Esslingen. Es ist selten, dass zwischen Esslingens Landrat Heinz Eininger (CDU) und den grünen Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann kein Blatt Papier passt. Wenn es um den bevorstehenden Beschluss der Länderkammer zum Digitalpakt geht, sind sich allerdings beide einig: Bildung muss weiter Ländersache bleiben. Statt wie mit den „Wanka-Milliarden“ Projekte zu finanzieren, brauche es eine verlässliche Förderung vom Bund - steuerfinanziert.
Egal wie die Debatte endet: Eininger könnte das Geld aus dem Digitalpakt derzeit gut gebrauchen. Die Anpassung der acht Kreisberufsschulen an die Erfordernisse von Handwerk und Industrie 4.0. ist in vollem Gang. Erst im November wurde an der Kirchheimer Max-Eyth-Schule mit viel Trommelwirbel eine Lernfabrik eröffnet, in der praxisnah Fertigungsprozesse und Vertriebsmethoden mithilfe von Robotern und virtuellen Arbeitsräumen erlernt werden. Branchenspezifische Grundlagenlabore gibt es auch an den Schulen in Nürtingen und Esslingen. An der Friedrich-Ebert-Schule in Esslingen-Zell lernen unter anderem Heizungsbauer aus dem ganzen Kreisgebiet den Umgang mit modernster Technik. Jetzt ist der nächste Schritt geplant: Damit die Schulen untereinander an gemeinsamen Projekten arbeiten und dabei mit Industrie- und Handwerksbetrieben kommunizieren können, sollen sie zu einer dezentralen Lernfabrik zusammengeschlossen und in der Cloud vernetzt werden. Kostenpunkt: mehr als 800 000 Euro.
Dabei rechnet der Kreis fest mit finanzieller Unterstützung aus der Wirtschaft und dem zuständigen Ministerium. Rund eine halbe Million Euro sind im Haushaltsplan für 2019 eingeplant. Die Hoffnung, dass das Geld auch fließt, ist berechtigt. Der Kreis gilt als Vorreiter bei der Digitalisierung in der beruflichen Bildung. Seit zehn Jahren bereits gibt es hier einen Medienentwicklungsplan, der Grundvoraussetzung ist für Fördergelder. „Wir drehen die Welt schneller weiter, als der Bund Mittel loseist“, kann sich Landrat Heinz Eininger einen Seitenhieb nicht verkneifen. „Ich hoffe, dass wir dafür nun nicht bestraft werden.“
Voraussetzung, dass aus Plänen Schulalltag wird, ist aber nicht nur Geld, sondern auch schnelles Internet. Sechs Schulen in Esslingen und Nürtingen verfügen inzwischen über Glasfaseranschlüsse mit einer Datengeschwindigkeit von einem Gigabit pro Sekunde. Die kaufmännische Schöllkopf-Schule und die Max-Eyth-Schule für Technik in Kirchheim, wo noch 100 Megabit der Standard sind, sollen bis spätestens 2020 folgen. Bis dahin will man alle acht Standorte auch flächendeckend mit W-Lan versorgt haben. Bernd Köble