Als Jenny und Tanja Morgenthaler heirateten, hatten sie als Begleitung sieben Hunde auf dem Standesamt dabei. Alle leben in einer großen Eigentumswohnung in Aichtal. Doch damit könnte bald Schluss sein: das Bauamt des Esslinger Landratsamtes hält die Haltung so vieler Hunde im Wohngebiet für nicht zulässig. Nun kämpfen die Frauen dafür, ihre Tiere behalten zu dürfen.
„In einem allgemeinen Wohngebiet ist nach Rechtsprechung des Verwaltungsgerichtshofes Baden-Württemberg die Haltung von zwei Hunden pro Wohneinheit mit dem Charakter eines Wohngebiets vereinbar. Werden die Hunde überwiegend in den Wohnräumen gehalten - wie es bei Ihnen der Fall ist - kann nach der Rechtsprechung auch die Haltung von drei Hunden pro Wohneinheit noch gebietsverträglich sein“, lautet der Kernsatz eines Schreibens der Baurechtsbehörde des Landratsamtes vom 20. August.
Sprich: Die Frauen sollen sich von vier ihrer Hunde trennen, mit denen sie emotional eng verbunden sind. Sie fühlen sich, als sollten sie ihre Kinder weggeben. Drei Hunde brachte die Produktions-Assistentin Jenny Morgenthaler (24) mit in die Ehe, die IT-Expertin Tanja Morgenthaler (33) vier. Kennengelernt haben sich die beiden in einer Hundeschule.
Bereits im Februar, kurz nach dem Einzug von Jenny Morgenthaler in die Aichtaler Wohnung von Tanja Morgenthaler, hatte das Bauamt die Frauen gebeten, sich zu ihrer Hundehaltung zu erklären und mitzuteilen, ob diese gewerblich sei oder die Hunde hauptsächlich im Freien gehalten werden. Da beides nicht zutrifft, seien sie zuversichtlich gewesen, bis im August das nächste Schreiben kam.
Die beiden Frauen sind sich sicher, dass ein Nachbar, mit dem es Konflikte verschiedener Art gebe, die Esslinger Baurechtsbehörde auf den Plan gerufen hat. Sonst gebe es keine Beschwerden über die Tiere. Da eine der beiden Frauen von zu Hause aus arbeitet, seien die Hunde nur selten alleine. Sonst gebe es eine Kamera, die aufzeichnet, ob die Hunde bellen.
Bereits im Januar habe das Veterinäramt die Haltung überprüft und nichts beanstandet. Eine Nachfrage beim Rathaus in Aichtal ergab, dass weder das dortige Bauamt noch das Ordnungsamt je mit der Hundehaltung der Morgenthalers beschäftigt war.
„Genug Platz für sieben Hunde“
Die beiden erklären, dass in der 115 Quadratmeter großen Eigentumswohnung genug Platz für die drei Bearded Collies von Jenny Morgenthaler und die drei Mischlinge und den Schäferhund von Tanja Morgenthaler ist. Die Hunde seien sehr wohlerzogen und bellen wenig. Tanja Morgenthaler hat einen Hundetrainerschein, drei der Hunde haben eine Suchhundausbildung, einer davon zusätzlich eine Begleithundprüfung, die auch noch ein weiterer Hund hat. Darauf weist auch der Anwalt der beiden in seinem Antwortschreiben an die Esslinger Behörde ausdrücklich hin. Er verweist in seiner Stellungnahme auch darauf, dass in der Gegend noch viele weitere Hunde und Katzen leben und vertritt den Standpunkt, dass eine Hundehaltung im Wohngebiet nur dann unzulässig sei, wenn von den Hunden eine Belästigung ausgehe, was hier nicht der Fall sei.
Neben dem rechtlichen Beistand setzen die beiden auf eine Petition und eine Facebook-Präsenz, wo sie ihr Leben mit den Hunden darstellen. Auf dieser Plattform wird das Thema mit der dort üblichen Emotionalität inzwischen bundesweit diskutiert. Auch andere Medien haben bereits über den Fall der beiden Aichtalerinnen berichtet.
Das letzte Wort zur Hundehaltung im Wohngebiet ist noch nicht gesprochen. Die Baurechtsbehörde am Esslinger Landratsamt lässt über die Pressestelle mitteilen, dass sie nach einer Beschwerde die Haltung der sieben Hunden in einem Wohngebäude prüfe. „Der Prüfung liegt die bauplanungsrechtliche Zulässigkeit von Tierhaltung im Wohnbereich zu Grunde. Diese hat in einem allgemeinen Wohngebiet grundsätzlich gebietsverträglich zu sein.“
Eine abschließende Entscheidung über die Hundehaltung sei noch nicht getroffen worden: „Das heißt, es gibt noch keine baurechtliche Verfügung, die verlangt, dass mehrere Hunde abgegeben werden müssen.“ Die Baubehörde prüfe derzeit die Stellungnahme des Rechtsanwalts der Hundebesitzerinnen und bezieht diese in ihre Entscheidung ein. Diese soll zeitnah getroffen werden.