Bei den Haushaltsberatungen in Wendlingen haben die Freien Wähler (FWV) einen aussichtsreichen Antrag eingereicht, der auch von den anderen Fraktionen mitgetragen werden könnte. Bei diesem geht es um den Vorschlag, dass eine zentrale Küche das Mittagessen für die Kitas, Kindergärten und Schulen in der Stadt zubereiten soll. Damit könnten nach Ansicht der FWV kürzere Lieferwege geschaffen werden, was dem Klima zugutekommen würde. Bisher werden die Mahlzeiten von auswärts angeliefert durch einen Caterer.
Der Hauptgrund hinter dem Antrag ist jedoch, dass mit dem Selbstgekochten die Qualität gesichert werden könnte – woraus herauszulesen ist, dass es mit der Zufriedenheit des angelieferten Essens bisher nicht immer zum Besten bestellt war. Dies wurde auch durch weitere Wortmeldungen aus anderen Fraktionen deutlich. Die Grünen-Stadträtin Helga Brauneisen sagte: „Frisch Gekochtes hat eine bessere Qualität. Und die Zufriedenheit ist dort größer, wo es selbst gemacht wird.“ Auch Carolin Brändle, Stadträtin der CDU, plädierte dafür, ein „eigenständiges Essen hinzubekommen“. Als Mutter eines Kindes im Kindergarten höre sie immer wieder von Erzieherinnen, dass das angelieferte Essen „mehr schlecht als recht“ sei. Sie engagiert sich selbst in der Mensa am Berg und kennt die Vorteile von frisch gekochten Gerichten. „Die Stadt sieht das skeptisch“, sagte dagegen Bürgermeister Steffen Weigel in der Sitzung zum Antrag der Freien Wähler. Eine zentrale Zubereitung ist aus Sicht der städtischen Verwaltung in den vorhandenen Räumlichkeiten und mit der vorhandenen Ausstattung nicht möglich.
Dass das Selberkochen kostenintensiver sei als Catering, das sei auch der Freien Wählervereinigung bewusst, räumte FWV-Stadträtin Susanne Essig ein. Die Fraktion wolle vor einer Entscheidung deshalb Zahlen und Fakten zur Schulverköstigung in Wendlingen von der Verwaltung vorgelegt bekommen. Bisher gibt es lediglich für das Schulzentrum Am Berg eine gemeinsame Mensa, die von Ehrenamtlichen und Hauptamtlichen zusammen betrieben wird. Pro Monat werden in allen Kindertageseinrichtungen sowie für Schüler der Gartenschule, Ludwig-Uhland-Schule, Johannes-Kepler-Realschule und Robert-Bosch-Gymnasium etwa 10 400 Essen ausgegeben.
„Wenn wir sämtliche Kitas und Schulen zentral von einer eigenen Küche versorgen wollen, müssen wir überlegen, ob das mit Ehrenamtlichen und beziehungsweise oder Vollzeitkräften möglich ist“, sagte Joachim Vöhringer, Leiter des Amts für Familie, Bildung und Soziales. „Der Erfolg steht und fällt mit den Ehrenamtlichen“, sagte er. Die Suche nach Freiwilligen, um den Betrieb einer Küche aufrechtzuhalten, sei allerdings nicht einfach. Außerdem müsse eine große Küche gebaut werden.
Die Grünen können es sich laut ihrer Fraktionsvorsitzenden Ursula Vaas-Hochradl gut vorstellen, dass mittelfristig eine zentrale Mensaküche eingerichtet wird. „Das können wir unterstützen“, sagte Vaas-Hochradl. „Frisch gekochtes Essen ist schon lange unser Thema. Das einheitliche Essensangebot sollten wir im Blick behalten“, sagte sie auch im Hinblick auf die Ganztagsbetreuung in der Grundschule ab dem Schuljahr 2025/2026.
Teuer und personell schwierig
Bürgermeister Steffen Weigel betrachtet eine Zentralküche als teuer und personell schwierig. Außerdem sei auch da mit „Qualitätseinbußen“ zu rechnen, weil das Essen an die Kindergärten und Schulen zu unterschiedlichen Zeiten ausgeliefert werden müsse. Zu bedenken gelte, dass Kinder in Krippen bereits um 11 Uhr essen, am Bildungszentrum am Berg wird das Essen dagegen bis 14 Uhr angeboten. Das sei eine große Zeitspanne.
Weigel erzählte, auch er sei einmal in den Genuss von frisch gekochten Mahlzeiten gekommen, nämlich in der Kindergartenzeit. Da sei sogar direkt im Kindergarten gekocht worden. „Das würde ich mir für alle Kinder heute auch wünschen“, sagte er. Ihm sei jedoch gleichzeitig bewusst, dass dies wohl ein frommer Wunsch bleiben würde, angesichts heutiger Auflagen und Kosten. Die Zahlen zu der Frage, mit welchen Kosten für eine Zentralküche gerechnet werden muss, wolle die Stadtverwaltung demnächst liefern.