Emanuel Gebauer ist neuer Leiter der Katholischen Erwachsenenbildung im Kreis
„Wir fanden ihn sympathisch“

Es war ein klares Symbol: Die Amtseinführung von Dr. Emanuel Gebauer als neuem Leiter der Katholischen Erwachsenenbildung im Landkreis Esslingen (KEB) begann in der Kirche Sankt Kolumban, der zweite Teil fand im Gemeindezentrum Sankt Kolumban statt.

Peter Dietrich

Wendlingen. Katholische Erwachsenenbildung, sagte Dekan Paul Magino, sei im christlichen Glauben gegründet, doch sie wolle in die Welt hinaus. „Mystik und Politik gehören zusammen, Glaube und Vernunft sind kein Gegensatz.“ Pastoralreferentin Dr. Ulrike Altherr betonte, ein Rückzug in ein frommes Ghetto sei nicht möglich. Sie beschrieb die katholische Erwachsenenbildung als „kulturelle Diakonie“. Es gehe um Fakten gegen viele Vorurteile und um eine klare Profilierung christlicher Werte in der Öffentlichkeit.

Zweiundzwanzig Jahre lang war Adalbert Kuhn das Gesicht der KEB. Als er in den Ruhestand ging, gab es viele Bewerber um die Nachfolge. „Das hat mich wirklich erstaunt“, sagte Thomas Bittner, der 1. Vorsitzende der als Verein organisierten KEB. Die Auswahl war nicht leicht, im August 2015 hatte der Vorstand gewählt. Warum fiel die Wahl auf Gebauer? „Er stand zu unserem Programm, das wir bisher gemacht haben“, sagte Bittner. „Achtzehn Jahre lang war er Leiter der Erwachsenenbildung in Waiblingen, er hat viel Erfahrung. Er ist ein kreativer Mensch, und wir fanden ihn einfach sympathisch.“ Am 1. Oktober 2015 trat Gebauer in Esslingen an, musste aber drei Monate lang noch parallel in Waiblingen Aufgaben abschließen.

„Die religiöse Begleitung ist eine Aufgabe, aber das ist nicht alles“, sagte Bittner. „Wir wollen Menschen Hilfe geben, dass ihr Leben gelingen kann.“ Das gelte besonders für Menschen in Armut und nach Schicksalsschlägen. „Wir wollen über den Tellerrand blicken, den Menschen zuhören.“ Was könne die KEB in der Flüchtlingskrise tun? Sie begleite ehrenamtliche Helfer in der Flüchtlingsarbeit, sie sei sehr schnell da gewesen.

Die KEB bedeute, dass Kirche nicht für sich selbst da sei, sondern für die Menschen, sagte Dr. Michael Krämer, Leiter der katholischen Erwachsenenbildung in der Diözese Rottenburg-Stuttgart. Die Erwachsenenbildung sei ein Ort des Dialogs. Gemeint sei kein sogenannter Dialog, bei dem nur Statements hintereinander aufgereiht würden oder einer alle anderen überzeugen wolle, sondern ein gemeinsames Ringen um Perspektiven. Die Erwachsenenbildung sei auch ein Ort der Begegnung, deshalb biete die KEB bis heute keine reinen Online-Schulungen an. Krämer beschrieb Gebauer als „einen Netzwerker, der in der Ökumene verwurzelt ist.“

Diese Vernetzung hat die KEB auch mit den Gewerkschaften, was sich in einer jährlichen, gemeinsamen Tagung zeigt. „Das hat lange Tradition“, sagte Magino. Er hatte Gebauer eine Wanderkarte des Landkreises Esslingen mitgebracht. „Die alte Kapelle in Wendlingen sehen wir gemeinsam an“, sagte er zu Gebauer, der Kunsthistoriker ist.

Es gebe nicht die Kirche und nebendran die Gesellschaft, sagte Gebauer in seinem Ausblick. „Sondern es gibt nur die Kirche in der Gesellschaft.“ Die KEB sei für alle Menschen da, unabhängig von Geschlecht, Bekenntnis, Alter oder sozialem Status. Er warnte davor, bei den diskutierten Fragen tagespolitisch zu kurz zu greifen. Als Beispiel für weitergehende Fragen nahm er die Flüchtlinge: „Was können wir beitragen, dass es keinen Grund zur Flucht mehr gibt?“