Wo hat es sich versteckt - das Azorenhoch, das für gewöhnlich den Altweibersommer nach Weilheim bringt, eine Schönwetterperiode, die relativ zuverlässig milde, fast windstille Tage beschert? Doch ausgerechnet am Samstag - Sonntags lachte zwischendurch immer wieder die Sonne - war das krasse Gegenteil der Fall: Regen und Windböen bei acht Grad, die gefühlt allerdings um den Gefrierpunkt lagen. Pilgern ansonsten zahlreiche Besucher aus Nah und Fern zum Zähringer-Tag, um Geschichte zu erleben und die Einzelhändler zu unterstützen, war es ihnen anno 2020 leider nicht vergönnt, auf dem Marktplatz zwischen Peterskirche und Rathaus ohne Daunenjacke, Schal und Regenschirm über den Genießermarkt zu schlendern.
„Grüßet Euch, ihr Volk, die ihr da seid in spärlicher Anwesenheit“, hießen Jürgen und Andreas Thelen vom Duo Zeitensprung die Handvoll Zaungäste willkommen. „Wir machen das gern, auch für die Ehre“, betonten die Spielleute „Thelonius Dilldapp“ (Jürgen) und „Serverinius, d. J.“ (Andreas), die mit ihren historischen Instrumenten erstmals auch im eigens geöffneten Rathausbogen aufspielten. Begleitet wurden sie von Herzog Berthold I., der es sich wie seine holde Gemahlin Richwara, den Söhnen Hermann I., Berthold II. und dem der Kirche zugewandten Mönch Gebhard nebst weiterem Gefolge der „Teckschen Trutzn“ nicht nehmen ließ, von der Limburg ins Tal hinabzusteigen.
Schlag elf Uhr ging es dann ans Eingemachte - der Schwertkampf stand an. Dreimal die Woche hat Jürgen Wannewetsch, alias der „böse Einzelgänger“, dafür geübt - doch genützt hat es ihm nichts. Den Sieg errang der Zähringer Recke Gero Kühfuß, der sich, begleitet vom kollektiven Handgeklapper, feiern ließ.
Nur vereinzelt sah man Menschen, die sich Zeit nahmen. So wie Doris aus Weilheim, die zum ersten Mal hier war. „Ich bin seit sechs Jahren daheim und habe es noch nie geschafft, auf den Zähringer Markt zu gehen“, verriet sie lachend und packte ihre Stofftasche mit Logo ein.
Auch hungern und dürsten musste niemand. Familie Sommer von der Ratsstube bot hinterm Kunststoffschutz gegrillte Rote an und Antje Maunz vom Verein „Kino Kunst und Kultur Weilheim“ sorgte mit ihrem Drachenchili für innere Wärme. Wengerter Rainer Bauer bot eine Fülle von Weinen an und Daniel Singh von der gleichnamigen Brauerei unter anderem „G‘stopftes Pils“ sowie „Summer Ale“ - jeweils Sorten, die laut Sabrina Cabrijan mehr Hopfen als üblich beinhalten. „Zwei Flaschen verkauft und damit zwei Kaffee bezahlt, quasi null auf null“, nahm der Braumeister den bisherigen Umsatz mit Humor.