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„Wir müssen die Blasmusik neu denken“

Vision Heiko Schulze ist in der Blasmusik-Szene gefragt. Als Direktor für Musik und Bildung beim Blasmusikverband in Plochingen hat er noch viel vor. Von Rainer Kellmayer

Heiko Schulze bekleidet nicht nur als Direktor für Musik und Bildung im Musikzentrum des Blasmusikverbands Baden-Württemberg (BVBW) in Plochingen eine führende Position. Auch durch die Ehrenämter als Bundesmusikdirektor der Bundesvereinigung deutscher Musikverbände, Vizepräsident des Bundesmusikverbands Chor und Orchester und als Artistic Director des internationalen Musikbundes CISM hat sein Wort Gewicht in der Welt der Musik. „Blasinstrumente begeistern mich seit frühester Jugend, und auch das Dirigieren hat mich schon immer fasziniert“, sagt der 1970 im sächsischen Döbeln geborene Schulze.

Der Weg an die Spitze indes war recht lang. Die Mutter meldete den jungen Heiko einst beim von einem Industriebetrieb getragenen Kinder- und Jugendblasorchester an. „Von Musikern des Rundfunk-Sinfonieorchesters Leipzig erhielten wir eine hervorragende Instrumentalausbildung“, erinnert sich Schulze. Er startete auf dem Flügelhorn, doch sein Lehrer riet ihm zu einem tieferen Blechblasinstrument. So machte der junge Musiker Bekanntschaft mit der Posaune, und später kamen noch Bariton und Tuba hinzu. In der betriebseigenen Fachschule erhielt Heiko Schulze eine duale Ausbildung: Er bereitete sich aufs Abitur vor und absolvierte parallel eine Ausbildung zum Elektriker. Zudem wurde er bald Leiter des Betriebsorchesters.

Praxisnahe Ausbildung

„Als ich 1989 meine Ausbildung abgeschlossen hatte, strebte ich eine Stelle im Leipziger Polizeiorchester an“, erzählt Heiko Schulze. Doch die politische Wende hat seinen Lebensweg in eine andere Richtung gelenkt. Er setzte seine Studien an der oberfränkischen Berufsfachschule für Musik in Kronach fort, später wechselte er auf das Meistersinger-Konservatorium in Nürnberg. „Von Professor Silvan Koopmann wurde ich sehr praxisnah ausgebildet“, sagt Schulze, der bereits während des Studiums verschiedene Blasorchester leitete.

Die Fachwelt wurde auf den aufstrebenden Musiker aufmerksam, und schon bald wurde er zum Stadtmusikdirektor und Leiter der Musikschule in Bad Lausick berufen. Zugleich war er Vorsitzender eines Fördervereins, der sich für den Erhalt des Leipziger Rundfunk-Blasorchesters einsetzte. Nach einigen Wirren wurde das bis dahin staatliche Profi-Blasorchester als GmbH selbstständig organisiert. 2000 wurde Heiko Schulze Intendant des Orchesters, gleichzeitig wurde ihm die Position des Direktors der dem Klangkörper angegliederten Bläserakademie übertragen. „Es war eine schwierige, aber auch sehr erfüllende Zeit“. Damals habe er viele bedeutende Dirigenten und Komponisten kennengelernt. Zudem gab ihm Jochen Wehner, der damalige Chefdirigent des Orchesters, dirigentisch den letzten Schliff.

Karriere nimmt Fahrt auf

Steil ging es in der musikalischen Karriere aufwärts. Schulze wurde Landesmusikdirektor in Sachsen, und 2006 wählte ihn die Bundesvereinigung Deutscher Musikverbände zum Bundesmusikdirektor Blasmusik. Ein weiteres Ehrenamt kam 2019 hinzu: Schulze wurde Vize-Präsident des Bundesmusikverbands Chor und Orchester. Sein Credo: „In diesen Funktionen sowie als Artistic Director der CISM möchte ich die Amateurmusik nach vorne bringen: Wir müssen die Blasmusik neu denken“.

Zentrum soll Leuchtturm werden

Diese Überzeugung prägt auch seine Arbeit im Musikzentrum in Plochingen. Als Direktor für Musik und Bildung leitet er die Bläserakademie und verantwortet das breitgefächerte Kursprogramm. „Es ist eine Herausforderung, den fachlichen Anspruch und die wirtschaftlichen Notwendigkeiten in Einklang zu bringen“, betont Schulze, der bei der Kursplanung von seinem internationalen Netzwerk profitiert: „Wir haben immer wieder hervorragende Kursleiter und Dozenten. Unser Programm ist breit aufgestellt und qualitativ hochstehend“.

In Plochingen fühlt sich Heiko Schulze wohl: „Die Zusammenarbeit mit der musikalischen Führung des BVBW funktioniert bestens. Gemeinsam wollen wir das Musikzentrum zu einem Leuchtturm der Blasmusik machen.“