Zwischen Neckar und Alb
„Wir brauchen mehr Transparenz“

Marlis Haller ist seit 2016 Kommunale Beauftragte für die Belange der Menschen mit Behinderungen (KBB) im Kreis Esslingen. Sie versucht, in Politik und Verwaltung den Blick für deren Alltagsprobleme zu schärfen.

Frau Haller, Sie sind seit knapp vier Jahren im Amt. Was hat sich für Menschen mit Behinderung hier im Kreis seitdem verändert?

Marlis Haller: Es haben sich viele Dinge verändert. Nehmen wir etwa die gesicherte Nachmittags- und Ferienbetreuung für Kinder in den Sozialpädagogischen Bildungszentren oder die Themen Schulbegleitung und Integrationshilfen im Kindergarten. Es wurden im Bereich Inklusion und Barrierefreiheit viele Konzepte auf den Weg gebracht.

Was sind die Hauptthemen der Menschen, die bei Ihnen Rat suchen?

Es sind häufig rechtliche Fragen. Habe ich Anspruch auf Hilfsmittel oder einen Schwerbehindertenausweis, wie kann ich meinen Arbeitsplatz absichern oder mit dem Nahverkehr mobil bleiben? Es geht aber auch um Fragen zu Ausbildungsmöglichkeiten oder um die Suche nach barriefreiem Wohnraum.

Viele Ältere nehmen Hilfen erst gar nicht in Anspruch. Sind die Verfahren zu kompliziert, bürokratische Hürden zu hoch?

Eine hohe Dunkelziffer gibt es vor allem, wo es um die Anerkennung einer Schwerbehinderung geht, also darum, einen Ausweis zu beantragen. Schwierigkeiten, sich im System zu orientieren, überhaupt die Übersicht zu haben, welche Möglichkeiten es gibt, Ansprüche geltend zu machen, haben schon viele. Aus meiner Sicht brauchen wir da noch mehr Transparenz.

Sie sind als Ombudsfrau Vermittlerin zwischen Betroffenen und der Verwaltung. Wie groß sind die Widerstände in Ämtern und Rathäusern beim Thema Barrierefreiheit? Dabei geht es ja immer auch ums Geld?

Das ist sehr unterschiedlich. Wenn ich rechtlich gute Argumente habe, erreiche ich oft sehr schnell etwas. Am Ende ist immer entscheidend, ob der Wille zu Veränderung vorhanden ist oder ob finanzielle Dinge im Vordergrund stehen. Es gibt schon Bereiche, in denen man dicke Bretter bohren muss. Deshalb ist es wichtig, Barrierefreiheit von Anfang an mitzudenken, bei der Stadtplanung und Quartiersentwicklung.

Welches Thema liegt Ihnen im Moment am meisten am Herzen?

Da gibt es viele. Ein Schlagwort ist sicher die Digitalisierung. Internet, Smartphone, Apps sind für Menschen mit einer Behinderung unheimlich wichtig. Wir müssen auch digitale Räume barrierefrei gestalten. Bernd Köble