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„Wir müssen die Kräfte bündeln“

Genossenschaftsbank Bruno Foldenauer, Vorstandssprecher der VR Bank Hohenneuffen-Teck, hat mehrere Fusionen mitgestaltet. In dieser Woche verabschiedet er sich in den Ruhestand. Von Frank Hoffmann

Mit Bruno Foldenauer räumt in dieser Woche ein Urgestein der Raiffeisenbank Teck seinen Schreibtisch. 47 Jahre hat Foldenauer bei genossenschaftlichen Banken in der Region gearbeitet, davon 34 Jahre als Vorstandsmitglied, zuletzt als Vorstandssprecher der VR Bank Hohenneuffen-Teck. Nahezu ein halbes Jahrhundert Bankgeschichte hat er damit miterlebt und mitgestaltet – fünf Jahrzehnte, in denen sich die regionale Bankenlandschaft grundlegend verändert hat.

Dass der 1958 in Gutenberg geborene Bruno Foldenauer 1975 gerade bei der Raiffeisenbank Teck in Owen landete, war eher Zufall und begann mit einem gehörigen Praxisschock: „Ich hatte mich bei mehreren Banken beworben, von der Raiba kam eben am schnellsten eine Zusage.“ Und so begann der junge Gutenberger am 1. September 1975 seine Ausbildung in Owen. „Statt der spannenden Aktiengeschäfte, die ich erwartet hatte, gab es aber zunächst vor allem staubige Archivarbeiten“, erinnert sich Foldenauer. „Und Leberkäsweckle holen gehörte damals auch zum Aufgabenbereich des Lehrlings.“

 

Statt spannender Aktiengeschäfte gab’s staubige Archivarbeiten.“
Bruno Foldenauer über seine ersten Wochen bei der Raiba Teck
 

1981 wechselte der junge Bankkaufmann vom Lenninger ins Neuffener Tal und wurde Kredit- und Anlageberater bei der Genossenschaftsbank Linsenhofen. Bereits 1984 folgte der nächste Schritt auf der Karriereleiter: Der 26-Jährige wurde in den Vorstand der Bank in Linsenhofen berufen und war damals das jüngste Vorstandsmitglied einer genossenschaftlichen Bank im Kreis Esslingen. 1987 schloss Foldenauer die Weiterbildung zum diplomierten Bankbetriebswirt ab und wechselte dann 1989 von Linsenhofen nach Grötzingen zur Genossenschaftsbank.

Zurück zur Raiba Teck ging’s 1993, zunächst als Prokurist und ab 1997 als Vorstandsmitglied. Bereits damals schlossen sich immer mehr der kleinen Genossenschaftsbanken zu größeren Einheiten zusammen. Die Owener Raiffeisenbank fusionierte 1999 mit der Weilheimer Bank, und Bruno Foldenauer wurde 2001 Vorstandssprecher des neuen Kreditinstituts. Der zunehmend scharfe Wettbewerb im Bankensektor, gepaart mit steigenden aufsichtsrechtlichen Anforderungen und einem niedrigen Zinsniveau, ließen Foldenauer und seine Kollegen rund zehn Jahre später über eine Vereinigung mit der benachbarten Volksbank Hohenneuffen mit Sitz in Frickenhausen nachdenken. „Die ersten Gespräche gab es im Biergarten in Owen“, sagt Foldenauer, und im Rückblick habe sich diese 2014 abgeschlossene Fusion zur VR Bank Hohenneuffen-Teck als „die absolut richtige Entscheidung“ erwiesen.

 

42

selbstständige genossenschaftliche Banken gab es in den 70er-Jahren im Kreis Esslingen. Derzeit sind es noch sieben, nach der Fusion von VR Bank Hohenneuffen-Teck mit der Volksbank Mittlerer Neckar noch sechs. Bundesweit hat sich in dieser Zeit die Zahl der Genossenschaftsbanken von 5700 auf 772 reduziert.

 

Und die nächste Fusion ist bereits in der Pipeline: Im kommenden Jahr wollen sich die VR Bank Hohenneuffen-Teck und die Volksbank Mittlerer Neckar zusammenschließen. Für manche Beobachter mag dieser Schritt überraschend kommen, für den scheidenden Vorstandsvorsitzenden der VR Bank ist es ein konsequenter Schritt im Interesse der Bankkunden und -mitglieder. Foldenauer nennt beispielsweise den immensen personellen und regulatorischen Aufwand, der für eine kleine Bank ähnlich umfangreich ist wie für eine große. „Und dann ist da natürlich die digitale Transformation, die mit der Pandemie enorm beschleunigt wurde.“ Immer mehr Routinegeschäfte werden nur noch online abgewickelt, und in die kleinen Filialen der Bank kommen an manchen Tagen nur noch zehn Kunden. Die Bank trage dem veränderten Kundenverhalten mit neuen Angeboten wie Beratungs-Chats, Co-Browsing, Video-Beratung oder Beratungsgespräche im Hause der Kunden Rechnung. Auch solche Angebote sind für ein großes Haus leichter zu schultern.

Hinzu kommt der immer noch harte Wettbewerb und das anhaltend niedrige Zinsniveau mit den entsprechenden Auswirkungen auf der Erlösseite. Angesichts dieser Herausforderungen sei der Gedanke an eine leistungsstarke Regionalbank entstanden, sagt Foldenauer. „Es ist ein partnerschaftlicher Zusammenschluss aus der Position der Stärke. Wir bündeln unsere Kräfte.“

 

20,8 

Millionen Euro Bilanzsumme konnte die Raiffeisenbank 1975 zum Auftakt von Bruno Foldenauers Banklaufbahn ausweisen. 1993 waren es bereits 134,4 Millionen Euro, und 2021 verzeichnete die VR-Bank eine Bilanzsumme von 1,017 Milliarden Euro.  

 

Die neue Bank werde größer, aber nicht unpersönlicher, verspricht Foldenauer. „Die Kundennähe bleibt eines unserer Markenzeichen.“ Auch die Mitarbeiter müssten sich keine Sorgen machen, fusionsbedingte Kündigungen werde es nicht geben, „ganz im Gegenteil: Wir suchen eher Mitarbeiter“.

Für Bruno Foldenauer, der für seine Verdienste bei der Vertreterversammlung in der Owener Teckhalle vor wenigen Tagen mit der Silbernen Ehrennadel des baden-württembergischen Genossenschaftsverbands ausgezeichnet wurde, beginnt nun ein neuer Lebensabschnitt. Und langweilig wird es dem frischgebackenen Rentner sicher nicht: Da ist zum einen der Alterssitz in Owen, der gerade gebaut wird, die gemeinsam mit der Partnerin bereits geplanten Radtouren – unter anderem von Garmisch an den Gardasee – oder Wanderurlaube in Südtirol. Auch die beiden Söhne freuen sich auf mehr gemeinsame Zeit mit ihrem Vater.

Nachfolger von Bruno Foldenauer als Vorstandssprecher wird Thomas Krießler.

 

Die neue genossenschaftliche Regionalbank

Mit der Fusion der VR Bank Hohenneuffen-Teck und der Volksbank Mittlerer Neckar entsteht eine neue genossenschaftliche Regionalbank mit einer Bilanzsumme von rund 5,7 Milliarden Euro, 46 Geschäftsstellen, 178 600 Kunden und 110 874 Mitgliedern sowie 737 Mitarbeitern. In der Rangliste der größten Genossenschaftsbanken in Deutschland steht die neue Bank auf Platz 33 und in Baden-Württemberg auf Platz sieben.