Es ist einer dieser Herbsttage, der fürs Auge viel zu bieten hat. Gerade noch ein leuchtend tiefblauer bis hellblauer Himmel, garniert mit ein paar weißen, schnell ziehenden Wolken, schieben sich wenig später dunkle graue Wolken vor die Sonne. Dazu weht ein frischer Wind bei gefühlten 13 Grad Celsius.
Doch für das Beobachten des Wechselspiels der Natur bleibt den Kächeles vom Wiesenhof in Unterlenningen heute nur wenig Zeit. Sie haben an diesem Tag fast nur Augen für das Streuobst. Doch dazu später mehr. Zuvor nimmt mich Arnim Kächele mit zur Inspektion der Felder.
Das Vorbereiten der Äcker für die Ernte im nächsten Jahr steht im September an. Nach dem Pflügen, bei dem alle Pflanzenreste und Krankheitserreger tief im Boden vergraben werden, konnte die Wintergerste gesät werden. „Sie macht den Anfang. Später folgen weitere Getreidearten wie Weizen, Roggen und Dinkel“, sagt Arnim Kächele. Sein Sohn Johannes möchte darüber hinaus Winterackerbohnen anbauen.
Beim Inspizieren der Felder mit der ausgesäten Wintergerste gibt es eine Überraschung. Der Regen vom Vortag hat auf einem Acker ordentlich für Verschlämmung gesorgt, was bisher dort noch nicht vorkam – eine Folge des regenreichen Jahres. „Die Böden sind dieses Jahr anders als sonst“, sagt er, „es fehlt an Bodengare.“ Damit ist der optimale biologische, chemische und physikalische Zustand der obersten Schicht des Ackerbodens gemeint.
Erfreulicher ist die Entwicklung der Zwischenfrucht, die im August gesät wurde. Sie ist gut gewachsen und konnte bereits gemäht werden. Auf einem solchen Feld hat Arnim Kächele einen breiten Streifen stehen lassen. Dort wachsen nicht nur die Sonnenblumen prächtig, auch viele Insekten fühlen sich dort wohl und finden jetzt noch Nahrung.
Auf dem Arbeitsplan im September stand außerdem die Landschaftspflege, beispielsweise an den sonnigen Hängen unter der Sulzburg. Dort wird nur einmal im Jahr gemäht. Das Gras wächst dort nicht so gut. Es kann auch nicht als Futter verwendet werden, sondern wird kompostiert. Die Arbeit ist deshalb wichtig, weil dort Pflanzenarten und Lebewesen heimisch sind, die dort geeignete Lebensbedingungen finden und, wie Arnim Kächele erzählt, „einjährige Pflanzen Platz und Licht haben, um zu wachsen“.
Die Birnen sind dran
Auf den Wiesen kümmern sich derweil Sohn Johannes, Schwiegertochter Katharina mit dem jüngsten Familienmitglied, Söhnchen Lukas, und Mitarbeiter Karl Braun um die Obsternte, die im September in vollem Gange ist. Auf dem Plan stehen an diesem Tag die Birnen. Die Kächeles müssen Äpfel und Birnen von vielen Bäumen auflesen, bevor sie zu Saft verarbeitet werden können.
Die Streuobstbäume der Kächeles haben meist schon zig Jahre auf dem Stamm. Wie alt genau sie sind, kann Arnim Kächele nicht sagen. Auch wenn man sieht, wie der Zahn der Zeit an ihnen nagt, so wehren sie sich doch gegen die Unannehmlichkeiten der fortgeschrittenen Lebenszeit. Wie zum Beispiel ein Luiken-Baum, der von einem Pilz befallen ist. Der Pilz hat das Holz des Apfelbaumes durchzogen, weich gemacht und zersetzt. In der Folge ist ein großer Ast abgebrochen. Trotzdem bildete der befallene Baum neue Triebe aus und trägt knallrote Äpfel.
Während der Großteil der Familie auf der Wiese die Birnen aufliest, hat Arnim Kächeles Frau Renate derweil auf dem Hof das Mittagessen zubereitet, damit alle am Nachmittag gestärkt weiterarbeiten können.