Lenningen. „Public Viewing“ über Sky war im Gutenberger Sportheim nicht nur samstagnachmittags an der Tagesordnung. Auch Tischkicker und Darts übten auf die Jugendlichen eine große Anziehungskraft aus. „Die Jungs hätten das Sportheim gerne gehalten“, sagt Klaus Wittwer. Der Gutenberger hat sich Zeit genommen, um den Austausch der Jugendlichen zu moderieren. Gemeinsam wird überlegt, wie sie sich ein neues Heim für ihre Freizeit vorstellen könnten.
„Wir brauchen eine Bleibe, damit wir uns treffen können“, betont Wittwers Sohn Oliver. „Wir wollen im Ort bleiben und nicht wegfahren müssen. Beim Sportheim hat alles gepasst.“ Tobias Ehni lobt vor allem, dass es eine Nichtraucher-Kneipe war. „Und wenn man hochgekommen ist, hat man immer jemanden gekannt.“ Sascha Bristle fand es geschickt, dass er jederzeit ins Sportheim gehen konnte. „Jetzt ist man immer auf jemanden angewiesen.“ Auch junge Erwachsene aus anderen Ortschaften trauern dem Vereinsheim nach. So beispielsweise Michael Fischer aus Grabenstetten. Mit einer Art Jugendkreis war er anderthalb Jahre lang nach Gutenberg gekommen, um dort einmal in der Woche auf dem Sportplatz zu trainieren. Dazu gehörte das anschließende Zusammensitzen im Sportheim. Eine Alternative haben die Hobbykicker noch nicht gefunden.
„Wir haben im Sportheim unsere Freizeit gemeinsam verbracht“, sagt der 18-jährige Robin Semsch aus Gutenberg. Früher hat sich die Clique an Bushaltestellen getroffen, doch dort war es eher schwierig. „Viele Leute haben sich angeboten, bei der Sanierung des Sportheims zu helfen“, sagt Robin und weist darauf hin, dass die Freunde verschiedene Handwerksberufe wie Schreiner, Flaschner oder Maurer lernen oder bereits eine abgeschlossene Ausbildung haben. Auch einige Ältere wären bereit zu helfen, um die Sanierungskosten zu drücken.
„Kurzfristig und mit Eigenleistungen könnte man mit 30 000 Euro hinkommen“, meint Ortsvorsteher Dietmar Jauss. Dringend ausgetauscht gehören laut Klaus Wittwer, Chef eines örtlichen Sanitär- und Heizungsbetriebs, die Wasserleitungen. Auch die Dämmung der oberen Geschossdecke hält er für nötig. Das Angebot des 51-Jährigen, das Material zum Selbstkostenpreis zur Verfügung zu stellen, steht nach wie vor. Während er seinen Vorschlag schon länger unterbreitet hatte, kommen die Jugendlichen erst jetzt aus der Deckung. „Dieses Gespräch hätten wir vor einem Jahr führen sollen und nicht nach dem Beschluss des Turnvereins, sich von der Liegenschaft zu trennen“, bedauert Dietmar Jauss, der daran erinnert, dass das Vereinsheim einst eine „Fußballgeschichte“ war und das Haus bereits nach wenigen Jahren auf die Unterstützung durch den Turnverein angewiesen war. Wie Bürgermeister Michael Schlecht pocht er auf ein Konzept und bietet an, bei möglichen Gesprächen mit dem Rathauschef dazuzukommen.
Wie das Sportheim konkret betrieben und der Unterhalt finanziert werden könnte, ist den Jugendlichen allerdings nicht klar. Die Ideen reichen von der Bewirtschaftung in Eigenregie mit wechselnden Diensten bis zum Kulturzentrum, doch setzen die Jugendlichen selbst große Fragezeichen hinter die dauerhafte Finanzierung. „Heizöl und Strom müssen bezahlt werden“, gibt Johannes Bächtle zu bedenken.
Als Alternative für zwanglose Treffen kommt das Aufstellen eines Bauwagens ins Spiel. „Ich gehöre nicht zu denen, die sagen, das hat vor 20 Jahren nicht geklappt, also kann es jetzt auch nicht gehen“, sagt Dietmar Jauss. Dass man in Gutenberg einen Platz finden würde, steht für ihn außer Frage. Hermann Wolfer, ein Gutenberger Bürger, der als Außenstehender dazugekommen ist, würde dennoch gerne am Sportheim festhalten. Es sei als Selbstläufer aufgebaut worden und habe die Gemeinde nichts gekostet. Ein Bauwagen eigne sich zudem nicht zum Dartsspielen.