe ich eine Nahaufnahme bekommen“, erzählt Feldmaier lächelnd. „Da hatte ich Blut geleckt.“
Um seinen Traum zu verfolgen, gibt es für den Neckarhäuser nur einen Ort: Los Angeles. „Ich habe mich bei der Schauspielschule von Michelle Danner beworben.“ Danner ist nicht nur Schauspiellehrerin, sondern hat als Regisseurin bereits zahlreiche Filme inszeniert. Um bei ihr zu lernen, ist Feldmaier bereit, einiges an Geld zu investieren. Denn eine Ausbildung an einer Schauspielschule in L.A. ist nicht ganz günstig. Feldmaier bekommt einen Platz an der Schauspielschule und zieht im Januar nach Los Angeles
Sechsmal die Woche bekommt er Schauspielunterricht. Um die Miete zu zahlen, reicht das Ersparte irgendwann nicht mehr. Abends arbeitet Feldmaier deshalb in einem Restaurant. Drei Monate nach seinem Umzug nach L.A. bekommt er seine erste kleine Rolle in dem Independent-Film „The Runner“. Regie führt seine Schauspiellehrerin Michelle Danner. „Ich habe Michelle dadurch besser kennengelernt. Irgendwann hat sie mich gefragt, ob ich als ihr Assistent arbeiten möchte.“
Am Set mit Donald Sutherland
Feldmaier soll sich fortan um Schauspieler kümmern, die in Danners Filmen mitspielen sollen. „Der nächste Film stand an und plötzlich sollte ich den Agenten von Donald Sutherland anrufen und fragen, ob er zur Verfügung steht. Das war ziemlich verrückt, ich war unglaublich nervös“, erinnert sich Feldmaier. Sutherland sagt für „Mirandas Victim“ zu. Am Set in New Jersey soll sich Feldmaier um das Wohl der Hollywood-Legende kümmern. Als Andenken hat er heute ein gemeinsames Bild mit Sutherland auf seinem Instagram-Profil. Und auch für Feldmaier springt bei „Mirandas Victim“ eine kleine Rolle heraus. „Dieses Mal war ich ein Page.“
Zwischen Schauspielunterricht, Teller abräumen und Assistenzarbeit besucht Feldmaier ein Casting nach dem anderen. Doch die Konkurrenz ist groß, schließlich ist Los Angeles voller angehender Schauspieler. „Hollywood ist ein Haifischbecken“, sagt Feldmaier: „Wichtiger als Talent zu haben, ist, die richtigen Leute zu kennen.“ Viele Absagen habe er nach Vorsprechen bekommen. „Manchmal gab es gar keine Rückmeldung.“ Einen festen Platz hat er in den Filmen von Michelle Danner. Zu sehen ist er kurz auch in „The Italians“, als Mitarbeiter eines Theaters.
Obwohl es schwer ist, sich einen Namen als Schauspieler zu machen, ist Feldmaier genau da, wo er sein will: umgeben von Filmschaffenden in der Traumfabrik. Sogar einem seiner größten Kindheitshelden ist er schon begegnet: „Das war zwei Monate, nachdem ich in L.A. war. Ich war im Fitnessstudio trainieren und plötzlich kommt dieser alte Mann rein. Dann habe ich erst gesehen, dass es Arnold Schwarzenegger war.“ Ob er sich getraut hat, ihn anzusprechen? „Ich habe das Gerät benutzt, das er auch benutzen wollte. Er kam zu mir rüber und hat gefragt, ob wir uns abwechseln könnten“, erzählt Feldmaier stolz. Auch Ralf Möller habe er in einem Restaurant getroffen. „Er hat sogar einen Kaffee mit uns getrunken.“
Die Schauspielschule hat Feldmaier nach zwei Jahren erfolgreich abgeschlossen. Mittlerweile hat er auch eine Arbeitserlaubnis für die USA und hat angefangen, selbst Drehbücher zu schreiben und Kurzfilme zu machen. „Visa Issues“ heißt sein erstes Werk – natürlich ein Action-Film. „Er lief bei einem Filmfestival in Berlin.“
Noch immer ist er als Assistent von Michelle Danner tätig, doch gerade auf Heimaturlaub in Nürtingen. „Wir haben in Italien einen Film mit Toni Collette und Andy Garcia gedreht. Das habe ich dann direkt mit einem Besuch bei meinen Eltern verbunden.“ Dreimal im Jahr kommt er nach Neckarhausen. Die Verbindung zur Heimat ist ihm immer noch wichtig: „Hier sind die Menschen, die immer hinter mir standen. Das sind vor allem meine Eltern, aber auch mein Mentor Siegfried Schmidt von der Karateschule Frickenhausen, dem ich so viel zu verdanken habe.“