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Wie viele Parkplätze braucht Notzingen?

Bauen Was soll auf das gemeindeeigene Grundstück an der Ecke Hochdorfer/Ötlinger Straße gebaut werden? Ein Entwurf liegt vor, doch es herrscht großer Diskussionsbedarf. Von Katja Eisenhardt

Für das gemeindeeigene Grundstück an der Ecke Hochdorfer/Ötlinger Straße gibt es einen Bebauungsentwurf. Bei der Fläche handelt es sich um das im Ortskern gelegene Flurstück 207. Seit vielen Jahren wird das Grundstück nur als Parkplatz an der Hauptdurchgangsstraße vis-à-vis zu den Geschäften genutzt. Das Kirchheimer Büro Kiltz Kazmaier Architekten hatte bereits im Sommer auf eigene Initiative hin einen Bebauungsentwurf für ein Wohn- und Geschäftshaus bei der Gemeinde vorgelegt und diesen nun nach einer Begutachtung durch den Ausschuss für Technik und Umwelt (ATU) nochmals überarbeitet. So wurde die Firsthöhe etwas heruntergesetzt und zudem die Traufhöhe angepasst, sodass sich das Gebäude laut Bertram Kiltz in die Umgebungsbebauung einpasst, vor allem was die gegenüberliegenden Gebäude wie den ehemaligen Hirsch oder die Geschäfte angeht.

Die aktuelle Version hatte Architekt Bertram Kiltz jetzt in die Sitzung des Gemeinderats mitgebracht. Die Überarbeitung wertete das Gremium als positiv. Bauwilliger Investor ist Stanislav Bozic, der in Kirchheim seit 1992 mit seinem Familienunternehmen für Estriche angesiedelt und zudem seit mehreren Jahren auch als Bauträger tätig ist. Auch er war in die Sitzung gekommen, ebenso wie der Geschäftsführer des Unternehmens Regiebau Stuttgart Jürgen Saier, der mit seinem Unternehmen im Falle eines Baus planerisch mit im Boot ist.

 

Zu wenig Parkplätze?

Beschlossen wurde am Ende noch nichts, der Notzinger Gemeinderat sieht noch weiteren Diskussionsbedarf. Ein Punkt, über den hauptsächlich debattiert wurde, ist die vorgesehene Parkplatzanzahl, von der derzeit 16 Pkw-Stellplätzen und 24 Fahrrad-Stellplätzen für die momentan acht geplanten Wohnungen, eine Zahnarztpraxis und für eine potenzielle Bäckerei samt Café ge­plant sind. Auch hierfür gibt es laut Bertram Kiltz bereits zwei Interessenten.

Manch einem in der Ratsrunde sind das zu wenig Pkw-Stellplätze, gehe man allein schon davon aus, dass die Regel eher zwei Autos pro Haushalt sind, wie etwa Hans Prell (UKW) anmerkte. Auch seine Fraktionskollegen Vera Morlok und Roland Böbel sahen die derzeit geplante Stellplatzanzahl kritisch, auch wenn diese die gesetzlichen Vorgaben erfüllt. Helmut Langguth (SPD) und Rudolf Kiltz (CDU) betonten dagegen, man dürfe ein Bauvorhaben grundsätzlich nicht von der Anzahl der Parkplätze und der potenziell vorhandenen Autos abhängig machen. Zumal man froh sein könne, wenn sich in aktuellen Zeiten noch bauwillige Investoren fänden. Bürgermeister Sven Haumacher und Helmut Langguth wiesen zudem darauf hin, dass es in unmittelbarer Umgebung ausreichend weitere Parkmöglichkeiten gebe, etwa während eines Einkaufs: „Ich habe sie gezählt und bin im Umkreis von 100 Metern zum Bonus-Markt auf 75 kostenlose Parkplätze gekommen“, so Haumacher.

Einen potenziellen Mangel an Parkplätzen dem Bauträger „in die Schuhe zu schieben“, fand auch Irmtraut Schneider (UKW) „schwierig“ und plädierte vielmehr dafür, dass man ver­stärkt darauf achten müsse, dass die vorhandenen öffentlichen Parkplätze nicht dauerbelegt würden, sondern nur für eine vorgegebene Zeit. Gegenüber dem Grundstück gehört der Gemeinde zudem der linke von zwei Scheunenteilen. Laut Sven Haumacher wird überlegt, den linken Scheunenteil abzureißen, sofern der rechte davon nicht beeinträchtigt wird: „In dem Fall könnte man über eine Platzgestaltung oder auch weitere Parkplätze nachdenken.“ Hier komme es noch darauf an, ob das Vorhaben mit Mitteln des Landessanierungsprogramms gefördert werden könne.

 

Von Hochwasser gefährdet

Da die Fläche im hochwassergefährdeten Gebiet liegt, wurde ein Gutachten erstellt, das im Ergebnis von einer Bebaubarkeit des Areals ausgeht. Dafür müssten dann entsprechende Retentionsflächen geschaffen werden, was auch das Landratsamt fordert. Das Architekturbüro plant diese auf dem Grundstück selbst. Einstimmig hat der Gemeinderat in dem Zusammenhang das Ingenieurbüro Wald&Corbe, das bereits in Sachen Hochwasserschutz für die Gemeinde Notzingen tätig war, damit beauftragt, eine Planung hinsichtlich einer geeigneten Retentionsfläche außerhalb des Ortes zu erstellen. Kostenpunkt: 16 208 Euro brutto. Klar ist für den Gemeinderat grundsätzlich, dass nicht nur das potenziell neu bebaute Grundstück vor künftigen Hochwasserereignissen geschützt werden, sondern zudem eine Lösung für den gesamten Ort gefunden werden muss. Ideen gibt es bereits. Insgesamt wird das Projekt noch weiter beraten, im November soll es erneut im Gemeinderat aufgegriffen werden. Planerisch können bis dahin noch manche Punkte eingearbeitet werden, etwa die von Rudolf Kiltz (CDU) vorgeschlagene beidseitige Durchfahrtsmöglichkeit des Parkplatzes.