Kreis. Die Punkte in Sachen Kanzlerkandidatur hatte in den vergangenen Tagen eher der bayerische Ministerpräsident Markus Söder gemacht und am Sonntag seine Kandidatur bekannt gegeben. Gestern hat sich der CDU-Parteivorsitzende Armin Laschet die Unterstützung des Präsidiums und des Vorstands gesichert. Noch ist das Duell aber nicht entschieden.
Der Dettinger SPD-Kreisrat Jonas Kenner, der früher im Kirchheimer Stadtrat saß, geht aber davon aus, dass Armin Laschet nominiert wird. „Die guten Umfragewerte für Söder sind immer Momentaufnahmen gewesen“, glaubt er. Ein Argument gegen den Bayern, der zwar lauter und offensiver auftritt, sei: „Söder ist nicht massentauglich. Er hat ein Leben lang die Bayern herausgestellt.“ Viele könnten sich nicht vorstellen, dass er gleichermaßen die Interessen aller Deutschen vertritt, das habe schon den Kanzlerkandidaten Stoiber scheitern lassen. Dass Laschet als CDU-Vorsitzender auch für die Corona-Politik der Bundesregierung stärker mitverantwortlich gemacht wird, könnte sich ab Sommer mit geringeren Corona-Zahlen abschwächen, glaubt Jonas Kenner. Laschet bevorzuge die leiseren Töne, gilt als kompromissfähig und teamfähig. Diese gelten nicht als Haupteigenschaften Markus Söders.
Dafür punktet der bayerische Ministerpräsident mit dem Image des Anpackers vor allem bei den jüngeren CDU-Mitgliedern, meint Robert Beck, Vorsitzender der Kirchheimer Jungen Union. Mögliche neue Impulse würde man eher Söder zutrauen. Beck selbst zählt sich auch zu den „Jüngeren.“ „Grundsätzlich halte ich aber beide für geeignet, Kanzler zu werden“, betont er. Denn: „Ein ,Weiter so‘ gebe es auch mit Armin Laschet nicht. „Jeder hat seinen eigenen Stil“, sagt er. Was sich der JU-Vorsitzende allerdings von seiner Partei wünschen würde: „Sämtliche Mitglieder der CDU-CSU-Fraktion sollten über den Kanzlerkandidaten abstimmen“.
Die „schwierige Gemengelage“ in der CDU/CSU lässt die Kirchheimerin Lena Weithofer, Fraktionsmitglied der Grünen im Verband Region Stuttgart, neutral bleiben. „Man kann schwer einschätzen, wie viel Einfluss die CSU hat“, sagt sie. Dass eine Bundestagsfraktion aus zwei Parteien bestehe, gebe es sonst nicht. „Da hat es der bayerische Kandidat schwerer“, glaubt sie. Zwar liege ihr persönlich die vermittelnde Rolle (Armin Laschet) mehr als die dominante (Markus Söder), aber eine Präferenz hat die studierte Politikwissenschaftlerin nicht. Die Zurückhaltung gegenüber anderen Parteien wünscht sich Lena Weithofer auch von der CDU gegenüber ihrer Partei: Schließlich steht die Entscheidung für die oder den Kanzlerkandidaten auch bei den Grünen unmittelbar bevor.
Taktisch sieht Jonas Kenner die CDU in Zugzwang. Wenn eine Partei ihren Vorsitzenden nicht aufstellt, sei das ein Zeichen der Schwäche. Auf der anderen Seite: „Söder kann sein Gesicht auch wahren, wenn er nicht gewählt wird.“ Im Hinblick auf die Bundestagswahl macht sich der SPD-Politiker ohnehin keine Gedanken, wer der stärkere Gegner ist. „Ich gehe davon aus, dass keiner Kanzler wird.“ Thomas Zapp