Strukturwandel
Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut besucht das Scheufelen-Areal

Die CDU-Politikerin verschafft sich Einblicke über die herausfordernde Aufgabe, das über 20 Hektar große Gelände in Oberlenningen zukunftsfähig zu machen.

Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut (Mitte) informierte sich auf Einladung von Natalie Pfau-Weller in der ehemaligen Papierfabrik Scheufelen über die Start-ups und die städtebauliche Planung. Hermann Dauser (rechts) präsentiert seine Pappe auch Bürgermeister Michael Schlecht und Stefan Radlmayr (links). Foto: Markus Brändli

Großer Bahnhof für Baden-Württembergs Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut an der Gleiszufahrt zur ehemaligen Papierfabrik Scheufelen in Oberlenningen. Sie wurde auf Einladung der CDU-Landtagsabgeordneten Dr. Natalie Pfau-Weller unter anderem von Dr. Ulrich Scheufelen, Dr. Gisela Meister-Scheufelen und Bürgermeister Michael Schlecht zum Austausch erwartet und ließ sich beim dicht gedrängten Programm über die Situation dieses Standorts informieren.

Die Firma Scheufelen hat über einen langen Zeitraum dem Ort ihren Stempel aufgedrückt und für viele Arbeitsplätze gesorgt. Doch nach dem Aus der Firma stellen sich neue Herausforderungen – auch für die rund 8000 Einwohner zählende Gemeinde Lenningen. Was sich auf einem Teil des großen Areals bereits tut und was in Planung ist, darüber konnte sich die Ministerin einen Überblick verschaffen. 

Durch die Räume leitete Stefan Radlmayr, der in verschiedenen Positionen auf dem Areal tätig ist. Technologie muss sich aus seiner Sicht regional integrieren und weiterhin in der Lage sein, auf Topniveau zu bleiben. Das heißt forschen und weiterentwickeln. „Naturbasiertes Hightech-Papier kann außer uns keiner“, sagte er. 

„Willkommen in meiner Welt“, begrüßte Hermann Dauser, Geschäftsführer von Fibers, die Gäs­te. Er produziert Papier aus 100 Prozent Zellstoff. „Wasser und Wärme sind entscheidend, ebenso die Höhe der Temperatur und die Dauer. Damit habe ich mich die vergangenen 15 Jahre beschäftigt“, erzählt er. Die Nachhaltigkeit sei super, abgesehen von Altpapier sei man konkurrenzfähig. „Überall, wo Frischfasern im Lebensmittelbereich gebraucht werden – etwa Bäckertüten oder thermofähige Bons – kann unser Material verwendet werden.“

An technischer Spezialpappe arbeitet Dr. Manuel Clauss. Eingesetzt wird sie beim Transport von Energie. „Aber auch Batterie und Wasserstoff sind Themen“, sagte er. Papier sei eine Schicht, und in seinem Fall muss sie leitbar sein. Windenergie lasse sich damit speichern. Das Zauberwort heißt in dem Fall Karbonfaser. „Papiertechnologie ist unser Know-how – und geheim. Wir haben Papier neu interpretiert, produzieren schon Rollen“, sagte er stolz.

Professor Dr. Matthias Franz leitet das Institut für Naturstoffverarbeitung. Hopfen, Stroh, Sonnenblumen, Schafwolle oder Apfel­trester sind seine Zutaten. Damit lassen sich dank selbst entwickelter Formen, die mit dem 3D-Drucker hergestellt werden, passgenaue Verpackungsmaterialien produzieren – egal, ob rund, asymmetrisch oder mit vertieften Quadern. Alles, was das zu schützende Objekt auf seinem Transport benötigt, ist so machbar.

„100 Jahre nach der Weißenhof-Siedlung in Stuttgart sind wir Teil der Internationalen Bauausstellung in der Stadtregion Stuttgart – auch wenn wir ganz am Rand liegen“, zeigt Lenningens Bürgermeister Michael Schlecht die Dimensionen auf. Für eine kleine Kommune wie Lenningen sei das nicht von Pappe. Zukunftsfähig sei das Ganze nur dann, wenn es gelingt, Wohnen und Arbeiten in Einklang zu bringen. Diese Chance biete das Areal. „Die Papierfabrik war die Zukunft dieses Tals und der Albhochfläche – und dieses Areal kann wieder die Zukunft ausmachen, denn wir benötigen Arbeitsplätze“, warb der Schultes um Unterstützung für das ambitionierte Projekt und stieß dabei auf offene Ohren bei der Landesministerin.

„Wir müssen Forschung und Entwicklung unterstützen. Dieser Standort hat eine lange Industriegeschichte, zwei Start-ups sind entstanden. Wir alle hoffen auf neue Arbeitsplätze“, sagte Nicole Hoffmeister-Kraut. Mit immissionsarmen Produktionen lasse sich Wohnen und Arbeiten auf kurzen Wegen realisieren. 

Für Stefan Radlmayr ist der nächste Schritt wichtig: „Der Zugang zur Wachstumsfinanzierung sollte leichter sein. Das Geld kommt erst Monate nach der Bewilligung an. Bei der Hardware gibt es Lücken.“ Insbesondere für kleine Start-ups sei es schwierig, in große Maschinen zu investieren. Die Wirtschaftsministerin warb um Verständnis: „Wir müssen das Geld verantworten und sachgerecht verteilen. Wir arbeiten daran, schneller zu werden.“