Das Museum „Alte Post“ in Ebersbach hat eine neue, interessante, aber auch witzige Winterausstellung eröffnet. Auf drei Etagen können Besucher nach zweijähriger Corona-Pause kleinste und größere „Badezimmer-Miniaturen“ bestaunen. Es gibt wenig zu lesen, dafür umso mehr zu schauen, so Museumsleiter Uwe Geiger, der zur Einstimmung den Schlager zu Gehör brachte: „In meiner Badewanne bin ich Kapitän“.
Bürgermeister Eberhard Keller erinnerte bei der Vernissage an die Geschichte der Badewanne. Eine Badewanne zu haben, erst recht ein eigenes Zimmer dafür, war über eine lange Zeit nicht üblich, so wenig wie fließend warmes Wasser. Auch eine Toilette innerhalb des Hauses kannte man erst nach dem Zweiten Weltkrieg. Die jetzige Sammlung ist die Fortsetzung einer Reihe von früheren Sammlungen zu Miniaturtoiletten und Puppenküchen im Ebersbacher Museum. Bürgermeister Keller erwähnte, dass die Aussteller teilweise aus der Region oder aus der Stadt selbst kamen. Mit Herzblut seien diese bei der Sache.
Roland Schmitt, Sammler und dezidierter Kenner, stellte die Frage, ob es angesichts der Energiekrise noch richtig sei, zu baden. Dann ging Schmitt auf die Puppenstuben ein, die es seit dem 16. Jahrhundert gibt, aber zunächst nicht für das Spiel der Kinder gedacht waren. Das gesellschaftliche Leben sollte abgebildet werden. Ein Beispiel dafür ist die Puppenstube der verstorbenen Königin Elisabeth II. Sie bekam 1932 ein Puppenhaus in Lebensgröße geschenkt, das heute noch im Rosengarten der Royal Lodge in Windsor besucht werden kann.
Ein Badezimmer, so Schmitt, sei erst nach dem Zweiten Weltkrieg üblich gewesen. Die Aufgabe der Puppenstube war anfangs „Lernen durch Schauen“, erst später änderte sich das und es wurde „Lernen durch Spielen“ daraus. Schmitt sammelt seit 2010, es befinden sich 150 ältere und neuere Puppenbadezimmer von 1,5 Zentimeter bis zu 65 Zentimeter in seiner Sammlung. Zum Schluss seiner Ausführungen ging er noch der Frage nach, was die menschliche Seele zum Sammeln treibe: Leidenschaft und Geduld zum Sammeln, der Rest sei Glückssache.
Im Märklinbad fließt Wasser
In der Ausstellung können die Besucher die unterschiedlichsten Badezimmer-Miniaturen anschauen. Da gibt es kleinste Miniaturen, auch ein Badezimmer in einer Zündholzschachtel, eine grüne Miniatur aus DDR-Zeiten, ein rotbraunes Badezimmer aus Holz oder ein Retro-Badezimmer im englischen Stil aus dem 19. Jahrhundert aus Blech. Das Barbie-Badezimmer von 1970 ist aus Plastik in Bonbonfarben gefertigt. Das wertvollste Objekt steht prominent im Erdgeschoss des Museums und ist das Märklinbad, das funktionstüchtig mit Wasser bespielbar ist.
Info: Die Ausstellung kann von Dienstag bis Sonntag bis zum 5. März 2023 besucht werden.